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2019 markierte einen neuen Rekord für die Branche, was den Kapazitätszubau angeht. Ehrgeizige Ausbauziele, beispielsweise in Asien und in den USA, versprechen noch höhere Zuwachsraten. Dazu kommen bisher kaum beachtete Märkte

Die Branchenorganisation Global Wind Energy Council geht davon aus, dass in den Jahren 2020 bis 2024 über 50 GW neue[ds_preview] Offshore-Windkapazität installiert werden, da Projekte in neuen Märkten wie den USA, Taiwan, Japan, Vietnam und Südkorea mit ehrgeizigen Zielen für die Offshore-Windenergie realisiert werden. Dies würde bedeuten, dass die gesamte installierte Offshore-Windkapazität in den nächsten fünf Jahren weltweit fast 80 GW erreichen könnte, was einem Anstieg um fast 172% gegenüber der heutigen Kapazität entspricht.

Ben Backwell, CEO bei GWEC, meint: »Es ist auch spannend zu sehen, dass 2019 schwimmende Windkraftanlagen installiert wurden, denn sobald diese Technologie den industriellen Maßstab erreicht, wird sie ganz neue Märkte und Möglichkeiten für die Offshore-Windenergie eröffnen.«

Die Größe des globalen Offshore-Marktes wird nach Annahme des Branchenverbandes voraussichtlich von 6 GW Kapazitätsausbau im Jahr 2019 auf 15 GW im Jahr 2024 anwachsen und den Marktanteil an globalen Neuinstallationen von Windenergieanlagen von heute 10% auf 20% bis 2024 erhöhen. In Asien wird China in den nächsten fünf Jahren zu einem großen Player werden, gefolgt von Taiwan und Japan. In den USA werden die ersten Offshore-Installationen im Versorgungsbereich (>800 MW) gegen 2023 erwartet, wenn sich die Offshore-Windenergie zu einem wirklich globalen Geschäft entwickeln wird.

Auch Afrika und Nahost legen zu

Die Branchenkenner erwarten zudem, dass in den nächsten drei Jahren (2020-2022) konstante Volumina, etwa 1,45 GW/Jahr, aus der Region Afrika/Naher Osten hinzukommen. Die jährliche Marktgröße werde sich wahrscheinlich verdoppeln, was in erster Linie auf ein größeres Volumen aus Südafrika, und auf erwartete Installationen aus Saudi-Arabien zurückzuführen sei, heißt es.

In Asien (ohne China) wird wohl Indien auch weiterhin eine große Triebkraft sein. Vietnam ist nach GWEC-Einschätzung ein Markt, den man in Südostasien im Hinblick auf den kurzfristigen Installationszunahme, die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen und die wachsende Wirtschaft und Energienachfrage beobachten sollte. »Es könnte mehr Volumen freigesetzt werden, wenn Regierungen an Orten wie Indonesien und den Philippinen den jüngsten positiven politischen Verlautbarungen folgen«, heißt es.

Der größte Teil der Nachfrage der Pazifik-Region soll in den nächsten fünf Jahren aus Australien kommen, obwohl auch kleinere Projekt – einschließlich Repowering – aus Neuseeland erwartet werden.

Als etablierter Markt soll »EU-28« mit jährlichen Installationen in den nächsten fünf Jahren auf einem Niveau von 11-12 GW stabil bleiben. Wachstum wird auch von Märkten wie der Türkei und Russland erwartet, da die Regierungen weiterhin ihre Auktionen und Ausschreibungen durchführen.

In Lateinamerika sehe man ein gemischtes Bild in Bezg auf die staatliche Unterstützung und die wirtschaftliche Stabilität auf Länderebene, jedoch sei eine stabile jährliche Installation von 4GW möglich, hauptsächlich getrieben durch die Erholung des brasilianischen Marktes und die Nachfrage aus dem privaten Markt, heißt es. In den nächsten fünf Jahren werden steuerliche Förderungen (PTC) der Hauptantrieb für den US-Markt bleiben.

