Print Friendly, PDF & Email

Fischer vom Texeler Kutter »TX38« machten letzten Sommer einen ganz besonderen Fang: In der Nähe der englischen Küste fischten sie ein Stück Holz von ca. 25cm Länge aus dem Wasser. Auf dem Schild sind deutlich eine Krone sowie die Zahl 1 und der Schriftzug »KM Amazone« zu sehen. Aufgrund des Fundort[ds_preview]es ging man zunächst davon aus, dass das Stück von einem Wrack aus den großen Seeschlachten stammt, die im 17. Jahrhundert zwischen England und den Niederlanden stattfanden.

Alec Ewing, Konservator vom Texeler Museum Kaap Skil, kam jedoch zu dem Schluss, dass das Schild wegen der Krone nicht aus dem 17. Jahrhundert stammen kann, da die Niederlande erst im Jahr 1815 zum Königreich wurden. Auf Nachfrage beim Marinemuseum in Den Helder erhielt man zudem die Information, dass die niederländische Marine zu keiner Zeit ein Schiff mit dem Namen »Amazone« im Einsatz hatte. Bei den Buchstaben »KM« war man zunächst davon ausgegangen, dass diese für Koninklijke Marine standen.

Weitere Untersuchungen ergaben die Möglichkeit, dass das Schild der »SMS Amazone« zugeordnet werden könnte, die nicht aus den Niederlanden, sondern aus Preußen stammte. Die dreimastige Korvette wurde im Jahr 1843 in Stettin im Zuge des Flottenbauplans der preußischen Marine gebaut. Die Königskrone auf dem Schild scheint darum die preußische zu sein, die Buchstaben KM wurden historisch wohl auch als Abkürzung für Königliche Marine benutzt. Möglicherweise hing das kleine Namensschild an einer Laufbrücke oder an einem Rettungsboot.

Der Dreimaster »SMS Amazone« war 44m lang und mit 18 Kanonen bewaffnet. Das Schiff wurde vor allem zur Ausbildung von Kadetten der Akademie für Marienoffiziere in Danzig eingesetzt. Wie ein Ausschnitt aus der Tageszeitung »Helderse en Nieuwedieper Courant« vom 7. August 1862 belegt, sank das Schiff am 14. November 1861 während eines schweren Sturms in der Nähe von Texel. Die »SMS Amazone« war damals auf einer Übungsmission in Richtung Portugal unterwegs. Die komplette 143-köpfige Besatzung kam damals ums Leben.

Das Strandgutsammler- und Seefahrtsmuseum Kaap Skil ist eine nationale Autorität auf dem Gebiet historischer Meeresfundstücke. Nach seiner Konservierung wird auch das Namensschild der Amazone im Laufe des kommenden Jahres in der Ausstellung zu sehen sein.


fs