Im Wettrennen um die Rohstoffe der Arktis rüstet Russland auf und will elf neue Eisbrecher bauen. Die US Coast Guard verfügt gerade mal über zwei Schiffe – will jetzt aber zwei Neubauten ordern.
Russland ist derzeit klar im Vorteil: Die Eisbrecher-Flotte besteht derzeit aus 40 Ei[ds_preview]nheiten, weitere elf neue Eisbrecher, drei davon mit nuklearem Antrieb, sollen gebaut werden. Sie wären die größten und modernsten ihrer Art.
Die USA haben derzeit wenig bis gar nichts entgegen zu setzen. Die Coast Guard kann mit der »Polar Star« (120 m, Baujahr 1976) und der »Healy« (128 m, Baujahr 2000) gerade einmal zwei Eisbrecher aufbieten, darunter nur einen Hochleistungs-Eisbrecher. Ein dritter, die »Polar Sea«, ist bereits seit 2011 außer Dienst. Daher sollen mindestens zwei Neubauten angeschafft werden, um ganzjährig »die Interessen des Landes in der Arktis zu sichern«, heißt es.
Auftrag an fünf US-Werften
Fünf heimische Werften wurden jetzt beauftragt, Entwürfe für die geplanten Neubauten vorzulegen: Bollinger Shipyards, Fincantieri Marine Group, Nassco, Huntington Ingalls und VT Halter Marine. Der Gesamtwert des Auftrags liegt bei 20 Mio. $. Ziel der Studien ist es laut Konteradmiral Michael Haycock, Anschaffungs- und Produktionsfristen zu reduzieren und die konkreten Spezifikationen zu entwickeln. Auch die Erfahrungen, die die US Navy mit »beschleunigten« Beschaffungsmaßnahmen unter anderem beim Amphibien-Transportschiff Landing Craft Utility (LCU) sammelt, sollen in das Projekt einfließen.
Baubeginn ab 2020
Die Studien werden voraussichtlich zwölf Monate in Anspruch nehmen, heißt es. Bis Ende 2017 will die Küstenwache einen ersten Entwurf für das Design veröffentlichen, 2018 soll eine Ausschreibung erfolgen, die Auftragsvergabe ist für 2019 geplant – vorbehaltlich der Mittelzusage. Der Bau des neuen Eisbrechers könnte dann 2020 beginnen.
Die USA haben dagegen seit knapp drei Jahrzehnten keinen Eisbrecher mehr bauen lassen. Der letzte Neubau stammte von der Werft Lockheed Shipbuilding and Construction, die inzwischen den Betrieb eingestellt hat.
Ganz anders die Russen: Im Sommer vergangenen Jahres wurde die »Arktika« (173 m x 34 m) in Dienst gestellt. Mit einem Zwei-Reaktoren-Antrieb ist sie der größte und stärkste Eisbrecher der Welt. »Dieses Schiff eröffnet unserem Land komplett neue Möglichkeiten«, schwärmt Sergei Kiriyenko, Chef der russischen Atom-Eisbrecherflotte Rosatomflot.
Die »Arktika« kann Eisschichten von bis zu 2,80 m durchbrechen und soll Tanker eskortieren, die Gas von der Jamal-Halbinsel vor allem nach Asien bringen sollen. 2019 und 2020 sollen zwei weitere Schwesterschiffe folgen. Und Entwürfe für noch stärkere Eisbrecher liegen bereits in der Schublade.
Es geht um die gigantischen Rohstoffvorkommen in der arktischen Region. US-Geologen schätzen, dass die Erdöl- und Erdgasvorkommen mehr als 400 Mrd. Barrel ausmachen, das wären 22% der unerschlossenen Reserven weltweit. Russland erhebt deshalb einen Besitzanspruch auf weite Teile des Nordpolarmeers.
Es geht aber auch um einen Seeweg (Nordostpassage), der die Strecke zwischen Asien und Europa drastisch verkürzen würde. Der traditionelle Seeweg von Europa nach Asien durch den Suezkanal ist rund 21.000 km lang, der Weg durch die Nordostpassage dagegen rund ein Drittel kürzer. In der Sommersaison ist die Route für etwa viereinhalb Monate schiffbar, der Einsatz von Eisbrechern könnte den Zeitraum deutlich verlängern. Im Jahr 2015 wurden allerdings nur rund 40.000 t über die Arktis-Route transportiert, nachdem 2012–2013 das Volumen noch auf 1,35 Mio. t (71 Schiffe) angewachsen war. Unter anderem hatten zwei Oldendorff-Bulker erfolgreich den nördlichen Seeweg bewältigt.