P3, 2M, C+?…

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In der Containerlinienschifffahrt dreht sich das Buchstaben-Zahlen-Karussell munter weiter. Nach dem chinesischen Veto gegen die Kooperation der drei[ds_preview] Großen Maersk, MSC und CMA CGM wollen sich zumindest Kopenhagen und Genf nicht so schnell von ihrem Kurs abbringen lassen. Zurück auf Los, Mund abwischen, Plan B aus der Tasche zaubern – das dürften sich Maersk und MSC gedacht haben, als Peking ihrem detailliert ausgetüfteltem P3-Projekt einen Riegel vorschob. Nun also »2M« (S. 4). 185 Schiffe mit 2,1 Mio. TEU statt 252 Schiffe mit 2,6 Mio. TEU bedeuten weniger Marktmacht als eigentlich geplant. Inwieweit sich die Wettbewerbsbehörden davon überzeugen lassen, wird auch davon abhängen, ob das geplante Koordinierungsgremium weniger unabhängig agiert als es die zentrale P3-Einrichtung in London tun sollte. Oder überwiegt in China die grundsätzliche Abneigung gegenüber Kooperationen, unter denen die eigene Reedereibranche leidet? Maersk hat bereits zum Ausdruck gebracht, dass mit keinen Bedenken gerechnet wird. Angesichts der mitunter »unkonventionellen« Maßnahmen der chinesischen Politik zum Schutz der eigenen Wirtschaft bleibt es dennoch spannend.

Interessant ist auch das weitere Vorgehen des Dritten im gescheiterten P3-Bunde. Wie sieht der Plan C(MA CGM) aus? Schnell kamen Gedankenspiele über eine Zusammenarbeit mit UASC und CSCL auf. Die französische Reederei steht zunächst mit leeren Händen da. Sie braucht Partner, um im Kooperationsgeflecht zwischen 2M, CKYHE und G6 nicht den Anschluss zu verlieren. Nicht zuletzt die deutschen Trampreeder beobachten die Entwicklung aufmerksam. Einen Wachwechsel gab es in ihrem Markt bereits. Zum ersten Mal seit den 1970er Jahren steht kein deutscher Eigner an der Spitze. Die Krise um die Schifffahrt im Allgemeinen und das KG-Modell im Besonderen hat Spuren hinterlassen. Neuer Marktführer – mit großem Orderbuch – ist Seaspan aus Kanada vor Claus-Peter Offen.

Eine anderes Segment, in dem deutsche Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, sieht derweil etwas Licht am Horizont. Im MPP- und Schwergutsegment hofft man auf positive Effekte aus den USA und vom dortigen Ausbau der Gasförderindustrie (S. 76). Wer hätte gedacht, dass von dort noch einmal ein Reindustrialisierungsschub zu erwarten ist – mit entsprechenden Folgen für die Nachfrage nach Transporten von Industrieanlagen? Zwar ist das Ratenniveau noch alles andere als hervorragend. In der Branche tut sich aber (wieder) etwas – mit Neubaubestellungen und Flottenmodernisierungsplänen. Auch reißen Spekulationen um Fusionen und Investorenaktivitäten nicht ab.

Die Schifffahrtsmärkte stehen nicht still. Von Langeweile kann keine Rede sein. Eine interessante Lektüre wünscht Ihr


Michael Meyer