Die Motorenexperten im Maschinenbauverband VDMA sind überzeugt, dass die Umwandlung von grünem Strom in lagerfähiges Gas oder synthetische Kraftstoffe ein wesentlicher Baustein der Energiewende ist. Über 50 Unternehmen sind bei der neuen VDMA-Arbeitsgemeinschaft »Power-to-X for Applications«[ds_preview] dabei.
Neben der Batterieelektrik sei Power-to-X der vielversprechendste Ansatz, regenerativ erzeugten Strom in andere Energieformen zu überführen und damit langfristig den fossilen Energieträgern den Rücken zu kehren, so der Verband. Der VDMA hat deshalb eine Arbeitsgemeinschaft »Power-to-X for Applications« gegründet, die Wege für die breite Anwendung dieser Technologie aufzeigen soll.
Nach Gründung der AG wurde auf der anschließenden ersten Mitgliederversammlung Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions, zum Vorsitzenden gewählt. Er erklärt: »Die Power-to-X-Technologie kann eine Schlüsseltechnologie für die Sektorkopplung werden. Denn sie hat das Potenzial, klimafreundlich erzeugte Energie auch in nicht direkt elektrifizierbaren Sektoren nutzbar zu machen.«
Die Politik zeigt Interesse an der P2X-Technologie und stellt bereits jetzt Forschungsgelder zur Verfügung. Entscheidend ist nach Ansicht des VDMA dabei allerdings ein technologieoffener Ansatz. »Die Maßnahmen der Politik dürfen nicht auf eine bestimmte Technologie ausgerichtet sein. Die Politik muss vielmehr für langfristig stabile Rahmenbedingungen sorgen. Denn nur so werden Investoren die notwendigen Mittel aufbringen, die für ein Projekt dieser Dimension notwendig sind«, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA.
Großes Interesse an Mitarbeit in der neuen AG P2X4A
Das Interesse der Industrie an der neuen Plattform ist groß, bereits zum Auftakt erreicht die Arbeitsgemeinschaft eine Mitgliederzahl von über 50 Unternehmen. »Das große Interesse an der Arbeitsgemeinschaft zeigt die Bedeutung, die der Power-to-X Technologie zugesprochen wird«, sagt Peter Müller-Baum, neu berufener Geschäftsführer der AG. Im Verband sind bereits wesentliche Akteure einer P2X-Wertschöpfungskette organisiert, von der Erzeugung erneuerbarer Energie über die Anlagenbauer bis hin zu den Abnehmern künstlicher Kraftstoffe.
»Mit der neuen Arbeitsgemeinschaft bringen wir nun den Maschinen- und Anlagenbau mit weiteren wichtigen Marktteilnehmern wie der Mineralölwirtschaft, der Automobilindustrie und der Chemieindustrie zusammen. Sie bietet daher die ideale Plattform, um die Interessen der Industrien zu bündeln und gegenüber Öffentlichkeit und Politik zu vertreten. Mit dem größten Industrieverband Europas im Rücken wollen wir den Weg für einen wesentlichen Baustein einer umfassenden Energiewende ebnen«, resümiert Müller-Baum.
Studie empfiehlt Internalisierung externer Effekte wie Klimawandel
Anlässlich der Gründung der Arbeitsgemeinschaft wurde in Frankfurt eine neue Studie zu Power-to-X vorgestellt, die das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung zusammen mit der IREES im Auftrag der VDMA-nahen IMPULS-Stiftung durchgeführt hat. Die Potentiale und Handlungsempfehlungen wurden basierend auf drei prominenten Studien aus dem Jahr 2018 erarbeitet (BDI Klimapfade, dena Leitstudie, Agora) und mit einer Szenarioanalyse des VDMA verglichen. Dabei sei deutlich geworden, wie entscheidend die rechtzeitige und richtige Regelsetzung langfristiger politischer Rahmenbedingungen sei, heißt es.
»Im Zentrum dieser Diskussion stehen die verschiedenen Abgaben, Umlagen und Steuern auf Strom, Gas und andere Energieträger, die in ihrer Höhe zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen«, sagt Martin Wietschel vom Fraunhofer ISI. »Ein mögliches Zielmodell für den rechtlichen Rahmen sollte daher sowohl zu einem ökonomisch effizienten Gesamtsystem als auch zu einer weitgehenden Internalisierung externer Effekte wie des Klimawandels führen.«
Die Industrie sieht etwa in der Anrechnung synthetischer Kraftstoffe im Rahmen der EU-Flottenemissionsverordnung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge einen bedeutsamen Hebel, diesem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen.