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Die Kartellbehörden haben den beiden Klassifizierungsgesellschaften erlaubt, sich zusammenzuschließen. Hamburg bleibt als Sitz des Geschäftsbereichs maritime Wirtschaft ein gewichtiger Standort

Die zuständigen Wettbewerbsbehör­den Südkoreas, der USA, der Europäi­schen Union und Chinas haben nach rund neun Monaten Prüfzeit die[ds_preview] Fusion der Klassifizierungsgesellschaften Det Norske Veritas (DNV) und Germanischer Lloyd (GL) ge­nehmigt. Beide Unternehmen blicken auf eine rund 150-jährige Geschichte zurück und genießen international hohes Ansehen. Der neue Konzern firmiert unter dem Namen DNV GL Group und beschäftigt an 300 Standorten in mehr als 100 Ländern rund 17.000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz beträgt 2,5 Mrd. €.

Mit der neuen Gruppe entstehe die größte Schiffsklassifikationsgesellschaft der Welt, gab der Konzern bekannt. Zugleich steigt die Gruppe unter die führenden Anbieter von Prüf- und Inspektionsdienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie auf. Auch in den Bereichen Windenergie und intelligente Stromnetze beansprucht der Konzern eine Führungsrolle. Die DNV GL Group zählt zudem zu den weltweit bedeutendsten Zertifizierungsstellen für Managementsysteme.

»Wir sind außerordentlich zufrieden, dass alle maßgeblichen Wettbewerbsbehörden der Fusion zugestimmt haben. Ziel des gemeinsamen Konzerns ist ein starkes und nachhaltiges Wachstum«, sagte Henrik O. Madsen, CEO des neuen Konzerns und bisheriger Chef von DNV mit Hauptquartier in Norwegen. In Høvik bei Oslo liegt nun auch der Hauptsitz des fusionierten Unternehmen.

Am Standort Hamburg bleiben die rund 1.400 Arbeitsplätze des GL und 100 von DNV bestehen. Laut Madsen ergänzen sich beide Konzerne durch den Zusammenschluss in Geschäftsfeldern und Kompetenzen. Die Fusion zweier Klassifizierer sei eine Premiere, die vor allem dem engmaschigen Niederlassungsnetz und der Breite der angebotenen Produkte und Dienstleistungen zugute komme. Madsen zufolge sollen auch weiterhin hohe Investitionen in Forschung und Technologie erfolgen.

Ein Zusammengehen beider Konzerne war schon in der Vergangenheit mehrfach Thema. Zum Erfolg führte der Einstieg des Hamburger Investors und Tchibo-Erben Günter Herz. Der GL gehört seit 2006 zum Unternehmen Mayfair, das Herz und seine Schwester Daniela Herz-Schnoeckel geschaffen haben. Madsen überzeugte Herz 2012 von seinen Fusionsplänen. Eigner von DNV ist die DNV-Stiftung, die nun 63,5 % der Anteile am fusionierten Unternehmen hält und Mayfair die restlichen 36,5 %. Als Grund, in die Fusion einzuwilligen, nannte Herz das Ziel, den GL weiter international auszubauen, was aus eigener Kraft wesentlich schwieriger geworden wäre.

Aufgrund steigender Risiken in einer immer komplexeren Industrie rechnet die DNV GL Group mit steigender Nachfrage nach ihren Dienstleistungen. »Ein unzureichendes Risikomanagement kann Unfälle und Umweltschäden verursachen, zu einem erheblichen Verlust von Vertrauen und Glaubwürdigkeit führen und ganze Unternehmen in die Schieflage bringen«, so Madsen. Hier könne mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit erreicht werden. Auch wenn sich die Bilanz der Industrie im Hinblick auf Konformität mit Normen und Regelwerken für Sicherheit und Umweltschutz in den vergangenen Jahren verbessert habe, sieht Madsen noch erhebliches Verbesserungspotenzial: »Die Regularien werden strenger, aber an der internationalen Kontrolle hapert es. Die Industrie braucht starke, unabhängige Partner.«

Seit dem 12. September arbeiten DNV und GL nun als gemeinsames Unternehmen. Bisherige Kunden sollen während des weiteren Integrationsprozesses ihre vertrauten Ansprechpartner behalten. Auch alle Zertifizierungen und Genehmigungen behalten ihre Gültigkeit.

Was das Management betrifft, so führen der bisherige GL-Chef Erik van der Noordaa und der bisherige DNV-Manager Tor E. Svensen die in Hamburg ansässige Sparte maritime Wirtschaft gemeinsam. Weitere verantwortliche Manager im Executive Committee sind u.a. Pekka Paasivaara (Öl & Gas), David Walker (Energie), Luca Crisciotti (Business Assurance) und Joachim Segatz (Global Shared Services).

SG/nis