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Branchenverband Cefor berichtet von einem Zuwachs bei Tonnage und Prämienaufkommen. Von Michael Hollmann

Während die Transportversicherer in Großbritannien – vor allem im wichtigen Lloyd’s-Markt – eher auf Konsolidierungskurs sind, bauen die skandinavischen Gesellschaften ihren[ds_preview] Marktanteil weiter aus. Darauf deuten die jüngsten Zahlen des nordischen Seeversicherungsverbands für 2018 hin.

Auffällig ist vor allem ein starker Zuwachs bei Seekasko. So stieg der Anteil der Weltflotte, der von Cefor-Gesellschaften führend oder co-versichert wird, gegenüber 2017 von 25,9% auf 30,9%. Insgesamt handelte es sich um 16.722 Schiffe – so viele wie nie zuvor.

Auch das gebündelte Bruttoprämienvolumen in der Sparte wuchs kräftig um mehr als 12% auf fast 642Mio.$ an. Aktivster Player im Neugeschäft war offenbar der norwegische Gegenseitigkeitsversicherer Gard, der das Feld jetzt mit noch deutlich größerem Abstand anführt. Der Gard-Anteil am Seekasko-Prämienkuchen der Cefor stieg im vergangenen Jahr auf 38,2%, von 31,3% im Vorjahr.

Die Anteile der Mitbewerber Norwegian Hull Club (NHC), Skuld, Swedish Club und Codan gaben dagegen mehr oder weniger nach. Einen deutlichen Sprung nach vorn machte die finnische Alandia Insurance – von 5,5% auf 7,3%, die damit nun den dritten Platz nach Gard und dem NHC belegt.

Die Zunahme des Versicherungsbestands zog wie zu erwarten auch einen Anstieg der Schäden nach sich. Deren Zahl erhöhte sich von knapp 2.900 auf 3.096. Die Schadenskosten kletterten um 6,8% auf 734,5Mio.$.

Rückschlüsse auf Schadensquoten und Ergebnisse der Cefor-Mitglieder lassen sich, wie immer, nicht ziehen. Denn die Schäden sind auf 100% der Versicherungsdeckung hochgerechnet, sie entsprechen nicht den Anteilen der nordischen Führungs- und Folgeversicherer und können deshalb auch nicht den Prämieneinnahmen gegenübergestellt werden. Es liegen aber erste Finanzkennzahlen einzelner Versicherer vor, die passable Ergebnisse erkennen lassen. Der NHC erzielte demnach 2018 eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Schäden und Verwaltungskosten zu Prämieneinnahmen) von 94% und schüttet einen Großteil des Gewinns an die Mitglieder aus. Beim Swedish Club lag die Quote für Seekasko und P&I zusammen bei 99%.

Grundsätzlich beurteilt Cefor die Entwicklung als sehr moderat. 2018 sei das dritte Jahr in Folge ohne Riesenschäden von über 30Mio.$ gewesen. Am schwersten schlugen demnach zwei Totalverluste mit je 25Mio.$ zu Buche. Die Großrisiken hätten sich verringert, weil die Zahl der Schiffe mit Versicherungswerten über 30Mio.$ seit 2015 um mehr als 10% auf unter 4.500 gesunken sei – als Folge des Wertverfalls in der Schifffahrt.

In den unteren Schadenskategorien (5–10Mio. $, 1–5Mio. $, unter 1Mio. $ pro Claim) sanken die Schadensfrequenzen bei Teilschäden und Totalverlusten zuletzt auf Tiefstände von 21,9% und unter 0,1% der versicherten Objekte. Im Bereich der kleineren und mittleren Schäden hatten die Cefor-Versicherer unter anderem mit einer Serie von Schäden nach Bunkerverunreinigungen im US Golf zu kämpfen. Die Vorfälle reichten von Filter- und Pumpenproblemen bis hin zu Ausfällen der Hauptmaschine. Bis zu 1.000 Schiffe könnten davon betroffen gewesen sein, heißt es.

Der Ausblick auf 2019 fällt weniger positiv aus. Bereits im ersten Quartal habe es eine Reihe von Havarien weltweit gegeben, die bei den Kaskoversicherern mit über 30Mio.$ zu Buche schlagen könnten. Zwei der Vorfälle betreffen Schiffe, die im Cefor-Markt versichert sind.

Lloyd’s wieder mit hohem Verlust

Ein schlechtes Jahr haben dagegen die Transportversicherer bei Lloyd’s of London hinter sich. Die Versicherungsbörse veröffentlichte kürzlich ihre Kennzahlen für 2018, wonach das Marine-Segment (Seekasko, Warentransport, P&I/Verkehrshaftung) bei einer Schaden-Kosten-Quote von 116% einen Fehlbetrag von 343Mio. £ auffuhr. Das war zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (-469Mio. £) , stellt aber bei weitem keinen Turnaround dar. Größter Einzelschaden war der Brand auf der Bremer Lürssen Werft im vergangenen September.

Wie angespannt die Lage in dem Segment ist, wird durch den Rückzug von mehr als einem Dutzend Lloyd’s-Syndikaten deutlich. Der ausgewiesene Marine-Verlust bezieht sich dabei nur auf das direkte Geschäft, nicht auf die Rückversicherung für »Specialty«-Deckungen, die ebenfalls zu einem Großteil transportbezogen sind. Auch hier schloss der Markt mit roten Zahlen ab.
Michael Hollmann