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Mit Robotern will die Hamburger Linienreederei Hapag-Lloyd beim Schiffsanstrich die Qualität erhöhen und die Dockingzeit verkürzen. Gestetet wird derzeit an neun Schiffen. [ds_preview]

Seepocken, Muscheln und Algen vom Rumpf fernhalten – das Thema Bewuchs ist so alt wie die Schifffahrt. Immer wieder aufs Neue stellt sich die Frage, wie man effizient und über fünf Jahre (in dem Abstand müssen die Schiffe zur Klassifizierung in die Werft) zuverlässig Bewuchs fernhält – denn mit ihm steigt der Wasserwiderstand dramatisch. Das bedeutet einen höheren Treibstoffverbrauch und erschwert das Erreichen von Klimazielen.

»Ein Antifouling zu finden, das zwei Jahre gut funktioniert, ist kein Problem. Aber es kommt darauf an, auch im dritten, vierten und fünften Jahr noch glatte Flächen ohne Bewuchs zu haben«, sagt Jan-Evan Lütje, Schiffbauingenieur im Technical Fleet Management bei Hapag-Lloyd. Denn hohe Performance und niedriger Verbrauch seien essentiell für eine Linienreederei in weltweiter Fahrt.

Für einen idealen Farbauftrag müssen die einzelnen Schichten exakt rechtwinklig zur Oberfläche aufgetragen werden. Nur so bleibt der Overspray – also der Sprühnebel, der die Oberfläche neben dem gerade bearbeiteten Abschnitt rau macht – gering. »Beides ist beim herkömmlichen, manuellen Auftrag ein Problem«, so Lütje.

In Hamburg, Marseilles und zuletzt im Dock in Singapur hat Hapag-Lloyd deshalb bei insgesamt neun Schiffen den Anstrich per Hull Treatment Carrier (HTC) getestet. Das System des österreichischen Herstellers Palfinger besteht aus mehreren automatisierten Einheiten, die im Dock an der Bordwand entlangfahren. Ihre Aufgabe ist es, den Rumpf mit extrem hohem Wasserdruck von den alten Farbschichten befreien sowie gleichmäßig neue Farbe aufbringen.

Bis zu 77% der pro Schiff etwa 9.300 m² großen Flächen können die Bearbeitungsköpfe des HTC-Systems erreichen. Am Wulstbug, unterhalb der Schlingerkiele und am Propellerbrunnen arbeitet die Werft manuell, ebenso wie am Flachboden. Die HTCs können jeweils rund 600 bis 800 m² Farbe pro Stunde auftragen. Eine Farbschicht ist so eine Sache weniger Stunden. »Die Performance-Indikatoren zeigen, dass die glattere Oberfläche sowohl am Anfang für einen geringeren Kraftstoffverbrauch sorgen als auch über die gesamten 60 Monate eine größere Widerstandsfähigkeit gegen Bewuchs erzielen“, fasst Lütje zusammen.