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Alle Clubs der International Group haben ihre General Increases verkündet. Trotz schwieriger Marktverhältnisse streben viele eine minimale Erhöhung an. Doch der Widerstand unter den Mitgliedern wächst.
Mit dem Swedish Club und dem Japan P&I Club haben auch die zwei letzten großen »Mutuals« ihre allgemeine Prämienanhebung[ds_preview] für 2016/17 vorgelegt. Für die Mitglieder des in Göteborg ansässigen Gegenseitigkeitsversicherers soll es gar keine Basiserhöhung geben; der Swedish Club ist damit einer von vier Anbietern, die sich zum Verzicht auf einen General Increase durchgerungen haben. Der Japan P&I Club fordert hingegen wie im Vorhahr eine Anhebung um 3%. Seine Forderung ist damit die zweithöchste für die anstehenden Renewals (20. Februar), übertroffen nur noch vom London P&I Club mit +5%.

Der Trend über alle Anbieter hinweg stellt sich für die Versicherungsnehmer erst einmal deutlich günstiger dar als im Vorjahr. So liefen die angekündigten General Increases auf eine durchschnittliche P&I-Prämienanhebung von 1,77% hinaus, gegenüber gut 3% für 2015/16, so der Londoner Versicherungsmakler Tysers. Allerdings entstehen den Reedereien und Schiffsgesellschaften zusätzliche Kosten in Folge weiterer Erhöhungen der Franchisen (Selbstbehalt). Mehr als die Hälfte aller International Group Clubs zieht mit höheren Standardsätzen für einen Schadensselbstbehalt in die Verhandlungen. Gard will alle alten Franchisen, die noch unter den heutigen Regelsätzen liegen, um je 1.000$ anheben. North P&I will die entsprechenden Sätze für Ladungs- und Personenschäden (Crew) um je 2.500$ erhöhen, West of England um 10% bzw. maximal 2.500$.

Auch wenn der Kostenanstieg für die Reedereien im Vergleich zum Vorjahr gebremst wird, kommen die Clubs ihren Mitgliedern angesichts der desaströsen Lage an den Frachtenmärkten in den Container- und Bulkerfahrt nicht weit genug entgegen, kritisiert Tysers. »Trotz freier Reserven in Rekordhöhe per Februar 2015 und weiterer Überschüsse im ersten Halbjahr können viele Clubs nicht von der Gewohnheit ablassen, einen General Increase festzulegen«, konstatieren die Experten in ihrem P&I Report Update. Angesichts ihrer guten Kapitalausstattung sei es für die Vereine egal, ob sie eine Erhöhung von 2,5% – wie von der Mehrzahl festgelegt – bekommen oder nicht. »Aber für die Mitglieder ist das eine potenzielle Ausgabenerhöhung zu einem Zeitpunkt, an dem Kosteneinschnitte für sie lebenswichtig sind.«

Die Underwriter der Clubs müssten sich deshalb auf kräftigen Gegenwind einstellen. Viele Reedereien – vor allem solche mit guten Statistiken – würden vehement auf bessere Konditionen bei den Versicherern pochen. Auch der Geschäftsführer eines größeren deutschen Seeversicherungsmaklers sieht durchaus Chancen für die Reedereien, etwas niedrigere Prämienraten zu vereinbaren. »Die jetzt vorgelegten General Increases sind für die Reedereien regelrecht eine Einladung dazu«, meint der Manager. Zudem hat sich die Konkurrenz unter den P&I-Anbietern nach Gründung weiterer Festprämienanbieter vor allem für kleinere Tonnage wohl noch einmal verschärft. Nach Einführung entsprechender Zusatzangebote durch den London P&I Club sowie den UK Club steht der Swedish Club laut Tysers als einziger International Group Club ohne Fixed-Premium-Angebot da.

Unklar ist noch, in welcher Höhe die separat in Rechnung gestellten Rückversicherungs-Zuschläge für die Mitglieder aller Clubs festgelegt werden. Trotz zusätzlicher Kostenschübe für die P&I-Rückversicherer bei der Wrackbeseitigung des Containerschiffs ›Rena‹ im Südpazifik und in Folge einer Schiffskollision mit einer Ölförderplattform im Iran sei ein Kostenrückgang bei der Rückversicherung durchaus möglich, heißt es in Maklerkreisen.


Michael Hollmann