containerschiff maersk

Am Himmel kaum noch Flugzeuge, auf den Meeren immer weniger Schiffe. In ihren weltweiten Diensten haben die Linienreedereien inzwischen fast 400 Abfahrten gestrichen.

Chinesisch-Neujahr sorgt Jahr für Jahr für ein deutliches Abflauen des Marktes, ein Rückgang um [ds_preview]15–20% bei der Kapazität gilt für die Containerlinienfahrt als saisonüblich. So auch Anfang 2020. Dann aber kam das Corona-Virus und sorgte für Turbulenzen wie zuletzt nach der Finanzkrise 2008/2009.

Mittlerweile summiert sich die in diesem Jahr abgesagten Abfahrten (blank sailings) bei den Linienreedereien auf mehr als 380, allein 83 waren es in der vergangenen Woche. Die aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie gestrichenen Dienste übersteigt die Kapazitätsverringerung durch das chinesische Neujahrspause um das Zweieinhalbfache. Stand heute. Nach Ansicht des dänischen Analysehauses Sea-Intelligence ist ein Ende noch lange nicht in Sicht, bislang reicht der Vorhersage-Horizont bis zu Kalenderwoche 25, also bis Mitte Juni.

Doch schon jetzt sind die Folgen dramatisch. Nimmt man alle Schiffe zusammen, die bislang aus dem weltweiten Netz genommen wurden, fehlten in KW 15 gegenüber »normalen« Jahren bereits rund 3 Mio. TEU an Kapazität. Aber auch auf anderen Routen wurden von den drei maßgeblichen Allianzen erhebliche Einschnitte vorgenommen, besonders deutlich mit -44% von »THE Alliance« um Hapag-Lloyd zwischen Asien und Mitttelmeer (siehe Grafik). Da mit weiteren Kürzungen zu rechnen sei, könnte es hochgerechnet aufs Gesamtjahr einen Verlust von -6,5 Mio. TEU (-4%) im Vergleich zu 2019 geben.

blank sailings

Dabei handelt es sich laut Sea-Intelligence allerdings um ein »optimistisches« Szenario, das eine Markterholung nach dem 2. Quartal unterstellt. Dauert die Corona-Krise allerdings länger, rücken auch jene -15% in Sicht, die 2008/2009 zu verzeichnen waren. Für wahrscheinlich halten die dänischen Experten derzeit ein Minus von 10%.

Waren die Verluste beim Ladungsvolumen zu Beginn noch dem Rückgang der chinesischen Produktion durch Neujahr und Corona geschuldet, habe man es mittlerweile wegen der Vielzahl von Einschränkungen mit einem Nachfrage-Rückgang in den Hauptabsatzmärkten Europa und USA zu tun, heißt es weiter.

Mit den Kapazitätsanpassungen versuchen die Reedereien weiter, die Frachtraten stabil zu halten, was mit Blick auf wichtige Indizes wie den nahezu unveränderten SCFI aktuell noch gelingt. Angesichts der niedrigen Bunkerpreise rückt auch die Umfahrung des Suez-Kanals rund um Afrika verstärkt in den Fokus.

Auf Sicht müssen die Unternehmen dennoch mit gravierenden Verlusten rechnen. Sea-Intelligence sieht für die gesamte Branche eine Spanne zwischen -5 Mrd. $ bei einem Ratenrückgang um -5% und bis zu -23 Mrd. $, sollten die Raten in etwa in dem Maße nachgeben wie nach der Finanzkrise. Sollte dies passieren, würden auf einen Schlag sämtliche Gewinne der vergangenen acht Jahre (2012-2019) in Höhe von knapp 21 Mrd. $ aufgezehrt.