Wie schwerwiegend die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die europäische Schifffahrt sind, zeigt eine Umfrage des europäischen Reederverbands ECSA. In manchen Sektoren seien die Umsätze um über 60 % eingebrochen, Hilfsmittel flössen nicht, heißt es.
Reedereien, Charterer, Betreiber, Schiffseigner, Besatzungsmitglieder sowie [ds_preview]Mitarbeiter an Land haben alle mit zunehmenden Schwierigkeiten bei der Fortführung des Betriebs zu kämpfen, berichtet die ECSA nach einer Umfrage unter den Unternehmen ihrer Mitglieder.
Mit Ausnahme des Tankschifffahrtssektors meldeten demnach alle anderen Segmente erhebliche unmittelbare Verluste. Die am stärksten betroffenen Segmente sind Fähren, Kreuzfahrten, Autotransportschiffe und Offshore-Serviceschiffe. Der Umsatzrückgang erreichte mehr als 60%. Die Befragten erwarten für den Rest des Jahres eine gewisse Erholung, jedoch bleiben die Umsatzverluste in der gesamten Branche – mit Ausnahme des Tankersektors – erheblich.
Maßnahmen fehlen oder sind nicht anwendbar
Dazu kommen Einbrüche auf der Beschäftigungsseite in den am stärksten betroffenen Segmenten, besonders beim Personal auf See und weniger bei Bürokräften. Während Unternehmen nationale Regelungen für ihr Landpersonal in Anspruch nehmen könnten, gälten die nationalen Regelungen für Seeleute nur für Staatsbürger, andere Nationalitäten blieben außen vor, klagt der Verband.
Berichtet wird außerdem vom Fehlen nationaler, regionaler oder lokaler Maßnahmen gegen Liquiditätsprobleme oder dass diese nicht auf die Schifffahrtsindustrie anwendbar seien. In den Fällen, in denen es Maßnahmen gebe, böten die Banken diese Optionen in der Praxis nicht an. Täten sie es doch, überstiegen der Verwaltungsaufwand und die Kosten die Vorteile. Gerade die am stärksten betroffenen Segmente, die am dringendsten auf finanzielle Unterstützung angewiesen seien, seien diejenigen, die diese nicht erhielten.
Investitionen müssen zurückgefahren werden
Angesichts der hohen Belastung für Finanzierung und Beschäftigung erwartet die Branche im Laufe des Jahres 2020 keine vollständige Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Während mehr als die Hälfte der Unternehmen, die geantwortet haben, eine positive Aussicht auf eine Rückkehr zum Beschäftigungsniveau von vor der Krise haben, müssen geplante Investitionen entweder storniert oder zurückgestellt werden.
Dies gilt auch für Investitionen in die Verringerung der Luftemissionen: nur 26% glauben, dass sie wie geplant fortgeführt werden können, 30% würden in geringerem Umfang fortgeführt, während 44% angeben, nicht mehr in der Lage zu sein, solche Investitionen zu tätigen.