Mit der Übernahme von Hamburg Süd hat Mærsk die Spitzenposition weiter ausgebaut. Die deutsche Reederei soll die Lücke füllen, die nach der Trennung von der Öl- und Tankersparte entsteht und den Umbau zu einem Containerlogistik-Konzern stützen

Über Jahrzehnte waren die Geschäftszahlen bei Hamburg Süd ein wohl behütetes Geheimnis, so wollte es die Oetker-Gruppe. Gewinne, Margen[ds_preview], Wertberichtigungen – alles blieb in den Büchern und vor den Augen der Öffentlichkeit verschlossen. Mit der Übernahme durch Mærsk, den börsennotierten Branchenprimus, hat sich das geändert. Arnt Vespermann, neuer CEO der Konzerntochter Hamburg Süd, war es nun bei den Capital Market Days von Mærsk in Kopenhagen vorbehalten, die neue Offenheit zu demonstrieren.

Die Zahlen zeigen zweierlei: Zum einen hat sich Hamburg Süd in den vergangenen Krisenjahren achtbar geschlagen. Der Konzernumsatz konnte in den vergangenen fünf Jahren annähernd stabil gehalten werden und lag 2017 bei 5,4Mrd. $. Dies entspricht einem Rückgang von rund 93Mio. $ seit 2013.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) aber ist dramatisch – wie bei allen anderen Linienreedereien auch – zurückgegangen (2016: -84Mio. $) und hat erst im vergangenen Jahr mit 80Mio. $ wieder ins Plus gedreht. Entsprechend sank auch die Gewinnmarge (EBIT-margin) bis auf -1,7% (2016). Die Einnahmen je FEU (40-Fuß-Container) sanken von durchschnittlich 3.339$ vor fünf Jahren auf zuletzt 2.312$.

Als »fairen« Preis bezeichnet Mærsk-CEO Soren Skou dennoch die 4,4 Mrd. $, die für die Übernahme von Hamburg Süd fällig waren. Denn so haben die Dänen ihren Marktanteil in der weltweiten Containerschifffahrt um 2,9% auf 20% ausbauen können, in einzelnen Fahrtgebieten bringt die neue Konzerntochter als ausgewiesener Südamerika-Spezialist (67% der Kapazität) einen kräftigen Schub nach vorn: Hier liegt der Marktanteil künftig sogar bei 35%.

Skou verweist darauf, dass COSCO für OOCL und einen Zuwachs von 3,2% Marktanteil insgesamt 8,2Mrd. $ zahlen werden. Dazu kommen erhebliche Einspareffekte, die sich Mærsk erhofft. In diesem Jahr sind es 120Mio. $, die Integrationskosten von 100Mio. $ entgegenstehen. 2019 sollen es dann netto 250 bis 300Mio. $ Ersparnis sein – durch operative Effekte auf Unternehmensebene und im Liniennetz oder eine Steigerung der Terminalausnutzung bei der Unternehmensschwester APM Terminals. Denn während Mærsk 34% der Ladung bei APM umschlägt, waren es bei Hamburg Süd bislang nur 5%.

A.P. Møller-Mærsk will den im vergangenen Jahr eingeleiteten Transformationsprozess zu einem integrierten Container-Logistik-Konzern in den kommenden drei bis fünf Jahren abschließen. Dazu gehört die Trennung von Mærsk Oil (an Total) und Mærsk Tankers (an APM Holding), Mærsk Drilling (Marktwert 4,7Mrd. $) und Mærsk Supply Service (600Mio. $) sollen bis Ende 2018 folgen. Der Ausbau der Linienschifffahrt mit Hamburg Süd und eine verbesserte Vernetzung mit den Schwesterunternehmen APM Terminals (Häfen) und Damco (Logistik) sollen die Lücke füllen.

Unklar ist vor diesem Hintergrund die Zukunft der rund 50 Bulker und Tanker, die unter der Flagge von Rudolf A. Oetker (RAO), Aliança Bulk und Furness Withy betrieben werden und ebenfalls von Mærsk übernommen wurden. Man suche nach einer Lösung, ließ Konzerchef Skou in Kopenhagen vorerst noch alles offen.