Freitag, 19. April 2019. Nach den ersten ruhigen Tagen auf See erwischt uns an Gründonnerstag ein heftiger Sturm. Die »Polarstern« stampft und rollte ordentlich durch die Nacht. Die Wellen türmen sich bis zu 7 m auf.
Unsere erste Arbeitsstation erreichen wir an Karfreitag südlich von Südgeorgien. Noch sehen wir die Insel nur auf der elektronischen Seekarte. 3621 m tief ist das Meer.
Die Wissenschaftler setzen den sogenannten Multicorer aus. Ein Gerät, das aussieht wie eine große Stahlkrake. Sobald es sicher auf dem Grund des Ozeans steht, werden die zwölf Röhren des Gerätes in den Meeresboden gedrückt, wieder herausgezogen, automatisch geschlossen und an Bord gebracht. Die Mission war erfolgreich: Alle Röhren sind mit Sediment gefüllt, das nun in den verschiedenen Laboren an Bord untersucht wird. Um längere Sedimentkerne aus dem Meeresboden zu ziehen, setzen die Wissenschaftler das Schwerelot ein.
Im Jahr 2013 hatte Gerhard Bohrmann mit seinem Team erstmals im Südpolarmeer Methangas-Austritte am Meeresboden entdeckt, die in die Wassersäule perlen. Drei Jahre später forschte er während einer Ausfahrt mit dem Forschungsschiff »Meteor« erneut rund um Südgeorgien. Die Echolotsysteme des Schiffes registrierten an 1.600 Stellen am Meeresboden Gas-Emissionen.
Die gewaltigste Gas-Fahne entdeckten die Forscher gegen Ende der Fahrt in 170 Meter Wassertiefe auf dem Schelf südlich von Paradise Beach. Sie gaben ihr den Namen »Paradise Flare«. Die Zeit war knapp, das Wetter schlecht, daher konnte die »Paradise Flare« nicht genauer untersucht werden. So ist er nun unser ersehntes Ziel, gerade noch 120 sm entfernt.
In der Nacht verfolgen die Wissenschaftler im Hydroakustikraum gespannt die Daten, die von den Echolotsystemen auf den Monitoren einlaufen. Werden sie ihn wiederfinden – den »Paradise Flare«?