Die Entscheidung für die neuen Mehrzweckkampfschiffe des Typs MKS 180 steht unmittelbar bevor. Die beiden verbliebenen Bieter sollen bis Mitte Juli ihre finalen Angebote vorlegen.[ds_preview]
Das Projekt MKS 180 gilt als eines der wichtigsten und teuersten Beschaffungsvorhaben der Marine. Im September 2018 war bekannt geworden, dass das Bundesverteidigungsministerium inzwischen mit Kosten von 5,3 Mrd. € statt mit 4,5 Mrd. € für die ersten vier Schiffe rechnet. Das wäre der größte deutsche Marine-Auftrag der Nachkriegsgeschichte. Insgesamt könnten bis zu sechs Einheiten gebaut werden.
Nach Angaben von German Naval Yards hat das Beschaffungsamt der Bundeswehr vor zwei Wochen von den verbliebenen zwei Kontrahenten das finale Angebot für die Entwicklung, die Konstruktion und den Bau der Schiffe eingefordert. Das berichtet unser Schwester-Magazin Europäische Sicherheit & Technik (ESuT), wie die HANSA Teil der Tamm Media Group. Demnach haben die angeschriebenen Werften drei Monate Zeit, um ihre Kalkulation vorzulegen.
Zwei Bewerber im Rennen
Als Bewerber sind zwei Konsortien übrig geblieben, nachdem Lürssen und ThyssenKrupp vom Vergabeverfahren ausgeschlossen worden waren: Da ist zum einen German Naval Yards (GNY) in Kiel, die ThyssenKrupp als Juniorpartner mit ins Boot genommen hat. Zum anderen die niederländische Damen Shipyards Group im Verbund mit der Hamburger Werft Blohm+Voss, die wiederum zu Lürssen gehört.
Die knapp 170 m langen Mehrzweckkampfschiffe mit einer Besatzung von 180 Soldaten sollen das neue Herzstück der deutschen Marine werden. Sie sind größer als die Fregatten der Sachsen-Klasse und können durch austauschbare Missionsmodule an unterschiedliche Einsatzarten angepasst werden.
Prestige-Projekt für deutschen Marine-Schiffbau
»Wir freuen uns, dass es jetzt in die finale Phase geht«, sagte Jörg Herwig, Geschäftsführer von German Naval Yards Kiel (GNYK), gegenüber der ESuT. Für die deutsche Industrie habe das Projekt immense Bedeutung: Von der Vergabeentscheidung hänge ab, ob die deutsche Marineindustrie langfristig Technologieführer im Überwasserschiffbau bleiben könne.
Neben thyssenkrupp will GNYK nach eigenen Angaben zahlreiche deutsche Zulieferer integrieren. »Im Falle des Zuschlags werden wir die Entwicklung und Konstruktion der MKS 180 komplett in Deutschland umsetzen. Auch die Designrechte und das Know-how für die Konstruktion verbleiben damit im Land«, so die Kieler Werft.
Ähnlich will allerdings auch der Mitbewerber verfahren. Das niederländische Schiffbauunternehmen Damen Schelde Naval Shipbuilding (DSNS) will die Schiffe bei Blohm+Voss in Hamburg bauen lassen. Richard Keulen, Director Naval Sales Support bei DSNS betont, dass der Bau als es ein »deutsches Programm« realisiert werden würde.
Die Beschaffung der ersten vier Einheiten ist im Bundeshaushalt mit insgesamt 5,27 Mrd. € berücksichtigt – für das Haushaltsjahr 2019 sind bereits Mittel in Höhe von 195 Mio. € veranschlagt. Für die Folgejahre existiert eine Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 5,075 Mrd. €. Ursprünglich sollten es 3,5 Mrd. € sein, später wurde die Summe auf 4,7 Mrd. € korrigiert, dann noch einmal nach oben gesetzt.
Grund für den Kostenanstieg sind laut Verteidigungsministerium die Anschaffung eines Simulators für das Training der Besatzung und erheblich höhere Investitionen in die Bord-IT, die zusätzlich eingepreist worden seien.
Doch jetzt drängt die Zeit. Der Inspekteur der Marine hatte im Interview mit der ESuT die Dringlichkeit einer Entscheidung unterstrichen: »Ich erwarte diese Schiffe 2027 in der Marine.« Denn ab 2027 komme die Fregatte 123 langsam an das Ende der Lebenszeit.
Die Informationen stammen von Hans-Uwe Mergener, Autor der ESuT.