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Um auf neue Herausforderungen der immer weiter von der Küste entfernten Windparks zu reagieren, setzt Siemens auf größere Service-Schiffe. Zwei werden bald in Dienst gestellt, zwei weitere unter Hochdruck geplant
Der deutsche Energiekonzern arbeitet für die ersten zwei Service Operation Vessel (SOV) mit zwei Partnern aus Skandinavien zusammen. Der Bauauftrag[ds_preview] wurde an die norwegische Werft Havyard vergeben. Nach der Fertigung der Kaskos bei der Cemre Werft in der Türkei und einer Schleppreise werden sie in Nordeuropa fertiggestellt. Auftraggeber und Eigner der Schiffe ist das Unternehmen Esvagt A/S aus Dänemark. Siemens hat mit Esvagt jeweils langfristige Charterverträge für die SOV unterzeichnet. Sie richten sich nach den Laufzeiten für die Service-Aufträge, die für zwei Offshore-Windparks gewonnen wurden: Bei »Baltic 2« von EnBW in der Ostsee sind es fünf Jahre. Für das Projekt »Butendiek« von WPD in der Nordsee ist es die doppelte Laufzeit. Die Indienststellung der Schiffe ist bereits für den Winter 2015 geplant.

Hintergrund der Investition – über deren Höhe Siemens keine Angaben macht – ist die Entwicklung in der Offshore-Wind-Branche. Projekte der neuesten Generation sind im Vergleich zu ihren Vorgängern größer. Wichtiger ist in diesem Zusammenhang aber, dass sie mittlerweile auch in größerer Entfernung von der Küste aufgebaut werden.

Das hat Auswirkungen auf die Arbeit am und im Windpark. Sie können vor allem bei rauem Wetter schwerer zu erreichen sei. Der Transport von Material und Personal für Reparatur- oder Wartungszwecke wird immer aufwendiger – und vor allem langwieriger. Windparks in küstennäheren Gewässern können täglich von kleineren Crew-Transfer-Schiffen bedient werden. Bei neuen Projekten wird dies immer schwieriger. Für derartige Zwecke hat Siemens mit seinen Partnern neue SOV konzipiert.

Siemens sieht über die ersten beiden Schiffe hinaus noch weiteren Bedarf an Einheiten dieser Art. Inzwischen plant das Unternehmen den Einsatz von zwei weiteren SOV. Ein Schiff wird im Rahmen des Service-Vertrags für den niederländischen Windpark »Gemini« zum Einsatz kommen. Für ein weiteres ist ein kombinierter Einsatz vorgesehen: für die Projekte »Dan Tysk« und »Sandbank« vor der deutschen Nordseeküste. Das Ausschreibungsverfahren für den Bau dieser Schiffe läuft bereits.

Die jetzt bei Havyard gebauten Einheiten sind 84m lang, 18m breit und haben eine Tragfähigkeit von 3200t. An Bord der bis zu 14kn schnellen Schiffe gibt es Unterkünfte für 60 Personen. Der Besatzung steht eine Werkstatt, ausreichend Lagerfläche für Ersatzteile, Büro- und Konferenzräume und sogar einen Fitnessraum, ein Kino, eine Kaffeebar und weitere Aufenthaltsräume zur Verfügung. Diese Ausstattung hat seinen Grund. Denn die Neubauten sind für vergleichsweise längere Aufenthalte auf See vorgesehen. Weil sie über längere Zeit in der Nähe von Windparks ankern können, entfällt die tägliche An- und Abfahrt. Bis zu drei Wochen können Techniker auf diese Weise auf See bleiben. Wege- und Reaktionszeiten im Fall von Schäden am Windpark sind dadurch verkürzt. Ein Anlaufen eines Hafens ist nur erforderlich, um zu bunkern oder neue Verpflegung, Ersatzteile oder Technik an Bord zu nehmen. Außerdem können dank der Lagerkapazitäten häufig benötigte Ersatzteile in unmittelbarer Nähe zum Windpark aufbewahrt werden. Die Werkstätten an Bord erlauben kleinere Reparaturen direkt vor Ort. Geplant ist derzeit, dass 30 Techniker sowie 20 nautische Besatzungsmitglieder standardmäßig auf dem Schiff leben. Je nach Schichtsystem wird die Crew nach zwei oder drei Wochen gewechselt.

Einen weiteren Vorteil sieht Siemens darin, dass witterungsbedingte Risiken minimiert werden. Denn die SOV sind mit hydraulisch stabilisierten Brücken ausgerüstet, die auch bei schlechteren Witterungsbedingungen eine gewisse Sicherheit gewährleisten. So wird den Technikern nach Angaben des Unternehmens bei bis zu 2,5m Wellengang ein sicherer Zugang zu den Windturbinen ermöglicht. Wellen dieser Höhe werden durch starken Wind mit Geschwindigkeiten von 22 bis 27kn verursacht. Mit den heute genutzten konventionellen Landungsmethoden der kleineren Crew-Transfer-Schiffe sei dem Wartungspersonal nur bei Wellenhöhen von bis zu 1,5m ein sicherer Zugang möglich.

Die Schiffe werden mit einem elektrischen Diesel-Antriebssystem von Siemens ausgestattet. Durch den Einsatz des »Bluedrive PlusC«-Diesels wird laut Siemens der Treibstoff-Verbrauch deutlich reduziert und CO2 sowie NOx eingespart. »Das System ist wartungsarm und erfordert eine geringere Investition als herkömmliche Gas/Dual Antriebssysteme«, heißt es aus dem Konzern.
MM