Steht der Round-the-World-Service der Zeaborn-Tochter Rickmers-Line vor dem Aus? Der Verkauf von drei MPP-Schiffen durch Tufton Oceanic heizt die Spekulationen an.
Der[ds_preview] britische börsengelistete Flottenfonds Tufton Oceanic Assets hat sich von drei großen Schwergutfrachtern getrennt, die in Langzeitcharter bei dem Projekt-Carrier Zeamarine laufen. Bei den Frachtern handelt es sich nach Informationen der HANSA um die »Zea Hamburg« (29.980 tdw, Bj. 2002), »Zea Jakarta« (29.901 tdw, Bj. 2003) und die »Zea Dalian« (29.827 tdw, Bj. 2004).
Der britische Investor hatte die ehemaligen Rickmers-Einheiten erst im Mai vergangenen Jahres für insgesamt 19,9 Mio. $ von Zeaborn übernommen. Die Schiffe blieben trotz Eigentümerwechsel bei der Rickmers-Line im Einsatz und wurden weiter von Zeaborn bereedert. Die Rede war von einem sogenannten Sale-and-Leaseback-Geschäft einschließlich einer Bareboat-Charter für sieben Jahre (Ex-»Rickmers Hamburg«) bzw. 5,5 Jahre (»Zea Dalian« und »Zea Jakarta«).
Tufton, generell eher zurückhaltend mit Informationen, hat jetzt nur allgemein den Verkauf von drei »General Cargo Vessels« bekanntgegeben, ohne Schiffsnamen oder Käufer zu nennen. Der Erlös soll bei 19,3 Mio. $ liegen, als knapp unter dem damaligen Einstandspreis. Der Börsenmitteilung zufolge werde trotzdem eine Rendite oberhalb der Zielmarke von 12% (IRR) erzielt, was sich wohl durch die Chartereinkünfte seit Übernahme der Schiffe erklärt.
Liniendienst vor dem Aus?
Der Verkauf der drei alten Rickmers-Heavylifter, die als Teil der in den frühen 2000er Jahren gebauten Superflex-Serie das Rückgrat eines Round-the-World-Services bilden, nährt die Spekulationen über die Zukunft der Linien-Sparte von Zeamarine.
In der Branche wird vermutet, dass der Dienst aufgrund des Ratenverfalls im Breakbulk-Geschäft hohe Verluste einfährt – vor allem seit dem Rückgang der US-Stahlimporte aus Fernost aufgrund der Strafzölle. Es darf daher spekuliert werden, ob nach der Abgabe von neun der modernsten Schiffe an UHL und der Ausgliederung des US-Geschäfts an die wiederbelebte Intermarine der ins Haus geholte Restrukturierungsexperte Sven Lundehn einen weiteren Teil von Zeamarine abstößt.
Verschrottung nach Rückkauf?
Als wahrscheinlichste Lösung gilt im Markt, dass Zeamarine bzw. die Muttergesellschaft Zeaborn die drei Schiffe zurückkauft, um sich von den langfristigen Charterverpflichtungen gegenüber Tufton zu befreien. Anschließend könnten die Schiffe im Paket mit fünf weiteren Superflex-Frachtern, die noch bei Zeaborn in der Bilanz stehen, verschrottet werden. Dafür spräche der aktuelle Marktwert, der laut WeselmannValue bei den drei Schiffen nur noch zwischen 300.000 $ (»Zea Hamburg«) und 700.000 $ (»Zea Dalian«) über dem Schrottpreis liegt. Derzeit werden alle Heavy-Lifter nach HANSA-Informationen in Asien zusammengezogen. Oder sollen sie doch an einen anderen Carrier verkauft werden?
Ob die mit einem Recycling-Verkauf verbundene Wertberichtigung Sinn ergäbe, hängt von den zu erwartenden finanziellen Verlusten bei einem Weiterbetrieb der Schiffe ab. Chancen und Risiken einer Einstellung des Liniendienstes kombiniert mit einer Verwertung der Superflex-Flotte dürfte der Sanierungsbeauftragte und Zeamarine-Geschäftsführer Lundehn in den vergangenen Wochen intensiv abgewogen haben.
Schiffe ohne Fahrplan
Seitens des Unternehmens gab es auch heute keinerlei Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung. Aus Speditionskreisen erfuhr die HANSA unterdessen, dass für den Round-the-World-Service derzeit keine weiteren Abfahrten mehr angezeigt werden. Auch auf der Zeamarine-Webseite ist kein aktueller Fahrplan für den Dienst mehr zu finden. Sollte tatsächlich das Ende des seit mehr als 15 Jahre betriebenen Round-the-World-Dienstes eingeläutet werden, würde erneut viel Substanz für die Carrier-Aktivitäten Zeamarine verloren gehen.
Für Tufton, zuletzt immer auf Einkaufstour, ist die Transaktion die erste Veräußerung von Schiffen. Die Flotte schrumpft damit kurzzeitig auf 14 Einheiten. Parallel zum Verkauf der MPP-Frachter vermeldete Tufton allerdings auch die Übernahme eines Produktentankers für 13,25 Mio. $, der für mindestens drei Jahre in Charter eines großen Rohstoffhändlers fahren soll. Somit wächst die Flotte wieder auf 15 Einheiten an. (mph)