Die älteste bekannte Botschaft der Welt stammt – aus Hamburg. Fast 132 Jahre, nachdem sie im Indischen Ozean über Bord ging, wurde sie an einem westaustralischen Strand halb vergraben gefunden.
Bislang lag der bisherige Weltrekord für die älteste Botschaft in einer Flasche zwisch[ds_preview]en Abwurf und Entdeckung bei 108 Jahren, vier Monaten und 18 Tagen. Jetzt wurde eine Flasche an der Küste Australiens bei Wedge Island, 180 km nördlich von Perth, gefunden, die mit fast 132 Jahren deutlich älter ist. Unter einer Schicht aus feuchtem Sand blieb sie alle die Jahrzehnte bestens erhalten.
Die Nachricht stammt vom 12. Juni 1886. Ein deutscher Wissenschaftler, 950 km entfernt von der Küste mit ozeanographischen Experiments beschäftigt, hat die Flaschenpost von Deck der deutschen Segelbarke »Paula« ins Meer geworfen, um die Meeresströmungen im südindischen Ozean zu erkunden. J
Die Notiz war feucht, fest gerollt und mit einer Schnur umwickelt. Darauf ein Datum, die genauen Koordinaten, der Namen des Schiffes, der Heimathafen und die Reiseroute (Cardiff in Wales nach Makassar in Niederländisch-Indien, heute Indonesien). Auf der Rückseite wurde der Finder gebeten, zu schreiben, wann und wo die Flasche gefunden wurde, und sie entweder an die Deutsche Marinewarte in Hamburg oder an das nächstgelegene deutsche Konsulat zurückzugeben.
Offenbar war diese holländische Gin-Flasche Teil eines offiziellen Driftflaschen-Experiments der damaligen Deutschen Seewarte. Von 1864 bis 1933 wurden tausende von Flaschen von deutschen Schiffen in die Weltmeere geworfen. Bei einer Archivsuche in Deutschland wurde das Logbuch der »Paula« gefunden, in dem es einen entsprechenden Eintrag des Kapitäns vom 12. Juni 1886 über das Aussetzen einer Driftflasche gab. Durch einen handschriftlichen Vergleich der Notiz mit den Eintragungen im Logbuch konnte die Echtheit festgestellt werden. Auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und der Deutsche Wetterdienst (DWD), beide Ableger der Seewarte, bestätigten diese anhand anderer historischer Flaschen im Bestand.
In Deutschland hatte Georg von Neumayer 1864 die Flaschenpost als wissenschaftliches Hilfsinstrument zur Untersuchung von Strömungen ein. Als Direktor der Deutschen Seewarte, der Nachfolgeinstitution der Norddeutschen Seewarte, entwickelte er 1872 Standardformulare zur Erfassung der Daten. Ab 1887 waren deutsche Schiffe verpflichtet, Flaschenposten an die Meere zu übergeben.
Auch wenn die Wissenschaft keine Glasflaschen mehr verwendet, ist das Prinzip der Erforschung der Strömung bis heute gleich geblieben. Autonom arbeitende Argofloats treiben durch die Ozeane und senden über Satellit die relevanten ozeanographischen Messreihen an Datenzentren zur Auswertung. Oberflächendrifter messen neben der Wassertemperatur und dem Salzgehalt meteorologische Parameter wie Luftdruck und -temperatur.
BSH und DWD feiern in diesem Jahr die Gründung der Norddeutschen Seewarte im Jahr 1868, die den Start der maritimen Dienste in Deutschland markiert. Das vorrangige Ziel der Einrichtung war es, durch meteorologische und ozeanographische Beobachtungen von Schiffen und mit Segelanweisungen auf Basis der Beobachtungen die Seewege sicherer zu machen und die Segelzeiten zu verkürzen.