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Die finanziell angeschlagene Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) will in der zweiten Junihälfte die Arbeit wieder aufnehmen und hofft auf neue Aufträge.

Erst brachen Aufträge weg, danach blieben [ds_preview]erhoffte Bürgschaften des Landes aus, dann kam Corona – die FSG musste Mitte März die Werfttore schließen. Am 24. April folgte der Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Die 650 Mitarbeiter sind seit Monaten in Kurzarbeit.

Mit einem sogenannten Massekredit hatte der Risiko-Investor und Eigentümer der FSG, Lars Windhorst, zuletzt 5 Mio. € für einen Neustart zur Verfügung gestellt. Ab Mitte Juni soll die »Honfleur« für Brittany Ferries weitergebaut werden. »Wir befinden uns in guten Verhandlungen mit dem Kunden«, sagt der Generalbevollmächtigte der Werft, Stefan Denkhaus, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Man stehe zudem in Verhandlungen mit Finanzierungspartnern, Subunternehmern und möglichen neuen Auftraggebern«, sagt Denkhaus aus der Wirtschaftskanzlei BRL.

Konzept für Neuausrichtung in Arbeit

Derzeit werde einen belastbarer Plan zur Beendigung der Insolvenz erarbeitet. Im Zuge der Insolvenz waren Christoph Morgen, Partner in der Kanzlei Brinkmann & Partner, als Sachwalter und Martin Hammer als neuer Geschäftsführer der FSG eingesetzt worden. Eine positive Fortführungsprognose gilt als Voraussetzung, um für die Baufinanzierung weiterer Schiffe Bürgschaften des Landes Schleswig-Holstein zu erhalten.

Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung wird vom Amtsgericht zwar ein Insolvenzverwalter bestellt, das operative Management verbleibt aber bei der Werftleitung. Ziel des Verfahrens ist es, Zeit zu gewinnen und die Werft neu auszurichten, hieß es.

Die Krise der FSG bahnt sich seit längerem an, spätestens seit Sommer vergangenen Jahres. Denn trotz zunächst noch vollen Auftragsbüchern hatte die Werft Verluste eingefahren. Allein für 2018 waren es –111 Mio. € bei einem Umsatz von 213 Mio. €.

Wesentlicher Grund für die Verluste war die verspätete Ablieferung der »W.B. Yeats« an Irish Ferries, wofür eine hohe Konventionalstrafe fällig wurde. Dazu fehlte Geld für die Bauzeitfinanzierung weiterer Fähren. Deswegen waren auch andere Neubau-Projekte in Verzug geraten, darunter die RoPax-Fähre »Honfleur«. Die australische TT Line hatte daraufhin den Auftrag für zwei Schiffe gekündigt und neue nach Finnland vergeben. Zuletzt war noch die Fähre »Liekut« als achter Neubau für den langjährigen Eigner Siem Industries abgeliefert worden.