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Wie lange werden die Überreste des Containerschiffs »Kea Trader« noch auf dem Durand-Riff im Pazifik liegen? Mehr als zwei Jahre nach der Strandung des damals brandneuen Schiffs gibt es nun wieder einen ganz groben Zeithorizont.

Diese Woche [ds_preview]fand eine Informationssitzung mit Vertretern der Regierung der zu Frankreich gehörenden Inselgruppe Neukaledonien im südlichen Pazifik statt. Vertreter der Provinzen, Bürgermeister und Zollbehörden berieten über die Szenarien für die Beseitigung der Wrackteile. Im Ergebnis wurde der am 29. November 2017 in Kraft getretene Notfallplan ORSEC POLMAR Terre, der nach der Strandung der »Kea Trader« aktiviert wurde, aufgehoben.

Seit der Havarie am 12. Juli 2017 auf dem Durand-Riff vor Maré wurden an den Stränden von elf Gemeinden in Neukaledonien Kohlenwasserstoff-Pellets entdeckt. Im Februar und März 2018 waren Polyurethanschaumstoffe und Containertrümmer während der Zyklone »Gita« und »Hola« angespült worden. Seit Juli 2018 sind nur noch Funde aus den Gemeinden Belep und Maré bekannt, wo gelegentlich Reste aus der »Kea Trader« auftauchen. Bisher sind insgesamt 585 kg Ölrückstände in sechzehn Gemeinden und mehr als 18 t verschiedener Abfälle angespült worden.

Beseitigung übernächstes Jahr?

In sechs Monaten soll voraussichtlich eine neue Sitzung stattfinden – das zeigt, in welchen Zeitabständen man bei der Bergung des Wracks mittlerweile rechnet. Die Behörden wollen das Wrack der »Kea Trader« bis zu seiner Demontage und Entfernung vom dem Riff weiter überwachen. Wann das der Fall sein könnte, darauf konnte auch die aktuelle Sitzung keine definitive Antwort geben. Allerdings hieß es nun, dass die Wrackbeseitigung 2021 stattfinden könnte.

Im Sommer 2017 war das nagelneue Containerschiff mitten im Südpazifik auf das Durand-Riff gefahren. Laut des Unfalluntersuchungsberichts war die Strandung allein auf menschliches Versagen der Besatzung zurückzuführen. Nach der Strandung sah es zunächst gut aus für eine Bergung dann wurde Das Schiff doch zum Totalschaden erklärt, im Herbst 2017 zerbrach es aufgrund der starken Dünung in zwei Teile. Wirbelstürme setzten dem Wrack in den folgenden Monaten weiter zu. Zunächst war die Bergungsfirma Ardent mit den Arbeiten zur Eindämmung des Schadens und mit dem Ableichtern der Container beauftragt.

Spezialschiff auf dem Weg

Die Wrackbeseitigung ging dann an die chinesische Shanghai Salvage Company (SSC), die seit dem Frühjahr 2018 mit schweren Gerät im Einsatz ist. Nach Angaben des früheren Eigners Lomar Shipping ist eine speziell für das Projekt in China gebaute Schwerlast-Barge fertig und per Schleppzug auf dem Weg. Die »Ca Li« ist knapp 130 m lang und 32 m breit, ausgestattet mit einem 800-t-Kran. 100 Mann Besatzung finden an Bord Platz. Bergung und Entsorgung verschlingen früheren Berichten zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag.

Weil das Wasser über dem Riff so flach ist, war das Spezialschiff nötig. Die Bergung ist selbst mit dem Spezialschiff kritisch, weil das sensible Ökosystem an der Stelle dadurch noch mehr beschädigt werden könnte. Der Bergungsplan von SSC wurde zuvor eingehend wissenschaftlich bewertet. Die tatsächlichen Arbeiten Am Wrack könnten dann selbst noch einmal mindestens ein Jahr dauern. Die »Ca Li« muss selbst auf dem Riff aufgesetzt werden, die Teile des bereits zerbrochenen Schiffs müssen vor der Bergung und dem Abtransport noch weiter zerschnitten werden. In den nächsten Monaten ist wohl mit neuen Entwicklungen – abgesehen vom weiteren Zerfall des Wracks – kaum zu rechnen. Denn im November beginnt im Südpazifik die Zyklonsaison, die bis ins Frühjahr andauert.