Mit der »Cap San Diego« historische Seefahrt live erleben

Von der Romantik von früher, als es noch keine Container gab, ist in der heutigen Seefahrt kaum noch etwas übrig[ds_preview] geblieben. Doch es gibt sie noch, die Erinnerungen an die Zeit, als traditionelle Stückgutfrachter über die Weltmeere fuhren. Einer davon ist die im März 1962 abgelieferte »Cap San Diego« der Reederei Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

1986 sollte das Schiff eigentlich verschrottet werden. Seinerzeit war der Frachter bereits unterwegs zur Abwrackwerft, als der Hamburger Senat sich sozusagen in letzter Sekunde dazu entschloss, das Schiff vor der Verschrottung zu retten und es wieder umkehren ließ.

Seither liegt die »Cap San Diego« vorwiegend im Hamburger Hafen und kann besichtigt werden. Darüber hinaus bietet sich die Gelegenheit, auf dem Frachter zu übernachten, denn die ehemaligen Passagierkabinen wurden inzwischen als Hotelzimmer hergerichtet.

An manchen Tagen aber werden auch die Leinen los gemacht und das Schiff sticht in See. Denn auch wenn der rund 160m lange und mehr als 21m breite Stückgutfrachter schon fast 60 Jahre alt ist, ist er auch heute noch vollends fahrtüchtig. Entsprechend wird er behandelt wie ein normales Seeschiff und muss auch alle fünf Jahre für Klassearbeiten in die Werft. Der nächste Aufenthalt dort steht in zwei Jahren an, schon jetzt wird an der notwendigen Werftliste gearbeitet.

Eigens zum Erhalt der Fahrtüchtigkeit und Hochseefähigkeit des historischen Frachters wurde die Stiftung Hamburger Admiralität gegründet, der die »Cap San Diego« heute gehört. Um den Frachter zu betreiben, wurde die gemeinnützige Cap San Diego Betriebsgesellschaft ins Leben gerufen, die Fahrten sowie den Hotel- und Museumsbetrieb an Bord organisiert. Die eingenommenen Gelder werden in die Instandsetzung reinvestiert, denn es bedarf eines erhöhten finanziellen Aufwands, um ein solches historisches Schiff in Schuss zu halten.

»Pro Jahr werden zwischen 250.000 und 500.000€ fällig«, sagt Ann-Cathrin Cornelius, Geschäftsführerin der Cap San Diego Betriebsgesellschaft. Wenn die Klasse ansteht, kann der Betrag auch schnell über 1Mio. € steigen.

Rund 120 Ehrenamtliche und etwa 20 Festangestellte kümmern sich um das Wohl des Schiffes. Ehrenamtlicher Kapitän ist Birger Möller, der auf einem der fünf Schwesterschiffe der »Cap San Diego« selber noch zur See gefahren ist. Seinen Beruf übte er seit 1967 aus, vor sieben Jahren wechselte er in den Ruhestand. Die Erfahrung, die er in den vielen Jahren gesammelt hat, kommt ihm heute zugute.

»Das hohe Durchschnittsalter der Mannschaft von 74 Jahren ist neben der Finanzierung die größte Herausforderung«, sagt Cornelius. Man sei dringend auf Nachwuchs angewiesen, da für den Frachter – wie für jedes andere Seeschiff – die Schiffsbesetzungsverordnung gelte.

»Die Mannschaft freut sich immer, wenn es wieder auf Fahrt geht«, so Cornelius. Künftig soll das häufiger der Fall sein, denn »wir liegen etwas zu viel im Hafen«, wie sie sagt. Schließlich seien es ja gerade die Fahrten, die den größten Spaß bereiteten.

Die Nachfrage nach den Touren ist groß, zumeist sind sie Wochen vorher ausgebucht. Bis zu 500 Passagiere dürfen auf den deutschen Gewässern an Bord genommen werden. Hinzu kommt die Besatzung. Auf hoher See, etwa bis nach Helgoland, ist die Beförderung von nur zwölf Gästen zulässig.

Auch kann das Schiff gechartert werden, wie es beispielsweise die Polizeidirektion Niedersachen im August für eine Anti-Terror-Übung auf der Nordsee gemacht hat.

Eine Herausforderung ist zudem die Besorgung von Ersatzteilen, falls Reparaturen anstehen. Vieles wird gesponsert. Einmal im Jahr übernehmen Lehrlinge von MAN zusammen mit der ehrenamtlichen Maschinencrew die Wartung der Maschine. Zudem kann auf noch erhaltene Komponenten der Schwesterschiffe zurückgegriffen werden. Sollte etwas dennoch einmal nicht vorhanden sein, ist die Mannschaft gefordert, sich ein entsprechendes Teil selbst anzufertigen.