HCOB, Hamburg Commercial Bank
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Die Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) hat im ersten Jahr nach ihrer Privatisierung einen Vorsteuergewinn von 77 Mio. € eingefahren – weniger als im Jahr zuvor.

Im Vorjahre waren es 20 Mio. € mehr. Die Bank führt das [ds_preview]vor allem auf die Marktschwäche im Immobiliensektor zurück. Aufgrund einer planmäßigen, einmaligen Minderung von »latenten Steuern« im Zuge der erfolgreichen Restrukturierung der Kapitalstruktur liegt das Ergebnis nach Steuern bei 12 Mio. € (2018: 77 Mio. €).

Auf der von Vorstandschef Stefan Ermisch ausgegebenen Agenda stehen der Umbau der Bank zu einem Spezialfinanzierer, Stärkung der Kapitalbasis, Investitionen in die  technologischen Infrastruktur sowie einen Verringerung der Kosten, vor allem beim Personal. So wurde die Zahl der Mitarbeiter zum Jahresende bereits von 1.700 auf gut knapp 1.500 abgebaut und soll bis 2022 weiter auf nur noch 700 Stellen reduziert werden.

Der Gesamtertrag belief sich auf 463 Mio. € nach fast 1,6 Mrd. € im Vorjahr, als wesentliche Sondereffekte verrechnet wurden. Bei einer Bilanzsumme von 47,7 Mrd. € (55,1 Mrd. €) sank die NPE-Quote (non-performing exposure) auf 1,8% und damit erstmals unter den strategischen Zielwert von 2,0% wie Ende 2018.

Dank einem konsequenten Abbau der Risikoaktiva stieg die harte Kernkapitalquote auf 18,5% (18,4%). Die Leverage Ratio verbesserte sich von 7,3% auf 8,2%. Bei der Risikovorsorge, in den Vorjahren mit immensem Kapitaleinsatz verbunden, gab es einen positiven Saldo von 11 Mio. €, während es 2018 noch -367 Mio. € waren.

Nach der Privatisierung will die HCOB aus dem Lager der Sparkassen ins Einlagensicherungssystem der Privatbanken wechseln und muss dafür bestimmte Kriterien hinsichtlich Kernkapital, NPE-Quote und Rating erfüllen.

Shipping wieder im Kommen

Wegen der eingetrübten konjunkturellen Entwicklung wurde das Neugeschäft selektiv gesteuert und erreichte bei einem bewusst niedrigeren Bruttovolumen von 7,2 Mrd. € (2018: 8,4 Mrd. €) eine spürbar höhere Rentabilität. Der Bereich Shipping, der durchaus wieder positiv bewertet wird, bildet die Ausnahme. Denn dort wurde sogar mehr Neugeschäft abgeschlossen als geplant.

Im Zuge der Privatisierung und des Verkaufs der damaligen HSH Nordbank an ein Investorenkonsortium um Cerberus und J.C. Flowers war das Volumen der Schiffskredite erheblich auf zuletzt noch 5,2 Mrd. € verkleinert worden. Dieses gilt jedoch als weitestgehend »gesund« und weitaus profitabler als andere Banksparten. Nun wird es vorsichtig wieder ausgebaut – zum Jahresende 2019 waren es 5,4 Mrd. € (+200 Mio.).

Übers Jahr wurde nach den vorläufigen Geschäftszahlen ein Neugeschäft von rund 1,2 Mrd. € gezeichnet, nach 500 Mio. € im ersten Halbjahr. Im Vergleich der Geschäftsbereiche hatte die einstige Problemsparte, durch die die Bank überhaupt erst in die Krise gestürzt war, sogar wieder als Hoffnungsträger. Während die Gesamtbilanzsumme weiter sinken soll und andere Sparten Einbußen hinnehmen mussten, soll die Sparte Shippng stabil gehalten werden. Für 2020 ist erneut 1 Mrd. € an Neugeschäft geplant, heißt es bei der Bank.

Neben »gezieltem« Wachstum in den Kernbereichen Immobilien, Unternehmenskunden, Shipping und Projektfinanzierungen will die HCOB den Angaben zufolge neue Geschäftsfelder wie die Finanzierung von Factoring- und Leasinggesellschaften sowie das sogenannte Diversified Lending etablieren.


Die HCOB veröffentlicht ihren finalen Jahresbericht voraussichtlich am 16. April 2020.