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Jörg Molzahn, Geschäftsführer EUROMAR (Foto: EUROMAR)
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Der Geschäftsführer der Flaggenagentur EUROMAR kritisiert den gestern vorgestellten Koalitionsvertrag zur Bildung der Landesregierung in Bremen.

Jörg Molzahn, Geschäftsführer von EUROMAR, Agentur für die portugiesische Flagge, sagt: »Der Koalitionsvertrag in Bremen ist ein Rückschritt für die maritime Wirtschaft. Die Reeder aufz[ds_preview]ufordern, unter die deutsche Flagge zu wechseln, ist verständlich. Wir finden jedoch: unter Anbetracht der weiter andauernden Auswirkungen aus der Schifffahrtskrise ist das nicht zielführend.«

Vielmehr müsse der europäische Rahmen gestärkt werden. Die Wahl europäischer Flaggen sei wichtig für mehr europäische Beschäftigung an Bord und die Sicherung von Know-How, so der EUROMAR-Chef. »Das muss doch in Zukunft in einem vereinten Europa nach vorne gestellt werden.« Die Politik dürfe »nicht bei Rufen nach mehr nationalen Lösungen weiter zusehen, wie Schiffe in Offshore-Register ausgeflaggt« würden. »Dann gibt man die Schiffe auch aus der Hand, ebenso wie die Verantwortung und europäische Gesetzgebung.«

Im Entwurf des Koalitionsvertrags heißt es unter anderem unter dem Punkt »Ausbildung Seeleute«:

»Bremen wird sich gemeinsam mit den anderen norddeutschen Ländern weiterhin für international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung von sozialen und Umweltstandards für die Seeschifffahrt einsetzen. Im Fokus stehen die Ausbildung und Beschäftigung von Seeleuten zum Erhalt des seemännischen Know?how für die gesamte maritime Wirtschaft. Dazu werden wir in enger Kooperation mit unseren norddeutschen Nachbarn und dem Bund die Stärkung der seemännischen Ausbildung verfolgen.

Die Schifffahrtsunternehmen sollen durch vorteilhafte Standortbedingungen und Verbesserung der Standortidentifikation an den maritimen Wirtschaftsstandort Bremen gebunden und neue Unternehmen hinzugewonnen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Bremer Reedereien wieder vermehrt unter deutscher Flagge fahren. Wir setzen uns beim Bundesverkehrsministerium dafür ein, dass die Schiffsbesetzungsverordnung dahingehend geändert wird, dass wieder mehr Seeleute aus EU?Mitgliedsstaaten auf den Schiffen eingesetzt werden.

Der Senat setzt sich vor dem Hintergrund der Nachwuchssituation in der maritimen Branche dafür ein, adäquate Zugangsvoraussetzungen und geeignete Aus? und Fortbildungslehrgänge im Bereich des Lotsendienstes und bei den im maritimen Bereich tätigen Behörden zu schaffen.«

Die für den Schifffahrtsstandort Deutschland wichtigen europäischen Subventionsleitlinien für den Seeverkehr empfehlen mindestens 60% europäisch geflaggter Schiffe von EU-Reedern. Deutschland stagniert hier seit zwei Jahren bei rund 45%. Die Entwicklung kann die Bundesregierung nach Molzahns Meinung durch Anreize beeinflussen, etwa durch eine Differenzierung der Ausflaggungsgebühr in europäische und nicht-europäische Staaten.

»Insofern mahnen wir mehr europäischen Pragmatismus beim Thema Flagge und Registrierung von Schiffen an, auch in Bremen. Das wird sich auch positiv auf den maritimen Standort Bremen auswirken«, so Molzahn.