Ein Abwrackbetrieb in Pakistan ist nach einem Großfeuer abgeriegelt worden. Es brannte auf dem Tanker »Aces«, auf dem es vor einem Jahr bereits ein Feuer mit vielen Toten gegeben hatte.

Auf demselben Schiff hatte sich schon am 1. November 2016 eine Explosion ereignet, 31 Arbeiter[ds_preview] kamen damals ums Leben, mindestens 58 wurden teils schwer verletzt. Diesmal scheint es glimpflicher abgelaufen zu sein. Die NGO Shipbreaking Platform informierte über den Vorfall, ihr lagen aber keine Informationen darüber vor, dass diesmal Menschen zu Schaden gekommen seien.

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Wieder brennt es rund ein Jahr später auf der »Aces«, Foto: Shipbreaking Platform

Der Floating Oil Production Tanker »Aces« (IMO# 8021830) liegt laut der NGO seit einem Jahr am Abbruchplatz Nr. 54 in Gadani in Pakistan, ohne dass die Verschrottungsarbeiten fortgeführt wurden. Letzte Woche hatte die pakistanische Umweltbehörde die Erlaubnis zum weiteren Abbruch der »Aces« erteilt. Vorgestern, gleich am ersten Tag der Arbeiten, brach ein großes Feuer an Bord aus, weil offenbar Ölrückstände im Innern des Tankers nicht entfernt worden waren.

»Nichts gelernt«

Für die NGO ist die Sache klar: Die pakistanische Regierung schert sich weder um die Rechte und die Sicherheit der Arbeiter noch um die Durchsetzung von Umweltstandards. »Offenbar hat man nichts aus der ganzen Reihe von Tragödien gelernt, die es im vergangenen Jahr in Gadani gegeben hat«, erklärt Muhammad Irfan Khan, Vorstandsmitglied der NGO Shipbeaking Platform. »Es braucht dringend mehr Investitionen, um auf institutioneller Seite Kapazitäten aufzubauen. Wenn die Industrie weiterhin in Pakistan Schiffe verschrotten darf, müssen die dortigen Behörden den Schutz der Arbeiter die die Durchsetzung von Umweltgesetzen garantieren.«

Gadani accident explosion on tanker ACES
Feuer auf der »Aces« im November 2016, Foto: IndustriALL

Die große Explosion am 1. November 2016, ausgelöst durch kleinere Explosionen von Gasbehältern, gilt als einer der schlimmsten Unfälle in der Verschrottungsindustrie. Danach haben Arbeiter immer wieder in Gadani demonstriert, um gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen und die Untätigkeit der Regierung beim Arbeitsschutz zu protestieren. Mit der erneuten Freigabe der »Aces« zur Verschrottung, ohne sicherzustellen, dass die Tanks gereinigt wurden, habe die pakistanische Regierung ganz unverholen die Anliegen der Arbeiter ignoriert, so die NGO. Die Werften könnten in gewohnter Manier weitermachen, »business as usual«.

Europäische Schiffseigner in der Kritik

Die haarsträubenden Arbeitsbedingungen in Gadani seien bekannt, trotzdem würden europäische Schiffe immer noch nach Pakistan zur Verschrottung verkauft. Allein im dritten Quartal 2017 seien sieben Schiffe – fünf deutsche, ein griechisches und ein norwegisches – zum Abwracken am Strand von Gadani verkauft worden.

»Es ist eine Schande, dass europäische Schiffseigner von einer Situation profitieren, in der die Leben der Arbeiter ständig auf dem Spiel stehen. Solange nicht die Werften von den Stränden weg in Industriezonen verlegt werden, wo die Sicherheit der Arbeiter und die Einhaltung von Umweltstandards gesichert sind, empfehlen wir nicht die Verschottung von Schiffen in Pakistan«, erklärt Ingvild Jenssen, Direktorin der Shipbreaking Platform. »Wie viele Unfälle und Todesfälle am Strand von Gadani ist die Branche bereit zu akzeptieren?«

Nach dem jüngsten Feuer soll der Deputy Commissioner des Distrikts eine Untersuchungskommission eingesetzt haben, um die erneute Freigabe zum Abbruch der »Aces« durch die Umweltbehörde zu untersuchen. Zudem ließ er die Werft vorerst schließen.

Das Schiff war 2016 von PT Sinar Mentari Prima (Jakarta) an den Verschrottungsbetrieb in Gadani verkauft worden. Die »Aces« war zuletzt am Terminal Jabung Batanghari eingesetzt worden, das dem indonesischen Staatsuntermehmen BPMIGAS gehört. Betrieben wurde das Schiff von PetroChina. Wenige Wochen vor Erreichen des Strandes von Gadani war das Schiff von Indonesien nach Djibouti umgeflaggt worden, der Name wurde von »Federal I« zu »Aces« geändert. Die NGO vermutet daher Cash-Buyer hinter dem Verkauf den Schiffs, die oft als Mittelsmänner den Verkauf von Schiffen für die Verschrottung in Südasien fungieren.