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Das Russian Register feiert 100-jähriges Jubiläum. Der Klassifizierer blickt als einer der weltweit führenden auf einzigartige Geschäftsfelder
Die Klassifikationsgesellschaft Russian Register (RS) feiert in diesem Dezember ihr 100-jähriges Bestehen. Heute beschäftigt RS rund 1.500 Mitarbeiter, darunter[ds_preview] 850 Inspektoren. Anfang 2013 waren 5.000 Wasser­fahr­zeu­ge bei RS gelistet, die weit meisten von ihnen dienen zivilen Zwecken. In den Anfängen des heutigen Russian Maritime Register of Shipping standen indes Kriegsschiffe im Zentrum der prüfenden Betrachtungen. So war der Name Russian Register lange eng mit der Entwicklung Russlands zur Seemacht verknüpft.

Eine Order des Ministeriums für Industrie und Handel des Zaren gab den Startschuss für eine der bedeutendsten Klassifizierungsgesellschaften der Welt. Entstanden am 31. Dezember 1913, gab RS im Jahr 1915 die ersten Regulierungen für Seeschiffe aus, gefolgt von der ersten Schiffsliste 1916. Erst Jahre nach Entstehung der Sowjetunion erfolgte die Umbenennung in »USSR Register« im Jahr 1924. Die ersten Klassifizierungsvorschriften für seegängige Stahlschiffe folgten 1930 und 1945 die ersten dauerhaften Niederlassungen im Ausland. Im Jahr 1969 trat der Klassifizierer dem Internationalen Verband International Association of Classification Societies (IACS) bei, in dem die 13 führenden Institutionen dieser Art mit mehr als 90 % der Tonnage der Welthandelsflotte zusammengeschlossen sind.

Traditionsreicher Name, neue Aufgaben

Seit 1992 firmiert das Russian Maritime Register of Shipping wieder unter seinem alten Gründungsnamen. Das international tätige Unternehmen mit Sitz in St. Petersburg führte im Jahr darauf ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 und entsprechend den Anforderungen für Qualitätsmanagementsysteme MAKO ein. Aktuell verfügt RS über ein gültiges QM-Zertifikat von SAI Global.

Heute verfolgt die Einrichtung am Dvortsovaya-Ufer vor allem folgende Ziele: die Sicherheit auf See, die sichere Schiffsnavigation, die Sicherheit der See- nebst Inlandswasserstraßen sowie den Umweltschutz. Die Einrichtung gliedert sich in 15 Geschäftsbereiche. Neben der jeweiligen Sichtung und Prüfung der technischen Dokumentation von Wasserfahrzeugen und entsprechender Ausrüstung bildet die Inspektion der Systeme (Rettungsmittel, Erdgasanlagen etc.) mit entsprechender Beurkundung einen weiteren Schwerpunktbereich. Die Begutachtung von Anlagen der Tiefsee-Erdölgewinnung gehört ebenfalls zum Geschäft wie die Beratung in den Bereichen Planung, Ausbau und Organisation für die verschiedenen Anlagenindustrien von der Erdölgewinnung bis hin zur chemischen Industrie.

Ferner befasst sich RS mit der Zertifizierung gewerblicher Produktionen sowie mit Erzeugnissen allgemeinindustrieller Bestimmung, insbesondere mit Containern, Behältern und Verpackungsmitteln nach GOST R. Aber auch Umweltmanagementsystemen nebst Systemen zur Verwaltung des Arbeitsschutzes gilt zusammen ein Geschäftsbereich. Hier arbeitet RS nach internationalen Standards gemäß ISO 9000, ISO 14000 und OHSAS 18001.

Das breite Aufgabenspektrum erstreckt sich darüber hinaus über das Aufmaß von Wasserfahrzeugen über Kontrollen des Betriebszustandes von Wasserfahrzeugen und See­objekten sowie die Auswertung von Kostenvoranschlägen, u. a. von Schiffbauunternehmen. Als föderale autonome Behörde begutachtet RS zudem die Einhaltung der internationalen Konventionen und stellt entsprechende Urkunden im Auftrag von Flaggenstaaten aus. Die Begutachtung von Crewinggesellschaften bildet einen weiteren Geschäftsbereich sowie auch der Klassenwechsel (Class Change).

