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Am Kieler Ostseekai ist Europas modernste Annahmeeinrichtung für Schiffsabwasser eingeweiht worden. Sie soll künftig allen dort liegenden Schiffen ermöglichen, ihr Abwasser direkt im Hafen zu entsorgen

Nach offiziellen Angaben des Hafen Kiel verzehnfacht die gut 1,8Mio. € teure Anlage die bisherige Annahmekapazität für Schiffsabwasser auf bis zu[ds_preview] 300m³ je Stunde. Die ersten beiden Kreuzfahrtschiffe, die die neue Annahmeeinrichtung nutzten, waren die »Mein Schiff 3« und die »Mein Schiff 6« der Reederei TUI Cruises. »Wir investieren in eine saubere Ostsee. Mit der Kapazitätserweiterung leistet Kiel einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Meeres und erfüllt damit bereits heute erst im Jahr 2021 in Kraft tretende Anforderungen,« erläutert Hafenchef Dirk Claus.

Auf Beschluss der Ostseeanrainerstaaten müssen Kreuzfahrtschiffe ihre Abwässer ab dem Jahr 2021 – Neubauten bereits ab 2019 – vollständig in den Häfen abgeben bzw. unter Einhaltung bestimmter Grenzwerte an Bord klären.

Die neue Annahmeeinrichtung am Ostseekai wurde in sechs Monaten errichtet. Parallel zu den Schiffsliegeplätzen wurden mehrere hundert Meter druckfeste Leitungen mit einem Durchmesser von 225mm und acht Anschlusspunkten verlegt. Die Leitungen münden nördlich des Terminalgebäudes in bis zu 75m³ fassende Speicherbehälter, die mit Analyse- und Behandlungstechnik ausgestattet sind. Mittels Druckluft- und Ozoneinspeisung wird das Wasser in großen Feinsteinzeugrohren belüftet. Bedarfsweise kann zudem eine Regulierung des pH-Wertes durch Zuführung von Natronlauge erfolgen.

»Wir haben im letzten Jahr zusammen mit der Firma Unitechnics intensiv getestet, wie wir das beste Bearbeitungsverfahren herausfinden und damit einen neuen Standard geschaffen«, sagt Claus. Die Druckrohrleitungen sind komplett geschlossen und in der Anlage sorgen Filter und Adsorber für eine Eliminierung von Schwefelwasserstoffen. Die gereinigte Abluft wird über einen Schornstein abgeführt. Das behandelte Abwasser wird anschließend in neu verlegte Druckrohrleitungen gepumpt, die unter dem Prinzengarten und dem Jensendamm zum kommunalen Übergabepunkt führen. Die Schiffsabwässer werden von dort dem städtischen Klärwerk in Bülk zugeführt und gereinigt.

Bisher geben bereits Schiffe der Reedereien AIDA Cruises, Phoenix Seereisen und TUI Cruises regelmäßig Abwasser in Kiel an Land. Im vergangenen Jahr waren dies insgesamt gut 10.500m³.

»Mit der neuen Anlage nehmen wir eine Vorreiterrolle ein. Kaum ein anderer Hafen kann bisher derartig große Abwassermengen annehmen«, unterstreicht der Kieler Hafenmanager. Er erwartet, dass künftig nahezu alle am Ostseekai liegenden Kreuzfahrtschiffe ihr Abwasser abgeben werden.