Der Spätsommer hat es in sich

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Die maritime Branche bleibt trotz – oder gerade wegen? – ihrer attestierten Probleme weiter in Bewegung. Sowohl im technischen als auch im[ds_preview] kommerziellen Bereich ist eine große Aktivität unübersehbar.

Viel Bewegung gab es beispielsweise auf der jüngsten Weltleitmesse für den Schiffbau SMM. In den offenbar restlos ausgebuchten Hallen in Hamburg herrschte reges Treiben. Bemerkenswert war die positive Grundstimmung. Zwischen der Vielzahl an Präsentationen, Kongressen und den zum Teil immens großen Ständen machte sich ein gewisser Optimismus breit.

Für die Industrie bleibt zu hoffen, dass sich diese Zuversicht auch in konkrete Projekte ummünzen lässt. Denn ein Problem wird sich nicht so schnell beheben lassen können: In der krisengeschüttelten Reedereibranche fehlt es einigen – oder vielen? – Akteuren nach wie vor am nötigen Kapital, um die innovativen und letztlich kostensparenden Ansätze in ihre Flotten zu integrieren. Hier drückt nach Meinung vieler Beteiligter noch immer der Schuh. Auch unter den Zulieferern wünscht man sich von der Bankenseite mehr Unterstützung für Reeder, die ihre Technik modernisieren, also Wettbewerbsvorteile aufbauen wollen. Mit der Folge besserer Erlöse, was wiederum den kreditgebenden Banken nicht unwichtig sein dürfte.

Die Reedereien sind auf moderne Technik angewiesen. Inwieweit sich einzelne Projekte dabei künftig als flächendeckend einsetzbar erweisen, bleibt abzuwarten. Speziell in der Containerschifffahrt sind die Unternehmen aber selbst auch nicht untätig. Die vieldiskutierte Konsolidierung und der Sparzwang bringen kontinuierlich neue Allianzen hervor. So hat jetzt auch CMA CGM mit CSCL und UASC zwei Partner gefunden, mit denen eine mehr oder weniger tiefgehende Kooperation eingegangen wird. In Marseille war man nach der Ankündigung von Maersk und MSC, künftig als 2M auftreten zu wollen, in Zugzwang geraten. Unter den Top-16 der Linienreeder wäre CMA CGM ansonsten neben CSCL und Hamburg Süd nur noch einer von drei Akteuren ohne Partner gewesen. Auf einen neuen Kompagnon setzt bekanntlich auch Hapag-Lloyd. Bei Deutschlands größter Linienreederei wird man erfreut zur Kenntnis genommen haben, dass auch in Brüssel keine große Sommerpause eingelegt wurde und die EU grünes Licht für die Fusion mit dem Containergeschäft von CSAV gegeben hat.

Wer sich nicht nur auf Synergieeffekte verlassen will, setzt zusätzlich auf Neubauten. Jüngste Beispiele nach der MSC-Kontrahierung für 18.000- und 19.000-TEU-Megafrachter kommen von »K« Line und COSCO. Beide bestellten jeweils fünf Einheiten mit 14.000 Stellplätzen. MSC könnte mit seinem Orderbuch bald Maersk als Branchenprimus ablösen. In Kopenhagen will man »derzeit« aber von neuen Aufträgen noch nichts wissen. In der Branche wird allerdings schon jetzt spekuliert, wann die Dänen nachziehen, um sich die prestigeträchtige Marktstellung nicht aus den Händen nehmen zu lassen.

Mit einem »Problem« müssen sich aber fast alle Wettbewerber herumschlagen: Die ab 2015 geltenden schärferen Schwefelgrenzwerte in bestimmten Kontrollgebieten. MSC, Unifeeder und Rickmers-Linie sind die ersten Unternehmen mit offiziellen Ankündigungen an die Öffentlichkeit getreten, Mehrkosten an die Kunden weiterzuleiten. Es bleibt spannend, welche Reeder ihnen folgen oder vielleicht sogar bewusst davon absehen, um sich auf diese Weise Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Viel Spaß beim Lesen wünscht


Michael Meyer