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Um die Verkehrsabläufe besser zu organisieren hat der Hamburger Hafen eine Nautische Terminal Koordination (NTK) gegründet. Sie hat die Aufgabe, sich um die betriebliche Abstimmung von Großschiffsanläufen zu kümmern

Die immer größer werdenden Schiffe stellen den Hamburger Hafen zunehmend vor Herausforderungen. Die Zahl der Anläufe sogenannter Außergewöhnlich Großer Fahrzeuge[ds_preview] (AGF) mit einer Länge von mindestens 330m und/oder einer Breite von über 45m hat sich in den vergangenen Jahren auf fast 1.000 erhöht. Dazu zählen nicht nur Containerschiffe, sondern vor allem Massengutfrachter oder auch Kreuzfahrtschiffe. Fahrzeuge dieser Größe unterliegen bei der Revierfahrt auf der Elbe unterschiedlichen Restriktionen, etwa durch den Wasserstand oder durch die Breite der Fahrrinne. An Stellen, an denen die Fahrrinne nicht breiter ist als 300m, gibt es auf der Elbe ein Begegnungsverbot für Schiffe, deren addierte Breite 90m übersteigt. Auf diese Einschränkungen muss bei der Abwicklung der Anläufe und Abfahrten Rücksicht genommen werden. Wenn sich beispielsweise ein solches AGF im Zulauf befindet, muss genauestens geplant werden, an welcher Stelle es sich mit einem abgehenden AGF begegnen darf. Es kommt also zu Wechselwirkungen mit der Ankunft oder Abfahrt anderer Schiffe.

Frühzeitige Informationen erleichtern die Planung

»Aufgabe der NTK ist es, Kommunikationswege zu bündeln und Wechselwirkungen von Entscheidungen rund um die Großabfertigung frühzeitig zu erkennen und so weit wie möglich zu lösen«, sagt Heinrich Goller, Geschäftsführer der NTK und der Feeder Logistik Zentrale (FLZ). Die NTK erhält von den Reedereien langfristige Fahrpläne, sogenannte Long Term Schedules, und ist dadurch Wochen, teilweise Monate zuvor informiert, welche Schiffe im Hamburger Hafen erwartet werden. Im Coastal Schedule, den die Reederei ebenfalls zukommen lässt, ist der Fahrplan für die jeweiligen Schiffe detaillierter beschrieben. Darüber hinaus wird das Verkehrsgeschehen Goller zufolge mindestens 72 Stunden im voraus beobachtet. Gegenwärtig gibt es einen regelmäßigen Austausch mit dem von DP World betriebenen Containerterminal in Southampton, den zahlreiche Containerschiffe anlaufen, bevor sie Richtung Elbe weiterfahren. Somit sind die Hamburger genauestens informiert, wann die Schiffe den englischen Hafen verlassen und können berechnen, wann sie im Bereich der Elbmündung zu erwarten sind. Für die Berechnungen spielen auch die Wetterbedingungen im Ärmelkanal eine Rolle. Daher hat die NTK auch auf entsprechende Wetterdaten Zugriff.

Doch nicht nur die im Zulauf befindlichen Schiffe stehen im Fokus. »Zwischen der NTK und den Hamburger Terminals gibt es einen engen Austausch«, so Hafenkapitän Jörg Pollmann. Dies sei genau so wichtig, denn es gelte die aktuelle Situation an den Terminals zu verfolgen, um auf Veränderungen schnell reagieren zu können.

Die NTK hat als zentraler Ansprechpartner für die Hafenbetriebe Zugriff auf die Systeme der Terminals und somit auf die An- und Abfahrzeiten der Schiffe. Sie kann also verfolgen, ob der geplante Zeitplan eingehalten werden kann. Ferner ist die NTK informiert, mit welchem Tiefgang die Schiffe auslaufen sollen. Darüber hinaus gilt es, Pegelstände und Windbedingungen bei den Planungen nach Abstimmung mit der Nautischen Zentrale zu berücksichtigen. Die NTK-Mitarbeiter müssen also stets die Auswirkungen einer Entscheidungen zu einem Schiff auf die betriebliche Situation anderer Schiffe im Blick haben und die jeweiligen Berechnungen nach den Vorgaben der Nautischen Zentrale entsprechend aktualisieren. »Wir sind in der Lage, mögliche Störungen sehr früh zu erkennen und daraus operative Vorschläge zu entwickeln, unterstreicht Goller.

»Von der Arbeit der Nautischen Terminal Koordination profitieren alle Beteiligten«, sagt Stefan Behn, im HHLA-Vorstand zuständig für den Bereich Container. Diese würden gegebenenfalls punktuell auf die Durchsetzung von Einzelinteressen verzichten, weil dadurch das Gesamtsystem besser funktioniere.

Unterstützung der Nautischen Zentrale

Die NTK soll die Nautische Zentrale durch eine Koordination mit den beteiligten Terminals entlasten. Deshalb erfolgt auch ein enger Austausch zwischen diesen beiden Einrichtungen. Die NTK, bei der seit Anfang Oktober drei Mitarbeiter im Zwei-Schicht-Betrieb tätig sind, erarbeitet anhand der gewonnenen Daten Vorschläge über die Verkehrsabwicklung, die mit der Nautischen Zentrale abgestimmt werden. Die Zahl der Mitarbeiter soll möglichst schnell auf fünf aufgestockt werden, die dann im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten sollen. Die Freigabe für die Zu- und Abgänge im Hafen erteilt aber weiterhin die Nautische Zentrale. »Wir freuen uns, dass die Nautische Terminal Koordination ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie entlastet die Nautische Zentrale, weil wir uns auf unsere einheitlichen hoheitlichen Aufgaben konzentrieren können«, sagt Pollmann.
TWG