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Das Bankhaus Lampe ist keine klassische Schiffs-finanzierungsbank. Im Unternehmensalltag von Reedereien kann man die Oetker aber untere anderem als Berater und Vermittler im Finanzierungsgeschäft antreffen
Seit 1949 gehört das Bankhaus zur Bielefelder Unternehmensgruppe Oetker. Neben der Dr. August Oetker KG sind acht Nachkommen von Rudolf[ds_preview] August Oetker die Kommanditisten der Privatbank. Damit agiert sie unter dem gleichen Dach wie Deutschlands zweitgrößte Linienreederei Hamburg Süd. Dennoch ist man nie in das große Finanzierungsgeschäft für die Schifffahrt eingestiegen, das den maritimen Standort Deutschland in den Jahren vor der Krise massiv hat wachsen lassen – mit enormen Margen sowohl für Reeder als auch für Banken. Die Zurückhaltung ist beim Bankhaus in der grundsätzlichen Oetker’schen Unternehmensphilosophie begründet und hat im Wesentlichen zwei Ursachen.

Das ist zum einen die Maxime, »nicht alle Eier in einen Korb« zu legen, soll heißen, keine allzu starken Verbindungen zwischen den einzelnen Tochterunternehmen aufzubauen. Daher tritt Lampe in der Regel auch nicht als Finanzierer für andere Teile der Gruppe auf – auch nicht für die Reederei Hamburg Süd. Zum anderen veröffentlicht das Bankhaus als Kommanditgesellschaft Finanzinformationen nicht in einem Umfang, wie es Aktiengesellschaften gemäß den Publizitätspflichten tun. Das hat zur Folge, dass keine Refinanzierung über den Kapitalmarkt läuft. Durch die hohen Kundeneinlagen ist Lampe nach eigenen Angaben aber solide refinanziert. Zudem hat es die Kernkapitalquote in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf über 15% gesteigert. »Aufgrund der regulatorischen Anforderungen und der Größe der Bank konnte und kann das langfristige und große Finanzierungsgeschäft in der Schifffahrtsbranche nicht betrieben werden.«, erläutert Matthias Schneider, Leiter der Niederlassung Hamburg. Das bedeutet aber nicht, dass man überhaupt nicht in der Schifffahrt engagiert ist, zum Beispiel im Auslandszahlungsverkehr. »Wir setzen als Bank auf persönliche Kundenbindung«, sagt Schneider, nach dem Motto: »Besonderes leisten«. Damit sieht man sich sehr gut aufgestellt und will selbst in diesen für die Branche schwierigen Zeiten wachsen.

Zudem arbeite man mit den Reedern auf persönlicher Ebene an Finanzierungspaketen. Dabei versuche man, die optimale Lösung zu finden, ohne die in Großbanken übliche, starre Trennung der Privatkunden- vom Firmenkundengeschäft, etwa wenn es um Nachfolgeregelungen geht. Entsprechend stellen Unternehmer einen Großteil der Kunden dar, oft aus inhabergeführten Firmen, in der Regel »in einer traditioneller Branche und einem relevanten Markt gut positioniert«. Eine Variante der Finanzierung von bestimmten Projekten ist der Einbezug des Unternehmers. »Wir brauchen sein Commitment«, sagt Schneider, etwa durch die Einbringung von Privatvermögen für Fremdkapitalzusagen. Eine andere Möglichkeit ist es, den Unternehmer selbst zu finanzieren, der dann wiederum Kapital in sein Unternehmen einbringt. Besonderen Wert legt die Bank darauf, auf der Basis langfristiger persönlicher Kontakte individuelle Lösungen zu finden.

Ein weiteres, weit jüngeres Standbein ist die Vermittlung zwischen potenziellen Investoren und kapitalsuchenden Schifffahrtstreibenden – theoretisch auch bei großen, schiffsfinanzierenden Projekten, die die Bank selbst nicht abdeckt. Unternehmen werden dabei zum Beispiel mit Lebensversicherungen, Versorgungswerken oder Stiftungen zusammengebracht. Als Beratungsgesellschaft in diesem Segment fungiert die Caplantic GmbH, ein Unternehmen der NordLB und dem Versicherer Talanx, an dem das Bankhaus Lampe minderheitlich beteiligt ist. Caplantic ist wiederum gemeinsam mit der NordLB und der Reederei Offen einer der Partner bei der jüngst gegründeten Gesellschaft Crystal Ocean Advisors. Ziel ist der Aufbau eines internationalen Anbieters für Restrukturierungen und Workouts von Non-Performing-Loans in der Schiffsfinanzierung.
Michael Meyer, Krischan Förster