Halbzeit!

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Juni 2014 – Fußballweltmeisterschaft und Sommerferien stehen vor der Tür, All­tägliches rückt in den Hintergrund. Zeit für eine kleine Bilanz[ds_preview]: Was hat das Schiff­fahrtsjahr 2014 bislang gebracht?

An den Chartermärkten ist die Situa­tion unverändert schwierig. Einige Seg­mente, gerade die kleineren, zeigen zwar eine festere Tendenz und liegen über dem Niveau von 2012/13, allerdings decken die Einnahmen bei vielen Schiffen weiterhin nicht Betriebskosten, Zins und Tilgung. Will heißen: »Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.« Wobei Letzteres einge­schränkt werden muss: Es sind in die­sem Jahr erneut Dutzende Schiffsfonds pleite gegangen, weitere Reedereien wer­ den verschwinden. Positiv bleibt aber zu vermerken, dass die Abwärtstendenz an den Märkten gestoppt ist. So befindet sich die Aufliegerflotte auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2011. Wann es jedoch aus der Phase der Bodenbildung in einen Aufschwung übergeht, ist weiterhin nicht prognostizierbar. Die Schifffahrtsindus­trie kann den Zeitraum verkürzen, wenn jetzt nicht weiter in großem Stil Tonnage bestellt wird.

Im hiffbau hat sich di hat sich die Stimmung inzwischen »deutlich aufge­hellt«, hieß es kürzlich vonseiten des Bran­chenverbands VSM (S. 26). 2014 habe stär­ker begonnen als das Vorjahr. Das tut auch not, denn 2013 war mit 20 abgelieferten Seeschiffen und einem Auftragswert von rund 2 Mrd.€ ein schwaches Schiffbau­jahr. Auch im Nischenschiffbau gibt es eine kritische Untergrenze, die nicht un­terschritten werden darf, sonst droht mit dem fortschreitenden Abschmelzen von Werftbelegschaften ein Know­-how­-Verlust. Jüngste Orders wie der australischen Ree­derei SeaRoad für eine LNG­-RoRo­-Fäh­re bei FSG (S. 6) oder der asiatischen Star Cruises für einen weiteren Kreuzfahrt­neubau bei der Meyer Werft zeigen an­ dererseits die Attraktivität des Schiffbaustandort Deutschlands bei ausländischen Bestellern. Wenn künftig noch mehr Off­shore­Spezialschiffe hierzulande gebaut oder umgerüstet werden, wie etwa zurzeit bei der Lloyd Werft (S. 32), zunehmend komplexe LNG­-Projekte hereinkommen und auch die Nachfrage nach Energieeffizienz steigernden oder Umweltauflagen er­ füllenden Maßnahmen anzieht, muss ei­nem um die deutsche Werftbranche nicht bange sein. Dass Sietas, die Volkswerft Stralsund und die Peene­Werft von neuen Eignern weiterbetrieben werden, ist ein gu­tes Zeichen.

Im Offshore-Windsektor scheint es nach schwierigen Jahren nun auch wie­ der aufwärts zu gehen (S. 38). Immerhin besteht von politischer Seite endlich Pla­nungssicherheit – wenn auch kleiner ge­ plant werden muss. Die Energiewende indes wird nicht mehr zurückgedreht wer­den. Und die Lernkurve in der Offshore­ Windindustrie geht steil nach oben. Ein Park nach dem anderen geht zurzeit ans Netz, Verzögerungen und Probleme beim Anschluss lassen nach. Gleichzeitig neh­men die Projekte immer größere Umfänge an, sodass mit der zunehmenden Industri­alisierung die Kosten sinken werden. An­gesichts dieser positiven Signale bestehen gute Chancen, dass sich das aktuelle Auf­tragsloch bald wieder füllt.

In diesem Sinne: Alles wird gut! Und ge­nießen Sie den Sommer …


Nikos Späth