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Sehr geehrter Herr Malchow,

jahrelang lese ich die einschlägigen deutschen Schifffahrts-Magazine und kann mich nicht erinnern, auch nur eine[ds_preview] vorsichtig-skeptische Zeile zum Größenwachstum der Containerschiffe gelesen zu haben. Völlig unreflektiert werden immer nur die Vorzüge immer größerer Schiffe benannt und damit postuliert, dass der Rest der Schifffahrtswelt die notwendige Infrastruktur bereit zu stellen habe.

Ihr wohltuender Aufsatz »Größenwachstum von Containerschiffen …« in HANSA 07/2014 zeigt endlich einmal die ökonomischen Zusammenhänge auf, die damit verbunden sind. Hoffentlich startet damit eine Diskussion, die neue Betrachtungsweisen eröffnet und nicht nur den ewig gleichen Schlagabtausch zwischen Kostenminimierungsideologen, Hafenlobbyisten und grünen Ökos betrachtet.

Denn Sie haben ja völlig Recht, wenn Sie auf das stetig wachsende Missverhältnis zwischen öffentlichem Aufwand und volkswirtschaftlichem Ertrag hinweisen. Vor dieser Sichtweise verschließt die Branche normalerweise Augen und Ohren. Hauptsache der eigene Hafen rutscht im globalen Ranking nicht zwei oder gar drei Plätze runter.

Mir gefällt Ihr Beispiel mit der Tankschifffahrt sehr gut. Hier ist offenbar, dass mehr Größe geht, aber nicht sein muss, weil nicht gebraucht. Solche Grenzbetrachtungen vermisse ich in der Fachdiskussion ganz: Für Riesenschiffe ungeeignete Hafenstandorte werden nicht mehr angelaufen werden können. So tief (und vor allem breit) kann man gar nicht baggern. Und die Gesellschaft wird den exponential steigenden Aufwand nicht mehr mittragen. Wenn es stimmt, dass ca. 60% der in Hamburg angelandeten Container den Hafen wieder elbabwärts im Feeder verlassen, wird der Unsinn der Ideologie des Ausbaus um jeden Preis offensichtlich – und jeder volkswirtschaftlicher Nutzen ad absurdum geführt.

Gesamtwirtschaftlich ist natürlich die kostengünstige Erreichbarkeit eines Landes wichtig. Dazu braucht man geeignete Häfen. Mit Wilhelmshaven und Bremerhaven haben wir genügend Tiefwasserkapazität. Hamburg wird auch weiterhin nicht veröden, denn für 12.000TEU ist die Infrastruktur immer noch mehr als gut.

Die Reeder, die immer größere Schiffe in Auftrag geben, werden sich auf eine beschränktere Zahl von möglichen Destinationen einstellen müssen und werden wohl ihre Zubringerdienste stärker einsetzen müssen. Dadurch steigen die Slotkosten auf den großen Routen nicht, lediglich der Feederverkehr macht den Gesamtweg (geringfügig) teurer.

Olaf Kleinelanghorst