Print Friendly, PDF & Email

Mit der Virus-Epedemie in China entwickelt sich eine neue Bedrohung für die globale Schifffahrt. Schon die verlängerte Neujahrspause in China dürfte schmerzen.

Die Folgen der in China vom Coronavirus ausgelösten [ds_preview]und sich schnell ausbreitenden Epidemie könnten die weltweite Schifffahrt erheblich treffen. Noch können selbst Experten keine verlässlichen Prognosen treffen, doch die Auswirkungen dürften bald spürbar sein.

Als erste zogen die Kreuzfahrt-Reedereien die Notbremse. Ganze Reisen wurden abgesagt. Schiffe, die noch fahren, laufen die betroffenen Häfen nicht mehr an oder nehmen dort zumindest keine Passagiere mehr auf. An Bord werden zusätzlich umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Die Containerschifffahrt, so etwas wie die Versorgungsader der globalen Weltwirtschaft, hat bislang nicht reagiert. »Wir beobachten die Entwicklung sehr genau«, heißt es auf Anfrage der HANSA bei Hapag-Lloyd. Noch gebe es keine Auswirkungen auf das operative Geschäft oder den Schiffsbetrieb. »Bei Bedarf können wir unsere Prozesse aber sehr schnell anpassen«, heißt es.

Chinese New Year verlängert

Dabei hat China aufgrund der steigenden Zahl von Verdachtsfällen und Erkrankungen längst reagiert. »Chinese New Year«, die traditionelle Urlaubszeit mit deutlichem Ladungsrückgang für alle Schifffahrtsunternehmen, wurde zunächst um drei Tage verlängert. In Teilen gilt dies sogar bis zum 14. Februar. Damit kann als sicher gelten, dass das traditionell schwache 1. Quartal des Jahres in vielen Unternehmensbilanzen 2020 noch für deutlich schlechtere Zahlen sorgen wird.

Etliche Dienste könnten ausgesetzt und Schiffe aufgelegt werden, wenn Ladung ausbleibt und die Linienreedereien ihre Schiffe nicht auslasten können. Als einen »Albtraum« bezeichnet ein Analyst ein solches Szenario. Denn andere asiatische Fahrtgebiete seien nicht ansatzweise in der Lage, die Einbußen am chinesischen Markt auszugleichen.

Die Befürchtungen betreffen bei weitem nicht nur den Containersektor. Alle Sparten sind betroffen, warnt das Hamburger Beratungsunternehmen Notos Consult. Analysten von Goldman Sachs haben bereits davor gewarnt, dass die Nachfrage nach Rohöl aufgrund der gedämpften Nachfrage aus China sinken und zu einem anhaltenden Rückgang der Öl- und Gaspreise führen könnte. Leidtragende wären die Tanker-Reedereien, die gegenüber dem Vorjahr bislang deutlich dazu gewinnen konnten.

Aber auch andere Sparten sind betroffen, an den Börsen sackten die Schifffahrtsaktien auf breiter Front in die roten Zahlen ab.

Einer der größten Bulker-Reedereien, Scorpio Bulkers, meldete am Morgen noch Gewinne, danach fielen die Aktien um fast 10%, bevor sich die Einbußen auf 5% einpegelten. Ähnlich erging es Euronav, Frontline, DHT Holdings und Tsakos Energy. Auch die Aktien der Kreuzfahrtreedereien gaben erheblich nach.

Wuhan WHO 2
© WHO