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Die HSH Nordbank ist trotz eines stark gesunkenen Konzernergebnisses mit der jüngsten Entwicklung zufrieden. Vor dem geplanten Verkauf muss allerdings noch ein milliardenschweres Portfolio abgebaut werden. Auch das Neugeschäft wird enorm schrumpfen
Man habe in 2015 »den positiven Vorjahrestrend fortgesetzt und in einem Jahr des Umbruchs sichtbare Fortschritte auf dem Weg zu[ds_preview] mehr Stabilität und nachhaltiger Profitabilität gemacht«, teilte die Landesbank Hamburgs und Schleswig-Holsteins bei der verspäteten Bilanzvorlage mit.

Für 2016 erwartet die HSH Nordbank nach einem zufriedenstellenden Auftaktquartal, das wegen der hohen, aber einmaligen Bankenabgabe noch einen Verlust von vorläufig -36Mio. € (2014: 234) vor Steuern aufweist, ebenfalls schwarze Zahlen. Für das »gute« Kernergebnis vor Steuern von 450Mio. € (+62%) im Jahr 2015 ist zu 90% die Kernbank verantwortlich, der Rest entfällt auf die Abbaubank. Das Ergebnis nach Steuern brach hingegen ein, von 160Mio. € auf 98Mio. €.

Belastet wird das Ergebnis nach wie vor von den schwachen Schifffahrtsmärkten, in denen die HSH Nordbank ein »aus heutiger Sicht übertriebenes Portfolio« habe, sagte der ehemalige Finanzvorstand und neue Vorstandsvorsitzende Stefan Ermisch. Die Entwicklungen bei der Bremer Landesbank und der Nord/LB spiegeln diese Situation ebenfalls wieder (siehe Artikel auf Seite 25). Wie die bankenseitige Schiffsfinanzierung in Deutschland künftig aussehen könnte ist noch unklar. Es sei noch viel zu früh, um über mögliche Käufer für die HSH nachzudenken, so Ermisch weiter.

Im vergangenen Jahr hatte die HSH Nordbank bereits 135 Schiffe zu rund 500Mio. € verkauft. Auch die Auswirkungen auf den Schifffahrts- und Reederei­standort Deutschland durch die Umwälzungen im HSH-Geschäft sind noch nicht absehbar. Einige Experten erwarten, dass die Zahl der aktiven Unternehmen stark schrumpfen könnte. Aktuell beinhaltet das HSH-Portfolio noch rund 1.600 Schiffe – nach 3.300 Ende 2009.

Noch immer umfasst die Schifffahrt rund 24Mrd. €, davon 15,4Mrd. € in der Kernbank. Auch nach den Portfoliotransaktionen soll das Segment weiter zurückgefahren werden, es soll künftig nicht mehr über 8 bis 9Mrd. € liegen. Das Neugeschäft sollkünftig pro Jahr »deutlich unter 1Mrd. €« liegen, erläuterte Ermisch.

An einige Großreedern und ihren notleidenden Schiffen hatte die bislang noch festgehalten. Die potenziellen Folgen von drastischen Maßnahmen sollen dem Vernehmen nach als zu schwerwiegend bewertet worden sein.

Der Jahresabschluss sei deutlich gekennzeichnet von der EU-Entscheidung, denn diese führte zur Auflösung von wesentlichen Teilen zukünftiger Garantieprämien. Deutlich ausweiten musste die Bank die Risikovorsorge, weil die Schifffahrtsmärkte nach wie vor extrem schwierig sind und weitere Abschreibungen auf die für den Verkauf vorgesehenen Altportfolios von bis zu 8,2Mrd. € zusätzliche Effekte hatten. Die Risikovorsorge stieg von 486Mio. € auf sehr hohe 3Mrd. €, die überwiegend aus der »Bewertung der an die Länder zu übertragenden Portfolios« (1,58Mrd. €) sowie einer erhöhten Vorsorge für die verbleibenden Schiffskredite (1,16Mrd. €) resultieren, hieß es.

Ermisch führte aus, dass man sich zwar eine günstigere Entscheidung der EU-Kommission gewünscht habe, nun aber alles daran setze, die Vorgaben zu erfüllen. Ursprünglich wollte man 6,2Mrd. € an die Länder abgeben und 2Mrd. € am Markt veräußern. »Je mehr wir entlastet worden wären, desto besser wäre es für den Verkaufsprozess geworden.« Doch Brüssel entschied anders: Ende Juni wurde ein 5Mrd. € schweres Altlasten-Paket »in die Sphäre« der Eigentümer-Länder übertragen. Es besteht zu 100% aus notleidenden Schiffskrediten für knapp unter 300 Schiffe und ist zu 59% durch die Risikovorsorge abgedeckt. Bis 2017 werden außerdem Altlasten in Höhe von 3,2Mrd. € an den Markt veräußert – davon seien rund 25% Schiffskredite. Wie dies in der aktuellen Lage mit extrem niedrigen Schiffswerten auf dem Markt realisiert werden soll, ist schwer absehbar. Es könnte einiges an sogenannte »distressed asset funds« abgegeben werden. Über Einzelheiten machte Ermisch keine Angaben. Es sei möglicherweise angebracht, die Verkäufe »vorsichtig zu portionieren«.

Ende Februar 2018, spätestens sechs Monate später, soll ein Käufer für die Bank gefunden sein. Für die Suche sei die neue Struktur mit einer klaren Trennung zwischen Kern- und Abbaubank essentiell wichtig. »Das Wertschöpfungspotenzial ist endlich deutlich sichtbar«, sagte er. MM


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