Partner internationaler Institutionen

RS ist durch die EU anerkannt und aktives assoziiertes Mitglied der Intertanko, Intercargo und Bimco. Ständig kommen neue Kooperationspartner hinzu. So erhielt RS im Oktober die offizielle Anerkennung der zypriotischen Seefahrtsverwaltung. Der seit Mitte September amtierende neue CEO Sergey Sedov sagte zu diesem Anlass: »RS wird durch die maritimen Verwaltungen von 70 Flaggenstaaten anerkannt. Wir sehen unsere Hauptaufgabe in der Förderung der Sicherheit der Schifffahrt, der Sicherheit des menschlichen Lebens auf See und des Umweltschutzes. Nur durch die Zusammenarbeit mit den maritimen Verwaltungen, insbesondere mit der maritimen Administration Zyperns, werden wir gute Ergebnisse in unserer Aktivität erreichen.<<

RS ist zudem ein gefragter Gastgeber, beispielsweise der Konferenz »Arctic Shipping and Offshore Activities« im Oktober.

So versteht sich RS als Weltmarktführer bei der Konzeption von Schiffen der Eisklasse. Rund 3.350 der bei RS gelisteten Schiffe haben eine entsprechende Zulassung (Stand Anfang 2013). Darunter befinden sich 32 Eisbrecher. Weitere 90 entsprechende Schiffe sind derzeit im Bau, unter ihnen vier weitere Eisbrecher. Aufgrund der langjährigen Erfahrung in diesem Segment nahm RS auch die 22 km von der Küste entfernt in der Barentssee gelegene Anlegestelle »Varandey« ab. Sie ist Teil des am weitesten nördlich gelegenen ganzjährig betriebenen Ölterminals der Welt, das der russische Lukoil-Konzern bewirtschaftet (12 Mio. t Jahreskapazität). Die Ausgangsposition des Klassifizierers angesichts der wachsenden Bedeutung der Nordostpassage für die Handelsschifffahrt ist somit denkbar günstig.

Eine weitere Besonderheit ist das Engagement in der zivilen maritimen Nutzung der Atomkraft. Als einziger Klassifizierer schließt RS eine Klassenorm entsprechend betriebener Schiffe ein. RS kann dabei auf Erfahrungen aus der 2009 gefeierten 50-jährigen Tradition der russischen Seeatomflotte zurückgreifen. 1959 erteilten die Experten dem ersten Atom-Eisbrecher der Welt namens »Lenin« die Zulassung.

Die Arbeit in diesem Segment geht bis heute weiter: Die Kiellegung eines modernen nuklearbetriebenen Eisbrechers mit 60 MW Gesamtleistung ist in Planung. Einen weiteren Höhepunkt in der langen Historie erfolgreich von RS abgenommener Eisbrecher stellt das im Oktober 2012 von Admirality Shipyards in St. Petersburg übergebene und von RS klassifizierte Forschungsschiff »Akademik Treschnikow« dar. Das 133,59 m lange Flaggschiff der russischen wissenschaftlichen Forschungsflotte fungiert für das russische Hydrologische Institut (Rosgidromet) als Eisbrecher, Tanker, Forschungs- und Passagierschiff in einem.

Nicht nur Schiffen gilt der prüfende Blick, RS widmet sich auch der Klassifizierung von Seeanlagen, Schiffsmaterialien und See­industrieerzeugnissen. So übernimmt RS Qualitätskontrollen sowie Untersuchungen auf Konformität mit internationalen und nationalen Anforderungen. Anfang 2012 verwaltete RS entsprechend 4.335 gültige Typengenehmigungsurkunden für Mate­rialien und Erzeugnisse der maritimen Wirtschaft. Insgesamt 1.945 Firmen vom Dienstleister bis zum Hersteller verfügen somit über eine RS-Zulassung.


SG/RS