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INPLAN beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Entwicklung von Software-lösungen. Im Interview erläutern Christian Tüchthüsen und Peter Stratmann was Software leisten kann und wo Einsparpotenzial besteht

Für welche Anwendungen entwickeln sie Software?

Christian Tüchthüsen:

Wir entwickeln Software für die maritime Logistik. Ausgehend von der[ds_preview] Software für die beiden Großkonzerne ThyssenKrupp und BASF haben wir die Standardsysteme Port Management (Universalhafen), Umschlag und Terminal Operations, Maritime Traffics (Seeverkehre), Inland Navigation (Binnenverkehre) und Rohstoff Logistik hervorgebracht. Alle Systeme sind webbasiert und somit von verschiedenen Anwendern nutzbar. Zusätzlich zu den Standardsystemen gibt es einzelne Module, beispielsweise für Lager oder Liegenschaftsverwaltungen. Wir haben Schnittstellen zu allen gängigen Systemen wie SAP, Navision oder Diamant und die Software ist mehrsprachig verwendbar. Ferner entwickeln wir Lösungen für individuelle Wünsche.

Welche Anforderungen gibt es an heutige Softwarelösungen, auch im Vergleich zu früheren Systemen?

Peter Stratmann:

Häfen und Betriebe sind auf dem Weg, manuelle Arbeitsschritte, wenn möglich durch elektronische Erfassung und automatisierte Bearbeitung, zu ersetzen. Heute können Güter beispielsweise über Barcodes oder RFID erfasst werden. Seitens der Seehäfen gibt es ebenfalls steigende Anforderungen an die Software. Die Schiffe werden immer größer und haben kürzere Liegezeiten. Die Systeme müssen daher das parallele Bearbeiten mehrerer Arbeitsprozesse ermöglichen sowie Liegeplatzbelegungen und nachgelagerte Verkehre planen können. Zudem werden die Terminals mit viel größeren Spitzenlasten konfrontiert und es gibt weniger Zeit zum manuellen Disponieren. Dies alles kann Software leisten, um Mitarbeiter bei der Vielzahl an Informationen optimal zu unterstützen.

Ziel ist es, einen hohen Nutzen darzustellen und über einfache Abläufe einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Dabei spielen Datensicherheit und Bedienungssicherheit eine große Rolle. Das Abbilden von Prozessen allein reicht heute nicht mehr aus. Wenn man die Betriebs- und Stückkosten flexibilisieren und senken will, muss die Software mehr können. Beispielsweise kann die automatisierte Berechnung von Vorschlägen einem Disponenten zur Auswahl angeboten werden.

Zudem kann sich Software schnell auf veränderte Gegebenheiten einstellen. Ein Beispiel: Eine Liegeplatzplanung ist abgeschlossen und über eine Ressourcenplanung wurde der Umschlag geplant. Nun kommt aber das Schiff zu spät. Das hat Auswirkungen auf den gesamten Betrieb. Es kann sein, dass man über die Grenze von Schichtwechseln geht oder sich die Liegeplatzplanung ändert. Die Software kann die Pläne binnen kürzester Zeit neu berechnen. Heutzutage muss die Anwendbarkeit auch mobil unterstützt, erweiterbar und preissicher für den Kunden sein.

Für welche Prozesse kann die Software eingesetzt werden?

Tüchthüsen:

Auf Grundlage frühzeitig übermittelter Daten können Häfen im Vorfeld planen, wie lange die Bearbeitung eines einzelnen Schiffes dauert und wann es voraussichtlich den Hafen wieder verlassen wird. Liegeplatzplanung, Planung von Betriebsmitteln und Ressourcen, Bereitstellung von Lagerflächen, die automatisierte Abrechnung, etc. sind Themen, die Software leisten kann.

Welche Häfen beziehungsweise Unternehmen nutzen die Software?

