Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat erstmals ein eigenes Trainingsschiff für die Seenotretter an Nord- und Ostsee auf Kiel gelegt. Die etwa 22 m lange Einheit entsteht an der Elbe.
Mit dem im Sommer in Auftrag gegebenen Neubau intensiviert die DGzRS die dezentrale Aus- und Fortbildung der Seenotretter [ds_preview]auf den Stationen zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten erfolgen. Zusammen mit den Rettungseinheiten vor Ort sollen vorrangig Standards wie Sicherheit und Seemannschaft, Längsseitsgehen, Schleppen, Manövrieren, technische Navigation wie Radarausbildung, Kollisions-/Begegnungsfahrten, aber auch die Abbergung Verletzter aus Schiffsinnenräumen trainiert werden.
»Wir bereiten uns damit auch darauf vor, künftig verstärkt eigenes Personal selbst auszubilden und zu trainieren, da es immer weniger deutsche Seeleute gibt«, sagt Marco Behns, Leiter des Rettungsdienstes der DGzRS.
Das Trainingsschiff wird deshalb ausdrücklich keine leistungsstarke, schnelle Rettungseinheit, sondern ein konventioneller Verdränger mit Stahlrumpf. Das etwa 22 m lange, 6 m breite, 1,60 m tiefgehende und 11 kn laufende Schiff wird von zwei Cummins-Motoren angetrieben. Sie sind baugleich mit denen der neueren Seenotrettungsboote der DGzRS. Das ermöglicht auch die technische Aus- und Fortbildung der Seenotretter.
Drei Besatzungsmitglieder werden das Trainingsschiff fahren. Acht Trainees beziehungsweise Freiwillige können an Bord untergebracht und auch an entsprechend ausgerüsteten technischen Navigationsplätzen geschult werden. Das Trainingsschiff komplettiert die DGzRS-Trainingsflotte. Zu ihr gehören auch zwei spezielle Trainingsboote aus der 9,5-/10,1-Meter-Seenotrettungsboot-Klasse. Außerdem wird die DGzRS künftig ihren größten Seenotrettungskreuzer »Hermann Marwede« verstärkt zur Aus- und Fortbildung nutzen.
Gebaut wird das neue Trainingsschiff auf der Schiffswerft Hermann Barthel in Derben an der Elbe. Die Werft in Sachsen-Anhalt, gelegen zwischen Magdeburg und Brandenburg an der Havel, hat große Erfahrung im Bau ähnlicher Fahrzeuge. Finanziert wird der Neubau vollständig aus einer Erbschaft, wofür die Seenotretter außerordentlich dankbar sind.
Seit Jahresbeginn bündelt die Seenotretter-Akademie alle Maßnahmen: (erste) Qualifizierung zum Seenotretter, ständige Weiterbildung, regelmäßiges Training, an Bord, an Land und virtuell, für fest angestellte wie freiwillige Besatzungsmitglieder. Zur Akademie gehören das bereits 1996 gegründete Trainingszentrum Neustadt in Holstein und externe Einrichtungen, die Trainingsflotte, das Simulatorzentrum in der DGzRS-Zentrale sowie eine elektronische Lernplattform.
Einer Schiffbautradition folgend, legte Larissa Buck, Leiterin der Seenotretter-Akademie, eine Zwei-Hongkong-Dollar-Münze in eine Sektion des Neubaus ein. Das Geldstück soll den Schiffbauern, aber auch Schiffsführung und Besatzung Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen. Es wird jede Reise des Trainingsschiffes mitfahren. »Die Münze war seit meinem ersten Landgang auf meiner ersten Seereise 2006 in mein Seetagebuch eingeklebt. Ich bin damals wohlbehalten zurückgekommen. Und ich bin sicher, dass die Münze auch unserem ebenfalls reisenden Trainingsschiff Glück bringen wird«, sagte Buck anlässlich der Kiellegung in Derben.