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Anforderungen an IT-Systeme im Terminalbetrieb sind hoch. Eine Studie des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen soll auswählen helfen

In den letzten Jahren hat die Logistikbranche begonnen, sich langsam von der globalen Finanzkrise zu erholen. Indes führte die Erhöhung[ds_preview] von Ladekapazitäten bei Schiffen, kombiniert mit einer erhöhten Kapazität der Terminals zu einem verschärften Wettbewerb und Kostendruck im maritimen Transportsektor. Terminal-Betriebssysteme (TOS) sind der Schlüssel zu einem effizienten Betrieb und helfen somit die Kosten zu senken.

Die TOS-Anbieter müssen ihre Produkte kontinuierlich weiterentwickeln, um aktuellen Trends wie Automatisierung, Optimierung und dem Management von Echtzeitinformationen gerecht werden zu können. Neue innovative Systeme sind von größter Bedeutung zur Unterstützung der Terminalbetreiber, um die Herausforderungen des Marktes wie steigende Ladekapazitäten, erhöhte Betriebskosten oder das Einhalten von Sicherheitsvorschriften zu bewältigen. Somit bedarf es einer Vielzahl von unterschiedlichen TOS um die diversen Anforderungen des Marktes zu erfüllen. Dies führt einerseits zu einer guten Auswahl von Produkten und andererseits zu einem heterogenen und undurchsichtigen Markt. Diese Situation macht es schwierig für Terminals, den Überblick über den Markt zu behalten und das geeignete TOS zu wählen.

Aufgrund des positiven Feedbacks der Terminalbetreiber und TOS-Anbieter zur ersten TOS-Studie im Jahr 2012 hat sich das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML (Fraunhofer CML) entschlossen, eine zweite Ausgabe der Studie anzufertigen. Dieses Update strebt an, den TOS-Nutzern eine bessere Orientierung für die Vielzahl von Anbietern, Produkten und Modulen zu ermöglichen. Die Studie beinhaltet relevante Markttrends, liefert Nutzererfahrungen, führt wichtige Funktionen einzelner Anbieter auf und gibt den neuesten Überblick über die bestehenden Produkte. Somit trägt sie zu einer Erhöhung der Markttransparenz bei und unterstützt die Terminals bei der Entscheidung über eine Umstrukturierung oder eine Aufrüstung der implementierten IT-Systeme.

Im Vergleich zur Ausgabe von 2012 enthält die neue Studie eine aktualisierte Marktübersicht mit sechs zusätzlichen TOS-Anbietern (38 insgesamt). Sie beinhaltet weiterhin aktuelle Fakten und Entwicklungen des Marktes sowie einen neuen zusätzlichen Abschnitt über TOS-Nutzer und ihre Erfahrungen mit den Systemen. Hierzu wurden im Februar und März dieses Jahres Interviews mit Nutzern geführt.

Die Untersuchung zeigt interessante Ergebnisse, die in drei Gruppen unterteilt sind: den Anbietermarkt der verschiedenen TOS, die Trends von IT-Systemen und die Sichtweise der Kunden.

Große Heterogenität bei Anbietern

Der Anbietermarkt ist durch seine Heterogenität und die mangelnde Transparenz gekennzeichnet. Die durchschnittliche Anzahl von Kunden (Terminals) der untersuchten TOS-Anbieter beträgt 45. Größtenteils sind es jedoch eher kleine Anbieter, die maximal bis zu zehn Terminals beliefern und betreuen. TOS-Anbieter sind vor allem in den Vereinigten Staaten und Großbritannien angesiedelt. Aktuell drängen aber immer mehr Anbieter aus dem asiatischen Raum auf den Markt. Die dynamischen Änderungen des Marktes spiegeln sich besonders in den jüngsten Markteintritten wider. Die Mehrzahl der Anbieter hat erst in den letzten zehn Jahren angefangen, ihr Produkt weltweit zu vertreiben.

Trend zu mehr Innovationen

Mehrere Trends bei IT-Systemen und im speziellen bei TOS führen dazu, dass Anbieter zunehmend gefordert sind, immer neue Innovationen und Verbesserungen ihrer Software bezüglich der Einsatzmöglichkeiten und Funktionen zu entwickeln. Die wichtigsten Entwicklungen werden den Bereichen Optimierung, Automatisierung, Lokalisierung und Anpassungsfähigkeit zugeordnet.

Die befragten Terminals verwenden im Durchschnitt mehr als fünf verschiedene IT-Systeme und die Benutzer neigen dazu, operative von administrativen Funktionen zu trennen. Unabhängig von der tatsächlichen Verfügbarkeit von administrativen Funktionen wie Rechnungserstellung, Zugangskontrolle und Personalplanung werden diese Prozesse überwiegend von Drittanbietern außerhalb des vorhandenen und genutzten TOS abgedeckt.

Schnittstelle zu Behörden vermisst

Ein adäquat angepasstes TOS ist die Basis für einen effizienten Betrieb eines Terminals. Die technischen Schnittstellen zu öffentlichen Behörden werden von mehreren Benutzern vermisst, während die Schnittstelle zu den Reedereien sehr ausgereift ist. Am häufigsten wird von den Terminals die Effizienz des Frachtumschlages überwacht.

Allerdings bieten TOS eine KPI-Unterstützung vorrangig für den Containerumschlag und weniger für nicht-containerisierte Ladung an. Zudem werden Umweltindikatoren nicht abgedeckt. Der Auswahlprozess ist schwierig und komplex und die Implementierung dauert in der Regel länger als erwartet. Es wird empfohlen, den Aufwand zur Auswahl eines zufriedenstellenden TOS nicht zu unterschätzen und die größtmögliche verfügbare Unterstützung für den Auswahlprozess wahrzunehmen.

Die Gesamtzufriedenheit der TOS-Nutzer kann als gut eingestuft werden, obgleich Raum für Verbesserungen existiert. Die Top-Noten die sich aus den Interviews ergeben, verteilen sich auf die Module Zollabwicklung, frachtabhängige Komponenten und die Liegeplatzplanung. Auf der anderen Seite herrschen eher

geringe Zufriedenheitswerte für Module wie die Gleisabfertigung für den Schienenverkehr, die Personalplanung sowie die Entscheidungsunterstützung und Optimierung.

Der schlechte Wert für die Optimierung in und durch TOS in Bezug auf die Zufriedenheit der Nutzer ist besonders besorgniserregend, da dies ein kontinuierlicher fortlaufender Trend in der Branche ist. Diese und die anderen identifizierten Entwicklungen sind nicht zu vernachlässigen und sollten eine größere Beachtung bei den TOS Entwicklern finden.
Susanne Kellberger, Torsten Münsterberg, Carlos Jahn