Der ehemalige Bremer Reeder Niels Stolberg ist im Betrugsprozess in Bremen zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte trotz der massiven Vorwürfe bis zuletzt auf eine Bewährungsstrafe gehofft.
Die Richter am Bremer Landgericht sehen es als erwiesen an, dass sich[ds_preview] Stolberg in mehreren Fällen des Betrugs, Kreditbetrugs, der Untreue und Bilanzfälschung schuldig gemacht hat. Die drei anderen Angeklagten bekommen Bewährungsstrafen: ein Jahr und sieben Monate, ein Jahr und zwei Monate sowie acht Monate.
Seit mehr als zwei Jahren wurde vor Gericht der Niedergang der Bremer Reederei Beluga verhandelt. Der Prozess hatte sich wegen der Komplexität des Falles und einer schweren Krebserkrankung Stolbergs immer weiter verzögert. Das Wirtschaftsverfahren vor dem Landgericht Bremen gilt als eines der größten Wirtschaftsstrafverfahren in der deutschen Schifffahrt.
Im Jahr 2011 hatte Beluga, die einst erfolgreiche Schwergut-Reederei mit 72 Schiffen, Insolvenz eingereicht. Im Fokus: Gründer Niels Stolberg. Er soll zwischen 2006 und 2010 mit einem weiteren Mitarbeiter zusammen Banken bei der Finanzierung von neuen Schiffen belogen haben soll, indem die Baupreise um 2,5 Mio. € pro Schiff höher angegeben wurden.
Mit Scheinrechnungen seien Kosten von annähernd 100 Mio. € vorgetäuscht worden. Auch der vermeintliche Auftragsbestand für das Jahr 2010 sei überhöht ausgewiesen worden – statt der angeblich 337 Mio. € waren es nur gut 22 Mio. €. Der 2010 bei Beluga eingestiegene US-Investor Oaktree deckte den Schwindel auf und erstattete Anzeige. Seither liefen die Ermittlungen, bis es im März 2016 zum Prozess mit 66 Verhandlungstagen kam.
Als Angeklagter hatte Ex-Beluga-Chef Stolberg das letzte Wort: »Ich habe Fehler gemacht. Die bereue ich zutiefst«, sagte er in der vergangenen Woche. »Ich wünschte, ich hätte einen anderen Weg gewählt, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen«, sagt der 57-Jährige. Er habe bereits alles verloren – sein Ansehen, sein Lebenswerk, sein Unternehmen und seine Gesundheit.
Stolberg lehnt Deal ab
Im vergangenen Sommer hatte die Anklage bereits ein Strafmaß von vier bis fünf Jahren für Stolberg signalisiert. Das Gericht hatte ihm dagegen einen Deal angeboten: drei Jahre und neun Monate. Stolberg lehnte ab. Seine Verteidiger plädierten bis zum Schluss auf eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen eine Haftstrafe von viereinhalb Jahren beantragt.
Stolberg, der seit sieben Jahren in der Privatinsolvenz ist, sieht sich weiteren Forderungen ausgesetzt. Seine Gläubiger – Banken, Anleger, Dienstleister – fordern von ihm insgesamt 2,2 Mrd. €.