Eine neue Realitiät

Print Friendly, PDF & Email

Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Trotz einiger Hoffnungsschimmer: Es war ein weiteres Jahr der Krise, das siebente[ds_preview] in Folge, ein echter Aufschwung lässt weiter auf sich warten. Die Expertwelt geht längst davon aus, dass die Branche sich noch länger durch eine tiefe Talsohle quälen muss. Willkommen im New Normal.

Die weltweite Schifffahrt muss sich dieser neuen Realität stellen. Angesichts dauerhaft niedriger, oft unauskömmlicher Raten steigen die Anforderungen an einen effizienten Schiffs- und Flottenbetrieb, der Kosten- und Konsolidierungsdruck nimmt weiter zu, schärfere Umweltauflagen zwingen zu Investitionen in alte wie auch neue Tonnage, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Gerade in der Container-Linienschifffahrt wurden die Machtverhältnisse gerade neu sortiert. Die »big player« haben noch mächtigere Allianzen geschmiedet. Gemeinsam werden diese Bündnisse, mehr denn je, Märkte, Preise und Schiffsgrößen dominieren – mit spürbaren Folgen für die deutschen Trampreeder.

Während hierzulande der Einbruch des KG-Marktes und die rigidere Kreditpolitik der klassischen Schiffsbanken weiter für heftige Nachwehen sorgt, haben sich Reeder in den USA, in Skandinavien, in Asien oder auch in Griechenland sehr viel früher und schneller den Zugang zu neuen Finanzinstrumenten verschafft, um gerade in Krisenzeiten die niedrigen Neubaupreise und technologischen Fortschritte für antizyklische Investments zu nutzen. Während dort Private Equity-Investments, Bonds-Lösungen oder Börsengänge in aller Munde sind, gehören sie hierzulande zu den seltenen Ausnahmen. Die Folge: Die deutsche Flotte schrumpft durch Insolvenzen und Verschrottungen nicht nur, sie droht den Anschluss zu verlieren.

Laut einer aktuellen Studie rechnen drei Viertel der internationalen Reeder mit einem Wachstum ihrer Flotten, in Deutschland sind es dagegen nur 32%. Während im Ausland mehrheitlich Umsatz- und Gewinne steigen, mussten viele deutsche Reeder Einbußen hinnehmen. Ein klares Indiz dafür, dass die internationale Konkurrenz mehr Investitionskraft aufzubieten hat.

Der rein deutsche Finanzmarkt mit seinem Zusammenspiel von Reedereien, Emissionshäusern und Banken ist endgültig perdu. Die Musik in der Schifffahrt wird jetzt anderswo gespielt. Der viel zitierte Strukturwandel, in der Branche und bei den einzelnen Akteuren, ist in Deutschland dagegen noch in vielen Fällen überfällig. Er wird vermutlich schmerzhafte Opfer fordern, aber immer auch neue Chancen bieten. Zumindestens für all jene Unternehmen, die sich so modernisieren, dass sie die neue Realität für sich nutzen können.

Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht


Krischan Förster