Sie hofften auf einen »Weißen Ritter« und haben ihn in offenbar in Lars Windhorst gefunden: Der deutsche Risiko-Finanzinvestor übernimmt die Mehrheit bei der angeschlagenen Werft FSG.
Der Risiko-Finanzinvestor Lars Windhorst (42) hat mit seiner Sapinda Holding 76% der Anteile an [ds_preview]der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) vom bisherigen Eigentümer Siem aus Norwegen übernommen. Das berichtet das Manager Magazin. Die Transaktion ist außerdem beim Bundeskartellamt angemeldet worden.
Demnach stellt Windhorst über eine Kapitalerhöhung 33 Mio. € an dringend benötigten liquiden Mitteln zur Verfügung. Siem erlässt im Gegenzug 10 Mio. € an Schulden, die in neue Anteile umgewandelt werden.
Siem hatte die FSG 2014 übernommen und damals vor dem Aus gerettet. Die Norweger sind allerdings vor allem in der Öl- und Gasindustrie tätig, die Werft in Flensburg baut dagegen RoRo- und und zuletzt auch Passagierfähren. Dass Siem einem Ausstieg nicht abgeneigt war, pfiffen zuletzt die Spatzen von den Dächern.
Grund für die Krise bei der FSG sind Verzögerungen beim Bau der Fähre »W.B. Yeats« für Irish Ferries und eine dadurch fällige Vertragsstrafe in Höhe eines sechsstelligen Betrages. Weiterer Ärger droht auch mit dem nächsten Neubau, der LNG-Fähre »Honfleur« (42.200 GT) für Brittany Ferries. Nachdem etliche Zulieferer das Werftgelände bereits verlassen haben sollen, droht erneut eine verzögerte Ablieferung – mit allen Konsequenzen. Die Reederei hat vorsorglich alle Passagiere, die ab dem 9. Juli eine Reise auf dem neuen Schiff gebucht hatten, umgebucht.
Zuletzt hatte der bisherige Eigner Siem den seit gut zwei Jahren amtierenden Geschäftsführer Rüdiger Fuchs entlassen und mit Alex Gregg-Smith einen eigenen Mann aus Norwegen installiert – offenbar nur, um den Verkauf an Windhorst zu arrangieren. Gleichzeitig waren aber auch die ausstehenden Januar-Löhne für die 650 Werftmitarbeiter ausgezahlt worden. Auch Zulieferer sollten ausbezahlt werden.
Der geschasste FSG-Geschäftsführer Fuchs hatte zuletzt in Verhandlungen mit Siem Industries, dem Land Schleswig-Holstein, den Zulieferern und den Banken um eine Lösung gerungen. Denn die Werft steckt zwar in einer Finanzklemme, hat aber volle Auftragsbücher.
Sieben Neubauten mit einem Auftragsvolumen von 1 Mrd. € sind bis Ende 2021 unter Vertrag. Das Problem: Die Auftraggeber zahlen zu Beginn nur sehr niedrige Anzahlungen und danach im Bauverlauf weitere Raten. Den Bau finanziert die Werft mittels Krediten, muss aber auch Eigenkapital einbringen. Dieses Geld war nach den Verlusten mit der »W.B. Yeats« aufgebraucht.
Nun kommt mit Lars Windhorst der erhoffte Retter, ein »weißer Ritter«. Der 1976 geborene Unternehmer mit Wohnsitz in London galt unter Kanzler Helmut Kohl einst als »Wunderkind der deutschen Wirtschaft« und war Anfang der 1990er-Jahre ein Shooting Star der IT-Branche. Als die Aktien- und Internetmärkte 2001 zusammenbrachen, musste Windhorst den geplanten Börsengang absagen und in der Folge 2003 sowohl für die Unternehmensgruppe als auch als Privatperson Insolvenz anmelden. Danach entwickelte er die Sapinda-Gruppe und neue Investment-Modelle. Mit Schiffbau und Werften hatte er bislang eher wenig zu tun. Warum jetzt die FSG? Man wird es vielleicht noch erfahren.