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Die Schwergutreederei SAL steht wie ihre Wettbewerber vor großen Heraus-for-derungen im Markt. Geschäftsführer Lars Rolner spricht im HANSA-Interview über Verkaufsgerüchte, Flottenauslastung und Konsolidierungsdruck
Können Sie mit der derzeitigen Situation im Schwergutsegment zufrieden sein?

Lars Rolner: Im Segment über 1000 t Krankapazität[ds_preview] sind wir sehr zufrieden. Wir haben in diesem Jahr eine sehr gute Auslastung, das wird auch so weitergehen. Wir haben Aufträge für fünf große Projekte gewonnen.

Und im kleineren Segment?

Rolner: Der Markt ist sehr hart, aber es ist wesentlich mehr Ladung im Markt. Auch dieses Geschäft ist für uns profitabel. Wir sind sehr zuversichtlich und werden in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben.

Welchen Anteil machen Aufträge aus der Offshore-Öl- & Gasbranche an Ihrem Geschäft aus?

Rolner: Öl, Gas und Power Generation ist unser Hauptbeschäftigungsfeld. Dabei übernehmen wir auch Installationsarbeiten mit unseren Schiffen, die ein dynamisches Positionierungssystem haben. Das ist unser Vorteil. Andere wichtige Sparten sind Hafen- und Werftausrüstung.

Ist SAL als Unternehmen ein profitables Geschäft für den japanischen Mutterkonzern »K« Line?

Rolner: In den vergangenen drei Jahren war es – bei uns wie bei anderen – nicht so. Aber jetzt fahren wir wieder in die Gewinnzone. In den letzten drei Jahren haben wir außerdem volle Zinsen und Tilgung geleistet. Das kann wirklich nicht jede Reederei behaupten.

Was ist an den Gerüchten dran, wonach »K« Line SAL zum Verkauf anbietet?

Rolner: Da ist gar nichts dran. Es kann sein, dass es von einem Wettbewerber gestreut wurde. Aber es stimmt nicht.

Gilt das auch für die Vergangenheit?

Rolner: Ja. Das Gerücht wurde von außen gestreut. Ausschließen kann man aber nicht, dass sich Möglichkeiten ergeben, mit anderen Unternehmen zu fusionieren oder Tonnage zu übernehmen. Wir schauen derzeit, ob man weitere Schiffe einchartern kann, vor allem im Segment 800 t bis 900 t Krankapazität.

Gibt es konkrete Pläne für Fusionen oder tiefergehende Kooperationen?

Rolner: Im Moment nicht. Aber es ist durchaus eine Möglichkeit.

Was wären die Voraussetzungen für derartige Maßnahmen?

Rolner: Man müsste ein Unternehmen finden, das einen anderen Schwerpunkt hat und somit eine Zusammenführung Sinn macht, um sich breiter aufzustellen.

Warum hält »K« Line weiter an SAL fest?

Rolner: Eines der Geschäftsbereiche von »K« Line ist das Energy-Segment. Der ursprüngliche Grund für den Einstieg bei SAL war es, dafür eine Flotte zu haben. Das ist auch weiterhin so.

Es soll trotzdem Kontakt zu Investoren gegeben haben.

Rolner: Wir werden des Öfteren angesprochen, ja.

Ist prinzipiell ein Teilverkauf der Flotte oder ein Teileinstieg eines Investors für Sie und »K« Line denkbar?

Rolner: Das glaube ich nicht.

Ist Ihrer Meinung nach in Ihrem Segment mehr Kooperation und Konsolidierung nötig?

Rolner: Die Konsolidierung muss stattfinden. Im Bereich bis 700 t Krankapazität gibt es zu viel Tonnage. Es gibt harte Konkurrenz aus China und Korea. In Deutschland werden weiter Neubauten bestellt. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Ein Argument dafür ist, dass man mit mehr Schiffen besser auf Ladung reagieren kann. Ist die relativ kleine Flotte für SAL da nicht ein Nachteil?

Rolner: Nein, denn die Flotte ist sehr schnell. Wir fahren nicht selten mit rund 20 Knoten. Wir können dadurch mehr Volumen bewegen, das rechnet sich für uns.

Haben Sie mit dem finanziellen Loch, das die vergangenen schweren Jahre gerissen haben, noch längerfristig zu kämpfen?

Rolner: Wir haben mit »K« Line einen starken Partner, der uns finanziell unterstützt. Wir mussten keine Gespräche mit Banken führen, außer zur vorzeitigen Ablösung von Darlehen.

Wagen Sie einen Blick in die Kristallkugel: Wie sieht der Markt in zwei Jahren aus?

Rolner: Wenn der Ölpreis stabil bleibt, dann bleibt auch unser Markt stabil.

Wo steht SAL in zwei Jahren?

Rolner: Wir haben dann hoffentlich unser Geschäft im Offshore- und Konstruktionsbereich ausgebaut. Weiter werden wir uns auf das Rückgrat unseres Geschäfts, den Semi Liner Service, konzentrieren, um auch dort unsere Position zu stärken. Dieser Bereich macht rund 70% unseres Geschäfts aus. Bei Bedarf können wir Schiffe, die keine großen Projekte haben oder positioniert werden müssen, dort integrieren.

Wird es ein größeres Engagement von Finanzinvestoren geben?

Rolner: Da man mit Banken derzeit kaum eine vernünftige Finanzierung gestalten kann, werden auch Investoren aktiv sein. Für ist das allerdings keine Alternative, weil wir uns in Japan finanzieren.

Michael Meyer