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Das Hamburger Unternehmen Buss Capital setzt im Finanzierungsmarkt verstärkt auf Container und sieht sich damit gut aufgestellt. Die HANSA sprach mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter Dirk Baldeweg
Was sind die Vorzüge vom Finanzierungsgeschäft mit Containern?

Dirk Baldeweg: Container sind wertstabile Sachwerte. Standardcontainer werden durchschnittlich mindestens[ds_preview] zwölf Jahre im Seeverkehr eingesetzt und gehen danach in den sogenannten Zweitmarkt als Einwegverpackung, Baucontainer oder einfach als Lagerraum. Sie erzielen im Zweitmarkt dann immer noch Verkaufspreise von rund 50 % ihres Neupreises. Tankcontainer werden sogar 20 Jahre und länger im Güterverkehr eingesetzt.

Zudem ist der Containermarkt ein Wachstumsmarkt. Der große Vorteil: Container werden dann bestellt, wenn sie gebraucht werden. Von der Bestellung bis zur Ablieferung benötigen sie im Schnitt nur drei Monate. Außerdem setzt sich der Trend zum Leasing fort. Die Linienreedereien mieten mittlerweile rund 50 % ihrer Container. Das ist gut für die Containerleasinggesellschaften. Die Flotten der drei börsennotierten Vermieter Textainer, TAL und CAI waren im ersten Halbjahr 2014 im Schnitt zu 95 % ausgelastet.

Extrem wichtig sind aber sowohl für Containerfonds als auch für Container-Direktinvestments die Expertise im Container-Assetmanagement sowie ein starkes Know-how in der Strukturierung. Wir verfügen über beides – an unserem Hauptsitz in Hamburg und, mit Buss Capital Singapur und der Containerleasinggesellschaft Raffles Lease. Unsere aktuelle Leistungsbilanz belegt dies: Im Jahr 2013 haben alle unserer laufenden Fonds prospektgemäß ausgezahlt.

Wo liegt in diesem Bereich das größte Potenzial und warum?

Baldeweg: Generell sind die Containermärkte vergleichsweise schwankungsarm, weil sich die Produktion schnell der Nachfrage anpassen kann. Unterschiedlich entwickeln sich in den einzelnen Märkten aber Einkaufspreise und damit auch Rückkaufpreise. Die Mietrenditen für Standardcontainer sind derzeit sehr gering. Das liegt einerseits am stabilen Marktumfeld, das weltweit auch institutionelle Investoren anlockt. Andererseits sind die beeinflusst durch die niedrigen Zinsen. Investoren können Standardcontainer derzeit sehr günstig fremdfinanzieren. Dadurch ist viel Geld im Markt, und das drückt die Renditen.

Der Tankcontainermarkt hingegen bietet derzeit gute Einstiegsmöglichkeiten. Die Preise sind historisch betrachtet günstig und die Tankcontainerflotte wächst seit Jahren im Durchschnitt um 6 %. Wir sind gerade mit zwei Tankcontainer-Angeboten auf dem Markt. Buss Container 42 und 43 sind beide reine Eigenkapitalinvestitionen – die eine währungsgesichert in Euro, die andere in $.

Ebenfalls attraktiv sind kleinere, aber sehr gefragte Teilmärkte wie der Offshore-Containermarkt. Der Energiebedarf steigt stetig – und damit auch die Förderung von Öl und Gas. Anleger investieren mit Offshore-Containern also in einen Wachstumsmarkt, der hohe Renditen verspricht. Und: Die Endmieter der hochwertigen Boxen sind häufig bonitätsstarke Ölgesellschaften.

Welche weiteren Bereiche der maritimen Industrie kommen noch als potenzielle neue Tätigkeitsfelder für Buss Capital infrage?

Baldeweg: Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Containermärkten. Wir beobachten un-terschiedlichste Teilmärkte und reagieren, wenn sich Marktchancen abzeichnen.

Unter welchen Voraussetzungen würden Sie wieder aktiv in die Initiierung/Realisierung von Handelsschiff-Projekten einsteigen?

Baldeweg: Wenn sich der Markt konsolidiert hat. Die Überkapazität an Tonnage wird sich aber unserer Ansicht nach noch bis zum Jahr 2016 fortsetzen. Bis dahin werden die Raten unter Druck bleiben. Als klassisches Fondsobjekt eignen sich Schiffe daher momentan u.E. nicht. Wir glauben, dass der Markt wieder kommen wird, aber eben nicht kurzfristig. Für Großinvestoren und institutionelle Investoren sieht dies anders aus; hier gibt es im-mer wieder interessante Projekte, die wir auch aktive verfolgen.

Gibt es Ihrer Ansicht nach auch künftig in der Schifffahrt ein ähnliches »Nebeneinan-der« von Fondshäusern und Finanzinvestoren wie derzeit noch oder wird sich das Er-scheinungsbild signifikant verändern?

Baldeweg: Es bleibt abzuwarten wie sich das Verhältnis entwickelt. Wir gehen aber erst-mal von einer verhaltenen Nachfrage von Privatanlegern aus. Aufgrund der nachhaltig schwierigen Marktphase werden sie Schiffsfonds vermutlich erst einmal skeptisch gegenüberstehen.

Michael Meyer