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Die Buxtehuder Reederei NSB steht kurz vor

dem Abschluss ihres ersten ambitionierten »Widening«-Projekts an einem Panamax-Con-tai-ner-schiff. In der Branche stößt man damit mittlerweile auf große Resonanz, heißt es. Die HANSA zeigt erste Bilder
Seit Dezember 2014 liegt die »Buxwave« bei der chinesischen Werft HRDD Huarun Dadong Dockyard. Am 15. Mai soll sie in[ds_preview] neuem Design auf Probefahrt gehen. Schon wenige Tage später ist die Übergabe an den Charterer geplant. »Wir sind sehr zufrieden und zuversichtlich, dass alles kappt«, sagt Projektleiter Bozidar Petrovic. Er ist oft für die Reederei vor Ort. Man habe beim ersten Schiff viele gute Erfahrungen gesammelt, die nun für künftige Projekte Erkenntnisse bringen. Beispielsweise, dass sich das Schiff nach dem »Auseinanderschneiden« von selbst um 10cm zur Seite bewegte.

Im Rahmen der Arbeiten wird der Box Carrier in drei Teile zerlegt und dafür vor dem Aufbau und einmal längs zerschnitten. Die notwendigen Schnitte erfolgen am Maschinenraum-Frontschott und am Kollisionsschott. Für drei zusätzliche Containerreihen werden 4.120t Stahl verbaut und der Frachter um 7,56m auf 39,76m verbreitert. Die Stellplatzkapazität erhöht sich von 4.860TEU auf 6.300TEU. Die Zahl der Reeferanschlüsse verdoppelt sich sogar auf 1.130. Zusätzlich werden kleine Korrekturen am Propeller vorgenommen und der Wulstbug ausgetauscht. Hinzu kommt nach Reedereiangaben, dass der Frachter durch die Anpassungen ein sehr energieeffizientes Design bekommt. »Es erfüllt dann die Vorgaben des Energy Efficiency Design Index (EEDI) für Neubauten, die 2024/2025 in Fahrt kommen«, sagt COO Tim Ponath.

Bei NSB und der Tochtergesellschaft NSB Marine Solutions ist man zufrieden mit dem bisherigen Fortgang der Arbeiten. »Anfangs wurden wir zum Teil etwas belächelt für unsere Idee. Doch mittlerweile hat sich die Stimmung gedreht«, so Ponath. Seit sich abzeichnet, dass die Verbreiterung tatsächlich praxistauglich umgesetzt werden kann, gab es bereits einige Anfragen von Interessenten. »Wir sprechen mit Charterern, Banken und Reedereien – unabhängig von bisherigen Geschäftsbeziehungen zu NSB«, berichtet Markus Thewes, Geschäftsführer von NSB Marine Solutions. Das Tochterunternehmen will sich als Dienstleister im Markt etablieren. Dafür wurden und werden verschiedene Projekte durchgerechnet – für unterschiedliche Schiffsklassen und Verbreiterungen. Ein Widening um vier Containerreihen hält Petrovic für möglich. »Bei allem darüber Hinausgehenden sind wir sehr vorsichtig. Das ist schwierig.«

Nach der »Buxwave« wird als zweites Schiff die »Buxhai« verbreitert. Ende April soll sie bei der Werft ankommen.

Maßnahmen wie diese könnten die künftige Entwicklung des Panamax-Segments beeinflussen. Wegen des erweiterten Panamakanals und den immer größer werdenden Schiffsklassen wird dem Bereich – trotz des derzeitigen Aufwärtstrends bei Charterraten – von einigen Branchenkennern eine stetig schwindende Bedeutung zugeschrieben. Ponath sieht aber Vorteile durch Verbreiterungen: »Das Widening ist eine interessante Option. Ein Ankauf eines Schiffes mit anschließender Verbreiterung ist günstiger als eine Order für einen Neubau mit 6.000TEU. Die Kosten liegen deutlich unter denen für einen Neubau, nämlich in etwa bei der Hälfte.« Daher könne es ein Thema »für die nächsten Jahre« sein. Der Markt dafür sei aber zeitlich begrenzt, so der COO weiter. Einen Einfluss darauf könnten auch mögliche Planungen der Panamakanalbehörde haben, die Passage durch die alten, kleineren Schleusen der Wasserstraße zu sehr attraktiven Preisen anzubieten.

Als lohnenswert betrachten die NSB-Vertreter eine Verbreiterung allemal. Für das erste Schiff wurde für die Zeit nach der Wieder-Indienststellung eine dreijährige Charter mit der Linienreederei MSC vereinbart. Mit den entsprechenden Raten könne ein Großteil der Investitionen refinanziert werden Zudem erfährt das Schiff eine wesentliche Wertsteigerung. »Außerdem muss man bedenken, dass die neu verbauten 4.000t Stahl bei einer möglichen Verschrottung einen gewissen zusätzlichen Wert haben werden«, so Petrovic.


Michael Meyer