An der Elbe gebaut, im Pazifik gestrandet

Ihrem Namen wurde die »Forever Lucky« nicht gerecht. Erst war das Schiff auf dem Weg nach Micronesien Anfang Juni 2018[ds_preview] bei Bataan von der philippinischen Küstenwache gestoppt worden – mit 139 Filipinos an Bord, die illegal auf Guam arbeiten wollten. Am 7. Januar 2019 lief die »Forever Lucky« dann etwa 15sm nordöstlich der philippinischen Insel Cagayancillo auf Grund. Eigentlich war das Schiff nach der Beschlagnahme im Sommer zu Reparaturarbeiten von Bataan nach General Santos unterwegs, im Sturm löste sich aber die Verbindung zu Schlepper und das Unglück nahm seinen Lauf. Die 15 Besatzungsmitglieder konnten aber unversehrt von Bord geholt werden. Nach einer Untersuchung des Rumpfes durch Taucher sollte der Havarist geborgen werden.

Dass das Schiff überhaupt im Pazifik unterwegs ist, ist kurios. Eigentlich ist die »Forever Lucky« ein Flusskreuzfahrtschiff. Gebaut wurde sie in der DDR vom VEB Elbewerften Boizenburg/Roßlau als Teil der Dmitriy-Furmanov-Klasse, fluss- und kanalgängigen Binnenpassagiermotorschiffen für die Sowjetunion. Die 27 Schiffe umfassende Serie wurde zwischen 1983 und 1991 gebaut und war bekannt unter den Namen Projekt 302 und BiFa 129M (Binnenfahrgastschiff 129m). Betrieben wurden die Einheiten von Reedereien in Russland, in der Ukraine und China auf den Flüssen Wolga, Kama, Don, Amur, Jangtsekiang und Dnepr sowie an der Schwarzmeerküste. Die drei letzten, 1991 vollendeten Schiffe des Modells 302MK, »Konstantin Stanyukovich«, »Arkadiy Gaydar« und »Aleksandr Grin«, wurden nach dem Zerfall des Sowjetreichs nach China verkauft und umbenannt in »Xian Ni«, »Xian Na« und »Xian Ting«. Genutzt wurden sie als Kreuzfahrtschiffe, Hotels oder Casinos. Bei der »Forever Lucky« handelt es um eines dieser drei Schiffe, nämlich um die ehemalige »Konstantin Stanyukovich« beziehungsweise ab 1994 »Xian Ni«. Bei einer Rumpflänge von 129m und einer Breite von 16m hat das Schiff eine Vermessung von 5.746 GT. An Bord finden rund 300 Passagiere Platz. Den jetzigen Namen trägt sie seit 2017, Eigner ist das philippinische Baustoffunternehmen Fahrenheit Company.

Abgesehen von den Fahrten entlang der Schwarzmeerküste sind die Schiffe dieses Typs nicht für den Einsatz auf See vorgesehen, sie sind schlicht nicht hochseetauglich. So wäre auch interessant, wie das Schiff im Juli 2018 die rund 1.500sm über das offene Meer bis Guam unbeschadet hätte zurücklegen sollen. Jetzt liegt jedenfalls ein Flusskreuzfahrtschiff aus Deutschland auf einem Riff im Pazifik.