An den Verschrottungsmärkten auf dem indischen Subkontinent nimmt der Appetit auf Tonnage nach einer längeren Flaute wieder zu. Da es aber an Schiffen zur Verschrottung mangelt, müssen potenzielle Käufer ihre Angebote deutlich nachbessern.
Auch diese Woche tendieren die Preise na[ds_preview]ch Maklerangaben erneut fester. Der Cash-Käufer GMS schätzt das Marktniveau für Containerschiffe und Tanker auf 360 $/ldt (Indien) bis 370 $/ldt (Bangladesch). Der Londoner Schiffsmakler Braemar hält für große Containerschiffe bei der nächsten Transaktion sogar eine Rate von über 380 $/ldt für realistisch. Das würde eine Verbesserung von rund 10% gegenüber dem Vormonat bedeuten, als die Preise in Indien um die Marke von rund 350 $/ldt schwankten.
Die steigende Aktivität der Recycling-Werften ist zum einen saisonal begründet: Nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan und dem monatelangen Monsun kann der Betrieb jetzt wieder hochgefahren werden. Hinzukommt der Sondereffekt, dass die Regierung in Bangladesch die geplante Anhebung der Einfuhrumsatzsteuer für Abwrack-Schiffe um 15% ausgesetzt hat. Das Interesse lokaler Käufer ist in der Folge sprunghaft gestiegen, so dass Bangladesch aktuell die höchsten Preise für zu verschrottende Schiffe bietet.
An Abnehmern für die zerlegten Schiffe mangelt es nicht: Die Stahlindustrie, die neben Eisenerz auch Metallschrott inklusiven altem Schiffsstahl als Rohstoffe benötigt, erfreut sich weiterhin einer guten Konjunktur. Auch der Eisenerzpreis (62% FE, cif China) ist seit dem Tiefpunkt von rund 53 $/t im Juni wieder auf deutlich über 60 $/t gestiegen.
Conainerschiffe gehen noch nicht in den Schrott
»Aktuell sind noch keine Containerschiffe zur Verschrottung im Markt,« berichtet ein Hamburger Schiffsmakler. Aufgrund der Befestigung am Chartermarkt im Frühjahr hätten viele Reeder ihre geplanten Abwrackverkäufe hinausgezögert, um die Schiffe noch länger zu verbesserten Raten beschäftigen zu können. Nach Angaben von Clarksons Platou wurden im Juni nur sieben Containerfrachter mit einer Gesamtkapazität von gut 9.600 TEU zur Verschrottung verkauft – so wenig wie seit Oktober 2015 nicht mehr.
Auch aus dem Bulker-Sektor heraus hat der Zustrom von Tonnage zu den Stränden Südasiens stark nachgelassen, weil die Reeder auf eine Erholung der Frachtraten nach dem Sommer spekulieren. Bleibt das Angebot so niedrig wie jetzt, müssen die Abwrackwerften ihre Offerten wohl weiter anheben. Vielleicht lohnt es sich für die Verkäufer also, noch zu warten. mph