Tüchthüsen:

Wir haben den Seehafen Beirut komplett automatisiert. In der jüngeren Vergangenheit haben wir dazu als Seehäfen NPorts und den JadeWeserPort ausgestattet. Zudem wird die Software von zahlreichen Binnenhäfen verwendet und darüber hinaus auch von Reedereien genutzt. Ferner nutzen Befrachter die Systeme. Ein Beispiel ist das chinesische Unternehmen Yasheya, das sich auf das Bulkgeschäft konzentriert. Mit Hilfe der Software planen die Chinesen die einzelnen Luken der Bulkcarrier mit unterschiedlichen Gütern zu befüllen, damit die Schiffe möglichst voll ausgelastet sind.

Gibt es Unterschiede bei der Software für See- und Binnenhäfen?

Tüchthüsen:

Der grobe Ablauf ähnelt sich. Seehäfen haben mit größeren Warenmengen zu tun und arbeiten daher für gewöhnlich mit größeren Datenmengen. Diese sind auch durch Bestimmungen zu Hafensicherheit und Hafenverordnungen begründet. Gleiches gilt für statistische Meldungen oder Meldungen an die EU, etc. Zudem müssen Seehäfen u.a. Crewlisten von Schiffen angeben sowie die letzten zehn angelaufenen Häfen eines Frachters. All das gibt es in der Binnenschifffahrt nicht. Die Menge und Verfügbarkeit von Daten und deren elektronischer Austausch ist heute aber Standard.

Lohnt es sich für jedes Unternehmen, welches sich mit Schifffahrt beschäftigt, Softwarelösungen zu implementieren, oder bedarf es bestimmte Voraussetzungen hinsichtlich Größe eines Hafens oder Anzahl der Schiffe einer Reederei?

Tüchthüsen:

Die Prozesse in einem Hafen werden mit der Software nicht nur strukturiert, sondern gesteuert. Es mag Betriebe geben, bei denen das Geschäft eindimensional ist. Hier mag eine Excel-Liste ausreichen. Die Erfordernisse heutiger Kommunikation mit den Kunden und Partnern kann eine solche Liste aber nicht leisten. Mit einem Softwareeinsatz ist eine Automatisierung in jeder gewünschten Form möglich. Gleiches gilt für einen automatischen E-Mail-Versand oder Zugriff über externe Portale. Das spart Zeit und auch Geld. Zudem werden durch den Softwareeinsatz Fehler minimiert. Hinzu kommt, dass bestimmte Partner das Vorhandensein von Softwaresystemen für eine Zusammenarbeit voraussetzen. Den Einsatz von computerbasierten Systemen muss heute jeder Betrieb prüfen, der Einsatz lohnt sich auch für kleinere Betriebe.

Wie hat sich die Marktsituation entwickelt? Stellen Sie fest, dass heute mehr Unternehmen an softwaregestützten Systemen interessiert sind?

Tüchthüsen:

Grundsätzlich ja. Man muss sich nur den Informationsbedarf angucken. Heutzutage rufen die Leute Daten auf modernen Smartphones ab. Sie sind es gewohnt, im Alltag Software zu nutzen und wollen darum auch im eigenen Betrieb eine Softwareunterstützung haben.

Welche Ziele hat INPLAN in Zukunft?

Stratmann:

Wir wollen Wachsen und haben vor rund anderthalb Jahren einen neuen Weg eingeschlagen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Mit den bisherigen Ergebnissen sind wir zufrieden. Wir haben bereits neues Personal eingestellt, suchen aber noch weitere Kräfte. Diese sollten aus der Logistik-Branche kommen und in den Bereichen Reederei, Hafen oder Umschlagbetrieb Erfahrung haben, um als Projektleiter für Softwareprojekte eingestellt zu werden. Ferner werden wir unseren Firmensitz erweitern und nach Mülheim an der Ruhr verlegen. Das wird den Prozess der Neuausrichtung zusätzlich stärken. Wir werden bis 2016 deutlich in Produktentwicklungen, Qualifikation und Neueinstellungen investieren.

 


Thomas Wägener