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Nachdem die bisherigen Erprobungen erfolgreich verlaufen sind, will die GICON-Firmengruppe nun einen ersten Prototypen ihres schwimmenden Offshore-Fundaments in der Ostsee installieren.
Dass die Offshore-Windbranche die Kosten senken will und muss, ist bekannt – dass sich ein Großteil des weltweiten Meereswindpotenzials in[ds_preview] Regionen mit hohen Wassertiefen befindet, die mit feststehenden Fundamenten nicht zu erschließen sind, ebenfalls.

Die Dresdner GICON-Gruppe (Großmann Ingenieur Consult), ein Zusammenschluss verschiedener Engineering- und Consultingunternehmen mit Niederlas­sungen in ganz Deutschland, hat für beide Herausforderungen nun eine Lösung entwickelt: das »Schwimmende Offshore-Fundament« (GICON-SOF), das nach erfolgreichen Versuchen an der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA), am Maritime Research Institute in den Niederlanden (MARIN) und an der Technischen Universität Berlin nun erstmals in Originalgröße getestet werden soll. Potenzielle Kunden sieht das Unternehmen nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und den USA, wo die Erfindung seit einigen Monaten patentrechtlich geschützt ist.

Noch im Verlauf dieses Jahres soll ein erster Prototyp im Küstenmeer Mecklenburg-Vorpommerns in der Nähe des Offshore-Windparks »EnBW Baltic 1« installiert werden. Geplanter Baubeginn ist im Juli: Während mit der Vorfertigung der Tragwerkskonstruktion bereits die ESG Edelstahl und Umwelttechnik Stralsund, ein Unternehmen innerhalb der Firmengruppe, betraut worden ist, wird für die Endfertigung derzeit noch ein Auftragnehmer gesucht. Möglicher Kandidat hierfür ist nach Angaben von GICON-Geschäftsführer Professor Jochen Großmann die Volkswerft Stralsund.

Finanziert wird das Projekt aus Eigenmitteln und aus Fördergeldern des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Nach der für 2015 vorgesehenen Installation eines weiteren Funktionsmusters in der Nordsee soll das SOF ab 2017 schließlich Serien­reife erlangen. »Wenn alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, werden wir bei den Schwimmfundamenten Weltmarktführer sein«, kündigt Großmann an. In diesem Fall sei die Schaffung von 500 bis 1.000 Arbeitsplätzen möglich.

Flexible Installation ohne zusätzliches Errichterschiff

Die Entwicklung der neuartigen Gründung erfolgte in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern, unter anderem der TU Bergakademie Freiberg, der Universität Rostock und der Firma Jähnig. Vorigen Sommer ist GICON darüber hinaus eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) eingegangen, um gemeinsame Forschungsvorhaben im Bereich der schwimmenden Windenergieanlagen zu realisieren. Deren großer Vorteil ist laut Großmann ihre Flexibilität: So könne das SOF in Wassertiefen zwischen 18 und 500 m eingesetzt und ohne zusätzliche Errichterschiffe praktisch witterungsunabhängig installiert werden, da es inklusive der schon an Land montierten Turbine zu seinem jeweiligen Standort geschleppt werde. »Je weiter man rausgeht, umso schwerer wiegen die Vorzüge«, erläutert der GICON-Chef. »Aber auch in geringeren Wassertiefen hat das Fundament wegen seines geringen Installations- und Wartungsaufwands sowie der vergleichsweise niedrigen Herstellungskosten Wettbewerbsvorteile.« Berechnungen hätten ergeben, dass sich eine Kilowattstunde Strom je nach Turbinengröße zwischen 15 und 30% günstiger als mit herkömmlichen Gründungen erzeugen lasse.

Das »Schwimmende Offshore-Fundament« soll mit Auftriebskörpern versehen werden, die durch im Meeresboden verankerte Seile unter Wasser gehalten werden und so für Stabilität sorgen. Nach Unternehmensangaben haben die bisherigen Versuche mit kleineren Mustern gezeigt, dass sich das System bei Belastung durch Wind und Wellen äußerst stabil zeige und trotz seiner Seilabspannung genauso kleine Bewegungen im Betriebszustand aufweise wie feststehende Fundamente. Die Befestigung des SOF sei unterdessen ökologisch schonender, weil man auch in der Verwendung der Anker flexibel sei, heißt es: So könne man beispielsweise in Gebieten mit Schweinswalen Schwerkraftlösungen bei der Verankerung verwenden, wodurch das sonst nötige Rammen komplett entfalle.

Anne-Katrin Wehrmann