Die Marktsituation bei den Kranen für Schwerlasten hat sich aufgrund der weiter schwachen Nachfrage nicht wesentlich entspannt. Doch es gibt positive Signale. Zudem kommen auch vereinzelt neue Produkte auf den Markt. Von Thomas Wägener

Der Hersteller Liebherr vermeldete jüngst zwar mit 9,85Mrd. € den höchsten Umsatz seiner Geschichte. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Familienunternehmen[ds_preview] seine Erlöse um 9,3% steigern. Das gute Ergebnis ist allerdings nicht auf den Bereich Maritime Krane zurückzuführen. Hier verringerte sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2017 um 83Mio. € auf 733Mio. €, was einem ein Rückgang von 10,2% entspricht.

Tonnageüberkapazitäten hätten dazu geführt, dass die Investitionen in neue Schiffe auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres verharrt hätten, heißt es seitens Liebherr. Entsprechend gering sei auch die Nachfrage nach Schiffskranen ausgefallen. Dennoch konnte die Sparte Maritime Krane ihr Umsatzniveau zumindest in Westeuropa auf Vorjahres-Level halten.

Stagnierende Absatzzahlen kennzeichneten auch den Markt für Offshore-Krane, stabil hätten sich indes die Märkte für Containerkrane, Hafenmobilkrane, Floating-Krane und Reachstacker entwickelt. Jüngst hat das Unternehmen den neuen LPS 420 E präsentiert, seinen ersten rein elektrischen Portalkran. Alle Kranbewegungen wie Wipp-, Hub, Schwenk- und Fahrbewegungen erfolgen mittels Elektromotoren. Die Neuentwicklung sei für den Umschlag jeder Art von Ladung geeignet, vom Container über Schüttgut, Stückgut und Schwergut bis zu 124t.

Markt bleibt verhalten

Prognosen zufolge prägen auch in diesem Jahr Überkapazitäten und ein niedriger Ölpreis das Marktumfeld der Sparte Maritime Krane. Entsprechend verhalten dürfte sich die Nachfrage nach Schiffs- und Offshore-Kranen entwickeln, glaubt Liebherr. Dem gegenüber stünden Chancen bei FCC- und TCC-Baureihen – also fest installierten oder schienengebundenen Kranen für Häfen – sowie bei Hafenmobilkranen. Vor diesem Hintergrund erwartet das Unternehmen im kommenden Jahr einen Umsatz in der Größenordnung von 2017.

Auch TTS NMF berichtet von einer schwierigen Marktlage. Der Hersteller hat sein Portfolio im vergangenen Jahr um elektrische Antriebe für Heavy Lift Krane ergänzt. Speziell im Bereich Offshore Heavylift sei dies sehr gefragt, sagt Carsten J. Sietas, Vice President Sales & General Manager. Im Cargo-Bereich, bei TTS NMF als >SWL 50 bezeichnet, sei die Nachfrage nach elektrischen Kranen dagegen eher zurückhaltend.

2017 sowie im ersten Quartal dieses Jahres konnte der Hersteller insgesamt 14 Cargo-Heavylift- bzw. Breakbulk-Krane abliefern. Acht DK II-350-t-Krane gingen ebenso an COSCO wie vier Umschlagwerkzeuge derselben Serie mit einer Tragfähigkeit für 100t. Darüber hinaus wurden zwei DK III für 50t schwere Lasten an Marlow geliefert, mit denen die »Queen B« ausgerüstet worden ist. Das Orderbuch umfasst laut Sietas aktuell insgesamt 35 Krane für Schwergüter bzw. Breakbulk. Ein Dutzend DK SL 400t wurden bestellt, dazu sechs DK II 200t, acht DK II 150t, sechs Doppelkrane vom Typ DDK II 75t sowie drei DK II 75t. Über die Auftraggeber machte TTS NMF hingegen keine Angaben.

Im Bereich Offshore-Heavylift lieferte das Unternehmen zwei OC 85 t und einen OC 70 t an ebenfalls nicht genannte Firmen ab. Ein LEC 800 t wurde zudem von GeoSea Geotechnical Offshore Solution geordert, das zur DEME Gruppe gehört. Mit dem Kran soll ein von American Bureau of Shipping (ABS) klassifiziertes, 87,50m langes, 42m breites und bis zu 8m tiefgehendes Offshore-Wind-Installationsschiff ausgerüstet werden, das derzeit im Bau ist.

Rekordkran von Huisman

Beim niederländischen Unternehmen Huisman liegt ein Fokus ebenfalls auf Kranen für Offshore-Schiffe. Auf der »Aeolus«, einem Installationsschiff von Van Oord, wurde Ende Februar mit Hilfe des Schwimmkrans »Thialf« ein 1.600-t-Schwerlastkran von Huisman installiert. Den Niederländern zufolge handelt es sich um den größten Leg Encircling Crane (LEC), der jemals gebaut worden ist. Die LEC wurden speziell für den Einsatz auf Jack-up-Schiffen entwickelt. Der Kran ist um das Jack-up-Bein herum gebaut, bei Bedarf kann der Ausleger um das andere Bein herum gelagert werden, um Platz auf Deck zu sparen. Er soll Van Oord die Installation größerer und schwererer Fundamente und Turbinen in Offshore-Windparks ermöglichen.

Konecranes ist vor allem im Bau von Umschlagwerkzeugen für Häfen aktiv. Jüngst hat das Unternehmen die Lieferung eines Konecranes Gottwald Modell 7 Hafenmobilkrans für das Terminal San Giorgio (TSG) in Genua bekanntgegeben. An dem Mehrzweckterminal soll er Container, Stückgut und Projektgüter umschlagen. Für einen ökologisch effizienteren Betrieb werde der Kran für die Nutzung von Strom aus dem Hafennetz vorbereitet, kündigt Konecranes an. Dudurch soll der Energieverbrauch reduziert und lokale Abgasemissionen vermieden werden.

Es ist bereits der zweite Modell-7-Hafenmobilkran für TSG. Den ersten hatte das Terminal 2013 in Betrieb genommen. Der vorhandene Kran habe mit seiner Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit geholfen, die Umschlagkapazität zu verbessern, sagt Maurizio Anselmo, Managing Director von TSG. Der mit einem Twin-Lift-Spreader ausgerüstete Kran bietet eine Tragfähigkeit von 150 t sowie einen Radius von 54 m.