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Angesichts rauer Bedingungen sind Arbeiten auf See mit besonderen Risiken verbunden. Der elfte Teil der HANSA-Serie zeigt, wie die Errichter von Windparks im Helgoland-Cluster damit umgehen.
Während in den beiden Windparks »Nordsee Ost« (RWE Innogy) und »Meerwind Süd/Ost« (WindMW) die In­stallationsarbeiten vorangehen, wird im[ds_preview] Baufeld von »Amrumbank West« (Eon Climate & Renewables) derzeit der Kolkschutz angebracht, bevor Richtung Ende des Jahres die ersten Fundamente gesetzt werden sollen. Gemeinsam ist den drei Errichterfirmen, dass ihnen die Sicherheit ihrer Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen ist.

Dass die Einsätze draußen auf See angesichts rauer Bedingungen und weiter Entfernungen zum Festland mit besonderen Risiken verbunden sind, liegt auf der Hand. Der aktuelle Serienteil beleuchtet einige der Maßnahmen, die die Unternehmen zum Schutz ihrer Angestellten ergreifen. Perspektivisch könnte dabei auch Helgoland eine wichtige Rolle übernehmen.

Schon während des Verfahrens zur Genehmigung eines Meereswindparks ist dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ein Schutz- und Sicherheitskonzept (»SchuSiKo«) vorzulegen, in dem Richtlinien zum Gesundheitsschutz und zur Arbeitssicherheit sowie die für den Notfall vorgesehene Rettungskette dargelegt werden. Dabei handelt es sich um ein lebendes Dokument, erläutert Kristin Schröder, bei WindMW für den Bereich Health, Safety and Environment (HSE) verantwortlich.

»Am Anfang war das alles noch sehr theoretisch, jetzt wird es Stück für Stück an die Praxis angepasst.« Gut ein Jahr nach Baubeginn arbeitet WindMW derzeit an der vierten Version des Konzepts: Unter anderem wurde darin die signifikante Wellenhöhe, bei der ein Übergang vom Crew Transfer Vessel zur Anlage erlaubt ist, auf 1,5 m festgelegt. Außerdem gehen immer mindestens drei Mitarbeiter auf die Anlage, damit sich im Fall der Fälle zwei um den verletzten Kollegen kümmern können. Ein ganz wesentlicher Bestandteil der Vorkehrungen ist laut Schröder, dass alle Techniker diverse Trainings absolvieren und regelmäßig auffrischen – das geht vom »Überleben auf See« über Erste-Hilfe- und Kletterkurse bis hin zu Brandschutzübungen.

Erste Hilfe ist auf See besonders wichtig

RWE Innogy handhabt das ganz ähnlich. Kenntnisse in Erster Hilfe hätten im Offshore-Bereich eine ganz besondere Be­deutung, erläutert HSE-Manager Thomas Schuchart. »Das unterscheidet sich kolossal von Erster Hilfe an Land: Wenn auf See etwas passiert, dauert es im Regelfall eine halbe Stunde, bis ein Arzt da ist, und in dieser Zeit müssen die Kollegen die Vitalfunktionen des Verletzten aufrechterhalten.« Kritische Situationen können sich seiner Aussage zufolge vor allem beim Überstieg vom Schiff auf die Anlage sowie bei Tauchgängen am Fundament ergeben, die man daher nach Möglichkeit vermeide.

Wie WindMW arbeitet auch RWE mit dem Dienstleister Wiking Helikopter Service zusammen, der rund um die Uhr zur Verfügung steht und bei Bedarf so schnell wie möglich für ärztliche Hilfe sorgt. Darüber hinaus haben beide Unternehmen Verträge mit der Gesellschaft für Maritimes Notfallmanagement abgeschlossen, die die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger als industriefinanzierte Tochter für die Offshore-Windbranche gegründet hatte und die seither zur Koordinierung von Einsätzen in Notfällen bereitsteht.

Ganz so weit ist man bei Eon Climate & Renewables noch nicht. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand das Unternehmen laut HSE-Manager Marc Anton kurz vor Vertragsabschluss mit einem Dienstleis­ter, der die komplette Rettungskette abdecken soll. Zusätzlich zum SchuSiKo, dessen erste Version gerade überarbeitet wird, hat das Unternehmen zehn »goldene Take-Care-Regeln« eingeführt. Unter anderem heißt es darin, dass jeder Beteiligte das Recht habe, einen Arbeitsschritt abzubrechen, wenn er jemandes Gesundheit oder Sicherheit gefährdet sehe. Anton kann sich gut vorstellen, Helgoland künftig nicht nur als Service- und Betriebsstation, sondern auch als Basis für Notfallrettungen zu nutzen. »Das hätte den großen Vorteil, dass man mit dem Hubschrauber viel kürzere Wege hätte und so eine schnellere medizinische Versorgung gewährleisten könnte.« Derzeit führe man mit RWE und WindMW Gespräche hierzu mit dem Ziel, für die Zeit nach der Konstruktionsphase eine gemeinsame Lösung zu finden.

Die Sicherheit ist nur eines von vielen Themen, mit denen sich Errichter von Offshore-Windparks auseinanderzusetzen haben. Ein weiteres ist der Lärm, der beim Installieren der Fundamente durch das Rammen der Pfähle entsteht. Im nächsten und vorletzten Teil der Helgoland-Serie wird es um Maßnahmen zur Rammschallminderung gehen.


Anne-Katrin Wehrmann