Der Schifffahrt drohen nach Einführung der neuen Schwefelobergrenze nach IMO 2020 weitere Umweltauflagen. Die EU will den Emissionshandel ausweiten.[ds_preview]

Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat jetzt erstmals Eckpunkte eines »European Green Deal« vorgestellt. Europa wolle und müsse weltweit die Führung beim Klimaschutz übernehmen, sagte die CDU-Politikerin zum Auftakt des zweiwöchigen Klimagipfels in Madrid. Die EU soll bis 2050 klimaneutral werden, bis März 2020 soll dieses Ziel in einem »Klimagesetz« festgeschrieben werden. Teil des Plans ist es, den Emissionshandel auf die Schifffahrt auszuweiten.

CO2-Zertifikate im freien Handel

Beim EU-Emissionshandel (European Union Emissions Trading System, EU ETS) wird eine begrenzte Zahl an Emissionsrechten ausgegeben, die gehandelt werden können. Es trat 2015 in Kraft. Das System sieht vor, dass für jede Tonne CO2 ein gültiges Zertifikat vorgelegt werden muss und es davon nur eine begrenzte Menge (»Cap«) pro Jahr gibt.

Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte eine CO2-Abgabe von 75 $ pro Tonne im Jahr 2030 und von 150 $ im Jahr 2040 die Emissionen der Schifffahrt um fast 15% bzw. 25% senken. Dem gegenüber stünden Einnahmen aus dieser »Steuer» in Höhe von 75 Mrd. $ (2030) bzw. 150 Mrd. $ (2040), während die Transportkosten lediglich um 0,075% steigen würden.

Die Belastung der Umwelt durch die Schifffahrt wird innerhalb der EU bereits erfasst. Seit Juli 2015 gilt die Verordnung, kurz MRV-VO, zur Überwachung von CO2-Emissionen aus dem Seeverkehr für Schiffe mit mehr als 5.000 BRZ im europäischen Wirtschaftsraum. Seit Januar 2018 sind Reedereien zur Überwachung ihrer Schiffe verpflichtet. Sie müssen verifizierte Emissionsberichte bei der national zuständigen Behörde einreichen und seit Juni 2019 Konformitätsbescheinigungen auf Schiffen mitführen.

Reeder gegen regionale Alleingänge

Im April 2018 hatte das Maritime Environment Protection Committee (MEPC) der IMO eine erste Strategie verabschiedet, die auf eine Senkung der jährlichen Treibhausgasemissionen um mindestens 50% bis 2050 im Vergleich zu 2008 abzielt. Spätestens im Jahr 2100 sollen Seeschiffe gar kein CO2 mehr ausstoßen. Aber erst 2023 soll diese konkretisiert und mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen unterlegt werden.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) verweist zudem darauf, dass der EEDI (Energy Efficiency Index) für alle Neubauten ab 2025 vorschreibt, je nach Schiffstyp um 30 bis 50% effizienter zu sein – gemessen am technischen Stand der heutigen Welthandelsflotte. Einen EU-Alleingang lehnen die deutschen Reeder ab. »Wir brauchen unbedingt eine internationale Lösung, regionale Sonderwege sind zu vermeiden«, heißt es beim VDR.

HF KompassAuch beim diesjährigen 23. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanzierung« in Hamburg hatten sich führende Vertreter der Industrie klar für den Emissionshandel und gegen eine CO2-Steuer oder eine Kompensationsregelung ausgesprochen. Allerdings brauche es eine internationale Lösung unter Führung der IMO und keine unterschiedlichen regionalen Ansätze.