In der sonst so geschäftigen Sommersaison sinken die Charterraten für Containerschiffe, die Tagespreise für Tanker geben weiter nach, bei[ds_preview] Bulkern ist die Lage bestenfalls so lala. Die Zeiten bleiben bewegt und bewegend, nicht zuletzt durch die drohenden neuen Handelsbarrieren zwischen den USA und dem Rest der Welt. Vor diesem Hintergrund hält das große »Aufräumen« auf allen Märkten weiter an.
Die große Konsolidierungswelle schien spätestens mit der vollzogenen Fusion von Cosco und OOCL zunächst vorbei. Die Avancen von CMA CGM gegenüber Hapag-Lloyd deuten aber darauf hin, dass die Akteure noch nicht zur Ruhe gekommen sind. Zwar stieß die Idee aus Marseille auf wenig Gegenliebe bei den Hauptaktionären in Hamburg, doch sie zeigt, dass die Neuordnung in der weltweiten Containerschifffahrt vermutlich noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Wer weiß, wer als nächstes auf den Plan tritt …
Einstweilen behelfen sich die Franzosen damit, ihr bereits weit gespanntes Netzwerk weiter auszubauen und feiner zu verästeln. Ob mit der Übernahme weiterer Regional-Carrier wie jüngst von Containerships oder mit der Beteiligung an Terminals wie zuletzt in Zeebrugge. Überliefert wurde auch ein ernsthaftes Interesse an einem stärkeren Engagement in Hamburg. Hapag-Lloyd wiederum schaut auf eine mögliche Beteiligung im marokkanischen Tanger.
Die Notwendigkeit, sich im weltweiten Wettbewerb bestmöglich zu positionieren, nimmt nicht ab. Dabei verwischen zunehmend die Grenzen zwischen den einzelnen Sparten. Die einstige symbiotische Beziehung zwischen Seefracht-Spediteuren und Reedereien bricht auf, beide Seiten wildern im Revier der anderen. Denn es geht mehr und mehr um logistische Gesamtkonzepte, eine möglichst lange Wertschöpfungskette entlang der Supply Chain, um eine steigende Dienstleistungstiefe, um einen »one stop shop« mit Direktzugang zum Kunden.
Die Reedereien richten ihren Blick aufs Land, auf Terminals und Hinterlandtransporte. Die Spediteure hingegen wagen sich zunehmend aufs Wasser hinaus. Wenn Branchenführer Kühne + Nagel mittels ausgefeilter IT die verfügbare Tonnage weltweit orten und identifizieren kann, ist es bis zu einer Reederei-ähnlichen Organisation von Seetransporten nicht mehr weit. Das (Kräfte-)Verhältnis zwischen den beiden maßgeblichen Akteuren in der Schifffahrt wird gerade neu justiert. Die zuletzt von den Reedereien initiierte Verknappung der Tonnage im Fahrtgebiet Transpazifik mit deutlich steigenden Frachtraten mag dafür ein Vorbote sein.
Ob Tanker-, Bulker- oder MPP-Schifffahrt – überall werden bestehende Strukturen kräftig durchgerüttelt. Es ist mangels spektakulärer Überraschungen kein Tsunami, der alles überrollt. Aber auch kleinere Steine, die ins Wasser geworfen werden, lösen Wellen aus, die sich in alle Richtungen ausbreiten.
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht Krischan Förster
Krischan Förster