Das Aus für die P+S-Werften ist sieben Jahre her – hat jetzt jedoch ein juristisches Nachspiel: Der damalige Insolvenzverwalter verklagt KPMG auf mehr als 500 Mio. € Schadenersatz.[ds_preview]

Ab heute wird vor dem Landgericht Hamburg verhandelt, ob KPMG als seinerzeit beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Schadensersatz in Höhe von mehr als 500 Mio. € zahlen muss. Kläger ist der damalige Insolvenzverwalter, Bertholt Brinkmann.

Er macht geltend, dass KPMG Ende 2009 durch fehlerhafte Gutachten den P+S-Werften fälschlicher Weise eine Sanierungsfähigkeit und eine Fortführungsperspektive bescheinigt haben soll. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern genehmigte daraufhin staatliche Bürgschaften in Höhe von 270 Mio. €. Tatsächlich aber gingen die Werften im August 2012 in die Insolvenz – mit insgesamt 534 Mio. € an Schulden. Die Forderungen der Gläubiger summierten sich sogar auf mehr als 1,2 Mrd. €.

Zunächst sind vier Verhandlungstermine am Landgericht Hamburg angesetzt, zahlreiche Zeugen wurden geladen. Wie lange das Verfahren tatsächlich dauern wird und welche Aussichten die Klage auf Erfolg hat, ist mehr als ungewiss.

In einem anderen Verfahren, in dem die Bremer Hegemann-Gruppe als ehemaliger Eigentümer vor zweieinhalb Jahren gegen KPMG vor Gericht gezogen ist, war die Schadenersatz-Klage auf mehr als 300 Mio. € abgewiesen worden. Zeugen wurden damals allerdings nicht befragt. Die Sicherheiten, die Hegemann den Werften gewährt hatte, seien in jedem Fall verloren gewesen, hieß es damals zur Begründung. Terminverzögerungen, Zahlungsausfälle und Lieferschwierigkeiten hätten letztlich zur Insolvenz geführt. Das habe ein Gutachter nicht vorhersehen können.

Nach der Insolvenz ging die Volkswerft in Stralsund 2014 an Nordic Yards, die zuvor bereits die Standorte in Wismar und Warnemünde (ehemals Wadan-Werften) übernommen hatten. Alle drei Standorte gehören unter dem Namen MV Werften seit 2016 zum Genting-Konzern (Hong Kong). Die Peenewerft in Wolgast ist seit Ende 2012 Teil der Lürssen-Gruppe (Bremen).