Um insgesamt 6,1 GW wuchs im vergangenen Jahr die installierte Offshore-Windkapazität, ein Plus von 5,5%. Der Gesamtmarkt erhöhte sich auf 29 GW. Den jüngst veröffentlichten Zahlen der Branchenorganisation zufolge war Europa mit 59% der Neuinstallationen der größte Markt, während die restlichen 41% auf den asiatisch-

pazifischen Raum entfielen. China bleibt mit einem Zubau von mehr als 2,3 GW der führende einzelne Markt für Neuinstallationen, wobei Großbritannien und Deutschland mit 1,8 GW bzw. 1,1 GW Kapazitätszubau im Ranking an zweiter und dritter Stelle liegen.

Auf die Offshore-Windenergie entfielen 2019 weltweit etwa 10% der neu aufgestellten Windkraftanlagen. Acht Märkte meldeten neue Offshore-Windkraftanlagen bzw. neue Offhore-Kapazität: In China kamen 2.395 MW neu hinzu, im Vereinigten Königreich 1.764 MW. Es folgen Deutschland mit 1.111 MW, Dänemark mit 374 MW und Belgien mit 370 MW. In wurden 120 MW installiert, in Portugal 8 MW (schwimmend) und auch in Japan 3 MW (schwimmend). Wie eingangs bemerkt, sehen Experten die schwimmenden Anlagen als Schlüssel zur Erschließung ganz neuer Märkte.

Im Vereinigten Königreich wurden in der Ausschreibungsrunde im Herbst insgesamt mehr als 5,4 GW neu vergeben. In den Niederlanden gewann Vattenfall im Juli die zweite niederländische Offshore-Windenergie-Ausschreibung ohne Subventionen mit einem Gesamtvolumen von 760 MW.

Starkes Plus in den USA, positiver Trend in Asien

Der US-Sektor hat im vergangenen Jahr nach Angaben von GWEC große Fortschritte gemacht. Die Gesamtziele des Landes für die Beschaffung von Offshore-Windenergie stiegen von 9,1 GW im Jahr 2018 auf 25,4 GW, nachdem New York und New Jersey ihre Ziele angehoben hatten und mehr Bundesstaaten ihre Erwartungen bekannt gaben. Sechs Bundesstaaten hatten bis Dezember mehr als 6 GW Offshore-Windenergie in staatlichen Ausschreibungen vergeben, und es wird erwartet, dass in New York und New Jersey in diesem Jahr weitere Ausschreibungen veröffentlicht werden. Bis 2026 werden in den Vereinigten Staaten voraussichtlich mehr als 15 Offshore-Wind-Projekte gebaut werden.

Die Entwicklung auf den asiatischen Offshore-Märkten war 2019 ebenfalls positiv. Taiwan schloss sein erstes Offshore-Projekt im Versorgungsbereich an das Netz an. Zusätzlich zu den 5,6 GW Offshore-Windenergie, die bis 2025 installiert werden, sollen zwischen 2026 und 2035 weitere 10 GW gebaut werden.

Auch in Japan wurden im vergangenen Jahr positive Schritte unternommen, um die Entwicklung zu beschleunigen, und die erste Offshore-Windauktion soll noch in diesem Jahr stattfinden – zumindes gab es bislang trotz der Corona-Krise noch keine offizielle Änderung.

China hatte Großbritannien als weltweit führenden Offshore-Markt bei Neuinstallationen schon 2018 überholt. Das Ziel des Landes, bis 2020 5 GW Offshore-Windenergie zu erreichen, wurde bereits 2019 erreicht, nachdem 2,4 GW Offshore-Windenergie neu installiert wurden. Derzeit verfügt China über eine kumulierte installierte Offshore-Windkapazität von 6,8 GW und ist damit weltweit Dritter. Mit einer Küstenlinie von über 18.000km verfügt das Land über ein technisches Potenzial von mehr als 1.000 GW für Offshore-Windenergie in einer Nabenhöhe von 90m. Derzeit gibt es in China allerdings kein langfristiges nationales Ziel für die seeseitige Windenergie, von den Küstenprovinzen wurden aber zumindest bereits ehrgeizige offizielle Ziele festgelegt.