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Überraschende Wende beim Verkauf von STX in St. Nazaire: Die Regierung Macron verstaatlicht die Werft – zumindestens vorübergehend.

Frankreich hat die bereits erzielte Einigung mit dem italienischen Werftenkonzern Fincantieri kassiert und verstaatlicht die größte Schiffswerft des[ds_preview] Landes STX in Saint-Nazaire. Man mache von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch, kündigte Wirtschaftsminister Bruno le Maire gestern in Paris an. Der Preis wird mit 80 Mio. € beziffert.

STX France, Fincantieri, STX, Paris
Foto: STX

Damit setzt sich Staatspräsident Emmanuel Macron über eine Vereinbarung der früheren Administration von François Hollande hinweg, die Fincantieri einen Mehrheitsanteil zugestanden hatte. Als Begründung werden jetzt »nationale strategische Interessen« ins Feld geführt.

Nach Spekulationen in französischen Medien könne es darum gehen, die Anteile der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises zuzuspielen. Macrons Stabschef, Alexis Kohler, war bis zur Präsidentschaftswahl Finanzchef bei MSC. Ein anderes Argument: Durch Fincantieris Joint Venture und die Ambitionen in China soll verhindert werden, dass französisches Know how abfließt. Frankreich wollte dem potenziellen Käufer lediglich 50% der Anteile an der Werft zugestehen – dies hatten die Italiener abgelehnt.

Eine frühere Vereinbarung hätte Fincantieri künftig 48% der Anteile zugestanden, weitere 7% sollte der italienische Investor Fondazione CR Trieste übernehmen. 45% der Aktien wären in französischer Hand geblieben – das ist Macron offenbar zu wenig. Sein Minister Le Maire versicherte allerdings, die Verstaatlichung solle nur vorübergehend sein. Es gehe darum, Zeit zu gewinnen, um weiter zu verhandeln.

STX France war seit 2008 mehrheitlich im Besitz der südkoreanischen STX Offshore & Shipbuilding. Die Werft in St. Nazaire beschäftigt 2.600 Mitarbeiter und kam 2016 auf einen Umsatz von 1,4 Mrd. €. Neben Kreuzfahrtschiffen werden auch Militärschiffe gebaut.